Bahninfrastruktur Aargauer Vorbehalte gegenüber dem Bahn-Ausbauschritt 2035

SDA

31.10.2018 - 17:05

Im Kanton Aargau wird die am Mittwoch vorgestellte Botschaft des Bundesrates zum Bahn-Ausbauschritt 2035 mit gemischten Gefühlen betrachtet. Das kantonale Departement Bau, Verkehr und Umwelt ist enttäuscht, dass wichtige Taktverdichtungen und neue Haltestellen bei der S-Bahn nicht berücksichtigt wurden.

Zwar wurde bei den kantonalen Stellen mit Freude festgestellt, dass das S-Bahn-Angebot zwischen Wohlen und Lenzburg zum Viertelstundentakt ausgebaut werden soll. Damit werde das Freiamt optimal an die neuen, viertelstündlichen Fernverkehrshalte in Lenzburg Richtung Ost und West angebunden.

Der Kanton Aargau hofft aber, dass in den nächsten Planungsschritten auch Lösungen für die Direktverbindungen in der Hauptverkehrszeit zwischen dem Freiamt und Zürich gefunden werden. Mit Bedauern wurde im Kanton Aargau zur Kenntnis genommen, dass wichtige weitere geforderte Ausbauten, wie die Viertelstundentakte der S-Bahn im Fricktal und im Unteren Aaretal, zeitlich zurückgestellt wurden.

Guter Ausbau im Fernverkehr

Beim künftigen Fernverkehrsangebot ist der Kanton Aargau laut einer Mitteilung des aargauischen Departements Bau, Verkehr und Umwelt vom Mittwoch gut weggekommen. Neben dem 15-Minuten-Takt von Brugg–Baden nach Zürich, der bereits in der Vernehmlassungsvorlage enthalten war, wurden auch die Viertelstundentakte von Aarau–Lenzburg nach Zürich sowie von Baden nach Aarau berücksichtigt.

Auch ist ein halbstündlicher InterCity-Halt in Aarau Bestandteil des künftigen Angebots. Mit dem Viertelstundentakt von Baden nach Aarau können viertelstündliche Umsteigeverbindungen zwischen der Region Baden/Brugg nach Bern angeboten werden. Noch unklar ist, wie künftig die Direktverbindung von Aarau in die Westschweiz sichergestellt wird.

Bau von neuen Haltestellen zurückgestellt

Auch in Sachen Infrastruktur hat das Aargauer Baudepartement Vorbehalte. Es begrüsst, dass der dringende Ausbau des Bahnhofs Lenzburg über den nächsten Ausbauschritt finanziert wird. Die neuen Bahnhaltestellen Oftringen Zentrum, Wettingen Tägerhard und Hunzenschwil Schoren wurden jedoch in der Vorlage nicht berücksichtigt.

Eine rasche Realisierung dieser Haltepunkte ist gemäss der Mitteilung notwendig, damit die vom starken Bevölkerungswachstum ausgelöste Siedlungsentwicklung auf Standorte konzentriert wird, die mit der Bahn gut erschlossen sind.

Mit der Realisierung der Entflechtung in Oberentfelden kann sowohl die Betriebsstabilität auf der Nationalbahnlinie Zofingen–Lenzburg, als auch auf der Linie Aarau–Schöftland erhöht werden. Aus Sicht des Departements Bau, Verkehr und Umwelt reichen diese Massnahmen jedoch nicht, um einen stabilen Bahnbetrieb im Mittelland langfristig sicherzustellen.

Forderung nach Neubaustrecke Aarau-Zürich bleibt

Ohne die vom Kanton Aargau geforderte Neubaustrecke zwischen Aarau und Zürich werde das Netz bis zur Kapazitätsgrenze ausgelastet, heisst es in der Mitteilung. Die Kapazität des Bahnnetzes im Mittelland lediglich mit Fahrplananpassungen zu steigern, könne der Regierungsrat nur als Übergangsmassnahme akzeptieren.

Der Bund macht laut dem zuständigen Aargauer Departement zu wenig verbindliche Aussagen, wie eine Neubaustrecke zwischen Aarau und Zürich im Rahmen der künftigen Ausbauschritte finanziert und realisiert werden kann. Der Kanton Aargau sei der Ansicht, dass nur mit einer Neubaustrecke langfristig ein zuverlässiges, pünktliches Bahnangebot im Mittelland garantiert und alle gewünschten, umsteigefreien Verbindungen angeboten werden können.

Beim Kanton Aargau wird die Botschaft des Bundesrats an die Räte vertieft geprüft. Bei Bedarf will der Kanton seine Anliegen über die Aargauer Bundesparlamentarier in die parlamentarische Beratung einbringen. Der Beschluss des Parlaments untersteht dem fakultativen Referendum.

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