Ausstellung Basler Museum der Kulturen spitzt die Ohren in der «Stillen Nacht»

dosp, sda

16.11.2023 - 13:46

Detailansicht einer lebendigen Krippenszenerie aus Neapel in der Ausstellung "Stille Nacht?" im Museum der Kulturen Basel.
Detailansicht einer lebendigen Krippenszenerie aus Neapel in der Ausstellung "Stille Nacht?" im Museum der Kulturen Basel.
Keystone

«Stille Nacht» ist das weltumspannende Weihnachtslied schlechthin. Mit einer Ausstellung von mit viel Musikantinnen und Musikanten bestückten Weihnachtskrippen zeigt das Museum der Kulturen Basel, dass es in dieser «heiligen Nacht» nicht immer so still zugeht.

Keystone-SDA, dosp, sda

Von wegen «Stille Nacht»: Das marktschreierische Leben eines ganzen Dorfes findet sich in der Weihnachtskrippe aus Neapel wieder. Da werden Würste, Meeresfrüchte und Melonen verkauft, Pizzas gebacken und rund um die Krippe mit dem kleinen Jesuskind wird getanzt und gesungen – dazwischen tummeln sich neben Hunden und Schafen auch ein paar Schweine.

Zu sehen ist diese und weitere, reichlich bevölkerte und mit Musikantinnen und Musikanten bestückte Krippen in der aktuellen Weihnachtsausstellung der Museums der Kulturen Basel. Kuratorin Florence Roth ist dafür tief ins Sammlungsarchiv eingetaucht und hat Krippen aus Italien, Österreich, Polen und Peru herausgegriffen.

Die Wahl der Qual muss gross gewesen sein, denn im Archiv befinden so einige Krippen. Wie viele es genau sind, wissen die Verantwortlichen nicht, weil die Datenbank zum Teil ganze Krippen, zum anderen Teil einzelne Figuren aufführt. «Sie können davon ausgehen, dass es sehr viele sind», sagte Museumsdirektorin Anna Schmid am Donnerstag an der Medienführung durch die Ausstellung.

Szenerien wie aus Wimmelbildern

Die Wahl hat sich das Museum etwas erleichtert, weil man sich eben auf Krippen mit Musikantinnen und Musikanten konzentrierte. Zu sehen sind Szenerien, die zum Teil wie Wimmelbilder wirken, und in denen man die heilige Familie fast schon mit der Lupe suchen muss.

Auffällig dabei sind die kulturellen Unterschiede, die sichtbar werden und die in den zahllosen freien Übersetzungen des Textes von «Stille Nicht» auch hörbar sind. In Italien und in Peru sind es rauschende Festszenen, in Österreich ernsthafte expressive Szenerien und in Polen überschwängliche Inszenierungen, die in prunkvollen Kirchenpalästen eingebettet sind.

Ganz anders präsentiert sich im Gegensatz dazu eine geografisch nicht klar einzuordnende Krippenszene, die aus der Schweiz stammen könnte. Mit ihren farb- und emotionslosen Holzfiguren wirkt sie wie ein protestantischer Gegenpol zur Überschwänglichkeit der Krippen aus katholischen Gefilden.

Neben den Krippen spielt auch das Lied «Stille Nacht» eine Rolle. An einer Hörstation kann man in viele verschiedene Versionen eintauchen: von zahlreichen Übersetzungen bis zur Punk-Version der Toten Hosen. Und an einer Instagram-Station kann man sich selber vor einem der Krippenhintergründe fotografieren oder filmen.