Wird im Basler Rheinhafen das geplante neue trimodale Terminal samt drittem Hafenbecken gebaut, sollen Logistikfirmen auf dem Westquai anderen Nutzungen weichen. Das beträfe auch dieses Containerterminal am Becken 1, weshalb sich die betreffende Firma juristisch gegen das Grossprojekt wehrt.
Der Boden der Parzelle südlich der Einfahrt zum Hafenbecken 2 muss saniert werden.
Bei der Landesgrenze zu Deutschland standen einst Tanktürme einer Ölfirma. Jetzt herrscht freie Sicht auf die Hafenbecken.
Basler Rheinhafen ändert sein Gesicht – Bodensanierung beim Zoll
Wird im Basler Rheinhafen das geplante neue trimodale Terminal samt drittem Hafenbecken gebaut, sollen Logistikfirmen auf dem Westquai anderen Nutzungen weichen. Das beträfe auch dieses Containerterminal am Becken 1, weshalb sich die betreffende Firma juristisch gegen das Grossprojekt wehrt.
Der Boden der Parzelle südlich der Einfahrt zum Hafenbecken 2 muss saniert werden.
Bei der Landesgrenze zu Deutschland standen einst Tanktürme einer Ölfirma. Jetzt herrscht freie Sicht auf die Hafenbecken.
Der Basler Rheinhafen ändert sein Gesicht, zehn Jahre bevor die Baurechte auslaufen und vor dem definitiven OK für das dritte Hafenbecken. An prominenter Stelle beim Zoll wird nach dem Wegzug einer Ölfirma der Boden saniert.
Während sich südlich der Wiese, am Klybeckquai, Zwischennutzungen etabliert haben, sind die Veränderungen im Hafen-Kerngebiet bei den bestehenden Hafenbecken meist diskreter. Als Immobilien Basel-Stadt ein Lagerhaus auf dem Westquai kaufte oder ein Logistikkonzern ein Baubegehren an der Hafenstrasse prüfen liess, fiel das kaum auf.
Nun verändert der Wegzug einer Ölfirma in der ersten Reihe den Blick auf den Hafen: Direkt an der Grenze zu Weil am Rhein (D) wurden Tanktürme abgerissen, was Ein- und Ausreisenden neu einen breiteren Blick auf das Hafenbecken zwei und das Dreiländereck frei gibt. Nach dem Abriss der Anlagen musste verunreinigter Boden saniert werden.
Ölschicht auf dem Grundwasser
Dazu genügte nördlich der Hafenbeckeneinfahrt, beidseits der Hiltalingerstrasse, das Ausheben des verschmutzten Bodens; aufgefüllt wurde mit Kies. Hingegen ist südlich der Einfahrt, gegen das Hafenbecken eins hin, eine Sanierung erforderlich. Jene Fläche ist seit 2008 im Altlastenkataster aufgeführt.
Konkret stand dort eine Bahn-Kesselwagen-Abfüllanlage für Schweröl, Heizöl und Diesel. Der Kataster hält überhöhte Werte unter anderem für polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sowie Öl im Grundwasser fest. Ein «relativ dünner Ölfilm» von einigen Millimetern Dicke schwimmt dort auf dem Grundwasser, wie beim baselstädtischen Amt für Umwelt und Energie (AUE) zu erfahren war. Dieser muss weg.
Für die Bodensanierung war im Dezember 2018 eine «Air Sparging and Bioventing»-Anlage in Betrieb genommen worden. Auf der mannshoch eingezäunten Parzelle 0530 pumpten seither 16 Lanzen Druckluft bis ins Grundwasser hinunter, andere Schläuche saugten die Luft im Boden darüber wieder ab.
Verursacher-Prinzip
Der so in den Boden eingebrachte Sauerstoff regt im Wesentlichen Mikroorganismen an, das Öl zu absorbieren. Zudem werden so flüchtige Stoffe ausgetrieben – die Abluft wird gefiltert. Die Sanierung war auf drei Jahre angelegt und mit Kosten von einer halben Million Franken zulasten der weggezogenen Ölfirma veranschlagt.
Nach weniger als einem Jahr sind jedoch die Schadstoffwerte so gesunken, dass die Firma beantragt hat, die Anlage abzustellen. Das AUE hat dies vorerst provisorisch bewilligt, um zu prüfen, ob die Werte ohne Drucklufteintrag wieder ansteigen, wie weiter zu erfahren war. Mitte November werde nachgemessen.
Ziel dieser Bodensanierung direkt neben dem Rhein sei, dass danach keine mobilisierbaren Stoffe mehr im Boden sind. Abgesehen von der unmittelbaren Risikominimierung soll so auch ein allfälliger späterer Aushub einfacher und billiger sein.
Keine Einnahmen aus Brache
Was auf diesem früheren Ölfirmen-Areal geschieht, ist noch offen. Der Heimfall des Baurechts an die Einwohnergemeinde Basel respektive die Schweizerischen Rheinhäfen war Anfang Oktober publiziert worden. Langfristig sei eine industriekonforme Nutzung vorgesehen, und auch eine allfällige übergangsweise Nutzung müsse gewerblich-industriell sein, hiess es bei den Häfen auf Anfrage.
Bis auf weiteres liegen demnach die drei Parzellen an spannendster Lage brach. Die Rheinhäfen nehmen keine Baurechtzinsen darauf ein. Viele Pläne im Hafen hängen davon ab, ob und wann das etappiert geplante trimodale Containerterminal «Gateway Basel Nord» mit dem dritten Hafenbecken realisiert werden kann.
Vom Gateway-Grossprojekt sieht sich eine Containerfirma bedroht. Mit einer Beschwerde vor dem Bundesverwaltungsgericht hat sie die vorläufige Sistierung eines Bundes-Investitionsbeitrags von 83 Millionen Franken an die erste Bauetappe erreicht, wie letzten Donnerstag publik wurde. Das Beitragsgesuch muss nun erneut beurteilt werden.
Gateway-Hürdenlauf
Dieselbe Firma hat auch eine Aufsichtsbeschwerde gegen den positiven Entscheid der Wettbewerbskommission zum Zusammenschluss dreier Unternehmen für das Terminal eingereicht. Dieses Verfahren ist noch hängig.
Das für die boomende Containerbranche wichtige Terminal hat noch weitere Hürden vor sich: Das Bundes-Plangenehmigungsverfahren läuft noch. Zudem muss der Grosse Rat über einen Kantonsbetrag von 115 Millionen Franken für die zweite Etappe mit dem neuen Hafenbecken entscheiden – 40 Millionen soll der Bund beisteuern.
Zwingend sind überdies ökologische Ausgleichsmassnahmen: Das frühere Güterbahnareal ist heute als geschütztes Naturobjekt mit diversen bedrohten Arten zum Teil im «Inventar der Trockenwiesen und -weiden von nationaler Bedeutung (TWW)» eingetragen. Die Grösse macht Realersatz im Stadtkanton unmöglich; auswärts ist das auch heikel.
Widerstand bereits angekündigt hat Pro Natura, womit ein langer Rechtsweg bis nach Lausanne möglich ist. Das Ersatzflächenkonzept, das zur Projekteingabe beim Bund gehört, ist erst in Arbeit.
Bei anderen Firmen im Basler Rheinhafen macht sich derweil Unmut über die derzeitige Rechtsunsicherheit breit; Investitionsentscheide seien so schwierig. Immerhin gibt es optimistische Stimmen, die besagen, dass bis zum Ablauf der Baurechte in zehn Jahren Klarheit herrschen wird.
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