Basel
Im Basler Rhein darf die Schifffahrtsrinne tiefer gelegt werden. Die Baubewilligung liegt nun vor für das Projekt, das die Befahrbarkeit bei Niedrigwasser verbessern soll. Der Pegel soll gleich bleiben.
Am liebsten hätten die Schweizerischen Rheinhäfen (SRH) schon 2016, als sie das Projekt bekannt machten, Bagger-Pontons losgeschickt. Nach diversen Abklärungen und Gesprächen sowie nun der Ausschreibung wird es nun 2018, bis die Arbeiten in der Rinne beginnen können, wie Verantwortliche am Donnerstag gegenüber der Nachrichtenagentur sda sagten. Es sei der grösste solche Eingriff bisher im Basler Rhein.
Die zeitaufwändige Vorabinformation habe sich insofern ausbezahlt, dass nur eine einzige Einsprache einging - die mit der Bewilligung abgewiesen wurde. Häfen und Kanton hoffen, dass die Arbeiten innert eines Jahres erledigt werden können. Allerletzte Detailantworten schulde man noch deutschen und französischen Stellen, hiess es.
Virtuelle Rinne
Die Schifffahrtsrinne ist nicht greifbar wie eine Bahnschiene, sondern ein virtuelles Sicherheitskonstrukt nach Bundesvorgaben über dem unebenen Relief des Flussgrundes. Erhebungen will man konkret bis zu 30 Zentimeter sachte abfräsen, damit Frachter auch bei niedrigem Pegel voll beladen fahren können. Künftig sollen so durchgehend 3,50 statt 3,20 Meter Abladetiefe bereit stehen.
Heute führt der Rhein im Schnitt während zweier Monate im Jahr so wenig Wasser, dass Frachter nicht voll beladen zu den Baselbieter Häfen in Birsfelden und Muttenz hochfahren können. Teilweises Ent- oder Umladen kostet Zeit und Geld - ein Wettbewerbsnachteil. Die tiefere Rinne soll die heikle Phase auf zwei Wochen verkürzen.
Für 4,2 Millionen Franken zulasten der SRH soll zwischen dem Kraftwerk Birsfelden und der Basler Dreirosenbrücke Material abgetragen werden. Unterhalb bestimmt der Stau des Kraftwerks Kembs (F) den Rheinpegel. An der einzigen Schweizer Fracht-Wasserstrasse kann nur mit Einverständnis der Nachbarn gearbeitet werden.
Spezialgerät
Zu bewegen sind rund 20'000 Kubikmetern. Heikel ist nicht das Materialvolumen, sondern das Arbeiten unter Schifffahrtsbetrieb und mitten in der Strömung - soweit es der Wasserstand zulässt.
Besonders anspruchsvoll ist es bei der historischen Mittleren Brücke, wie Projektleiter Frank Schmidt vom baselstädtischen Tiefbauamt ausführte. Dort brauche man einen speziellen Bagger mit längeren beweglichen Armen, der unter den engen Bogen die Arbeitsstellen sicher erreicht.
Zu den diversen Auflagen der am 20. September erteilten Baubewilligung gehört das Zeitfenster ausserhalb der Laichzeiten der wichtigsten Rheinfischarten, von August bis November. Ist kein Forellenlaich tangiert, darf bis Februar gearbeitet werden. - Abdriftendes feines Material kann in Kies abgelegten Laich ersticken.
Die Schifffahrt sollen die Arbeiten wenig tangieren. Michael Lyons, Schiffahrts-Verantwortlicher der SRH, rechnet etwa mit zeitweisem Einbahnbetrieb. Den im Sommer zahlreichen Schwimmern könne man hingegen trotz aller Timing-Bemühungen nicht alle Unannehmlichkeiten ersparen, sagt Schmidt. Einschränkungen dürfte namentlich das Aufschütten der neuen Kiesbänke bedeuten.
Neue Kiesbänke
Das Aushubmaterial bleibt im "Bach", wie Basler ihren Rhein gerne nennen: Es wird aus der Schifffahrtsrinne in Uferzonen verschoben. Wegen vieler Neozoen - darunter Muscheln, Krebse und Fischarten - darf das Material nicht woanders hin. Auch wegen des durch die Staus beeinträchtigten Geschiebehaushalts im Rhein gäbe es wenig Spielraum.
Sorgfältig platziert, soll der Rinnen-Aushub neue Kiesbänke formen und den Unterwasser-Lebensraum aufwerten. Dazu ist ein separates Projekt noch in Arbeit, das bis zum Rinnen-Baubeginn fertig sein muss. Die Rede ist auch von Buhnen im Fluss; nicht beeinträchtigt werden dürfen die stadtbildprägenden Fischergalgen und Fähren.
Weil das Aushubmaterial im Rhein bleibt, soll die Rinnen-Austiefung den Wasserstand nicht verändern, wie Schmidt verspricht. Frühe Projektskizzen hatten noch eine Pegelabsenkung beim Kraftwerk Birsfelden von bis zu zehn Zentimetern erwarten lassen. Mit dem bewilligten Projekt gebe es "definitiv keinen Einfluss auf den Wasserspiegel".
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