Das Kantonsspital blickt trotz hohen Verlusten positiv auf das Geschäftsjahr 2019 zurück. Ohne Sonderfaktoren konnte das Ergebnis gegenüber dem Vorjahr nämlich deutlich verbessert werden. Nach einer «Vollbremsung» wegen der Coronakrise wollen die Verantwortlichen nun den Transformationsprozess wieder hochfahren.
Mit einem Minus von 70,5 Millionen Franken offenbart das Unternehmensergebnis 2019 des Kantonsspitals Baselland auf den ersten Blick ein durchzogenes Bild. Im Vorjahr war noch ein Gewinn von knapp 6 Millionen ausgewiesen worden. Dennoch sprachen die Verantwortlichen des Spitals an der Bilanzmedienkonferenz vom Freitag von einem positiven Geschäftsjahr. Der Verlust gehe zu einem grossen Teil auf ausserordentliche Abschreibungen zurück.
Ohne diese und weitere Sonderfaktoren schloss das Kantonsspital mit einem operativen Verlust von 2,7 Millionen Franken ab. Der Vergleichswert vom Vorjahr hatte sich auf ein Minus von 12,7 Millionen Franken belaufen. Entsprechend konnte die EBITDA-Marge (Gewinn vor Zinsen, Steuern sowie Abschreibungen auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte) von 2,5 auf 5,1 Prozent verdoppelt werden.
Gesteigert werden konnten die Erträge vor allem im ambulanten Bereich. Bei den 145'000 ambulanten Behandlungen (+8,7 Prozent) resultierte ein finanzielles Plus von 10,7 Prozent.
Die Zahl der stationären Fälle ging minim auf 24'000 zurück, die Erträge konnten aber dennoch um 0,6 Prozent gesteigert werden. Zugenommen habe aber die Komplexität der Fälle, hiess es an der Medienkonferenz.
Das Geschäftsjahr 2019 sei nicht linear verlaufen, sagte CFO Remo Anceschi. In den ersten vier Monaten habe gegenüber dem Vorjahr eine Ertragseinbusse von 2,5 Millionen resultiert, gefolgt von einem Plus von 13 Millionen Franken in den restlichen Monaten. Der positive Trend habe sich zu Beginn des laufenden Jahres fortgesetzt, bis es im März zur Zäsur wegen den ausserordentlichen Corona-Massnahmen gekommen sei.
Verwaltungsratspräsidentin Madeleine Stöckli sprach generell von einem «Jahr der ganz grossen Veränderungen für das Kantonsspital». Bestimmendes Element war der Transformationsprozess an den drei Standorten Liestal, Bruderholz und Laufen, der wiederum vom Nein zur Spitalfusion im Februar 2019 beeinflusst war.
Namentlich geht es beim Transformationsprozess um eine neue Fokussierung der Angebots- und Behandlungsbereiche: erweiterte Grundversorgung in Liestal, ein Zentrum für den Bewegungsapparat mit Rehabilitation, Altersmedizin, Schmerztherapie und einer internistisch-chirurgische Basisversorgung auf dem Bruderholz und ein neues regionales Gesundheitszentrums mit rein ambulanter Versorgung in Laufen.
Starker Einfluss des Transformationsprozesses
Der Transformationsprozess war denn auch massgeblich verantwortlich für die Sonderfaktoren, die aufs Unternehmensergebnis drückten. So beschloss das Kantonsspital, die Abschreibungen auf Bauten, die dereinst beim neuaufgestellten Spital keine Rolle mehr spielen werden, vollumfänglich der Rechnung 2019 zu belasten. Diese Wertberichtigungen im Anlagevermögen schlugen mit einem Minus von 65,7 Millionen Franken zu Buche.
Die Bilanzsumme sank dadurch von 297 auf 226 Millionen Franken. Die konzentrierten Abschreibungen hätten aber den Vorteil, dass in der Bilanz sämtliche negativen Effekte im Anlagevermögen auf einen Schlag ausgeräumt werden konnten, sagte Verwaltungsrat Philipp Hammel.
Die Bilanzsumme werde sich aber bald wieder ändern, das Kantonsspital Baselland rechnet in den kommenden sieben bis zwölf Jahren mit Neubauinvestitionen von bis zu 400 Millionen Franken. Um dies stemmen zu können sei eine gegenüber heute doppelt so hohe EBITDA-Marge notwendig, sagte Hammel.
Gut auf die Corona-Krise eingestellt
Gute Noten erteilen sich die Verantwortlich bei der Bewältigung der Corona-Krise. Innerhalb von nur fünf Tagen habe man am Standort Bruderholz ein Referenzspital für Covid-19-Patientinnen und -Patienten aufgebaut, sagte Michael Rolaz, Leiter des Krisenstabs. 258 Spitalbetten hätten geräumt werden müssen, in Spitzenzeiten seien bis zu 18 Beatmungspatienten betreut worden.
Jetzt mache sich das Kantonsspital auf den Rückweg zur Normalität, soweit dies möglich sei. Am Freitag kehrten zum Beispiel die Othopäden ins Bruderholzspital zurück, damit sie am Montag ihren Operationsalltag wieder aufnehmen können.
Das Bruderholzspital behalte eine Covid-19-Reserve von 50 Stations- und 10 Intensivbetten – 8 davon mit Beatmungsgeräten. Falls nötig könne diese Kapazität rasch wieder ausgebaut werden, hiess es an der Medienkonferenz.
Wie sich die Coronakrise letztlich auf das Geschäftsergebnis auswirken wird, konnten die Verantwortlichen noch nicht sagen. In den Monaten März und April wird mit einem Ertragsausfall von über 22 Millionen Franken gerechnet.
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