Das Wasserkraftwerk Aarau soll für rund 130 Millionen Franken bis im Jahr 2024 neu gebaut werden. Der regionale Energieversorger Eniwa (früher IBAarau) will die heutigen Anlagen abreissen. Das Neubauprojekt soll umweltverträglicher sein und sich besser in die Landschaft einpassen.
Der Neubau bestehe aus der Entkopplung der Funktionen Stromproduktion, Hochwasserentlastung sowie Fischaufstieg und -abstieg, teilte Eniwa am Donnerstag mit.
Drei neue Rohrturbinen sollen die Fische schonen. Wegen der unterschiedlichen Geometrien der neuen Rohrturbinen und den bestehenden Kaplan-Turbinen können die geplanten Turbinen nicht in die bisherigen Gebäude eingefügt werden.
Deshalb sei entschieden worden, auf nicht mehr benötigte Kraftwerkshallen zu verzichten und einzig die notwendigen Kubaturen für die benötigten Funktionsgruppen zu bauen. Architekt und Landschaftsplaner hätten diese gestaltet und optimiert.
Das erste Projekt stammt aus dem Jahr 2013. Seither hätten sich die Rahmenbedingungen wie Strommarkt, Währungssituation und regulatorische Vorgaben grundlegend verändert. Daher sei der geplante Kraftwerksneubau weiterentwickelt worden, heisst in der Medienmitteilung.
"Keine Goldgrube"
Eniwa rechnet mit Kosten von rund 130 Millionen Franken, wie CEO Hans-Kasper Scherrer auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte. Man erwartet, dass rund ein Drittel der Kosten aus den verschiedenen Fördertöpfen des Bundes ins Projekt flössen.
Das neue Kraftwerk werde "keine Goldgrube", aber auch ein Verlustgeschäft. Im übrigen könnten die Strompreise wieder einmal steigen. Die neue Anlage soll ab 2024 rund 130 Gigawattstunden (GWh) Strom pro Jahr produzieren.
Die bereits erteilte Konzession dauert bis 2085. Die Konzessionsstrecke liegt zu 82 Prozent im Kanton Solothurn und zu nur 18 Prozent im Kanton Aargau. Die heutigen Kraftwerksanlagen liegen im Aargau, das Wehr und Dotierkraftwerk wiederum im Kanton Solothurn.
Mehr Sicht auf Landschaft
Das neue Design der Zentrale schafft mehr Transparenz im Aareraum. Vom Aareübergang "Pont Neuf" werde zukünftig nicht mehr die mächtige Silhouette der beiden Kraftwerkshallen mit dem Kraftwerksturm sichtbar sein.
Der regionale Energieversorger will auch den Mitteldamms vollständig zurückbauen. Im bewilligten Projekt 2013 wurde bereits die Hälfte des noch bestehenden Mitteldamms entfernt.
Mit der Optimierung des Projektes soll der letzte rund 800 Meter lange Teil des Mitteldamms entfernt werden. Dies führe zu tieferen Bau- und Unterhaltskosten sowie zu einer höheren Produktionsleistung.
Das Projekt soll auch zu Verbesserungen für die Umwelt, die Fischfauna und die Wasserlebensräume führen. Geplant sind eine Reihe von Ausgleichs- und Ersatzmassnahmen. Das gesamte Konzessionsgebiet werde als Freizeit- und Erholungsraum attraktiv bleiben, hält Eniwa fest.
Kraftwerk mit Tradition
Das Kraftwerk Aarau hat eine lange Geschichte von mehr als 125 Jahren. In mehreren Ausbaustufen wurde das Kraftwerk immer wieder modifiziert und dem technischen Fortschritt angepasst.
Zu Beginn wurde eine Leistung von rund 1000 PS installiert. Mit dem Ausbau des zweiten, grösseren Kanals im Jahr 1960 wurde die Leistung auf 24'000 PS oder 17'600 Kilowatt (kW) erhöht.
Die durchschnittliche Jahresproduktion des Kraftwerks Aarau betrug in den vergangenen zwei Jahrzehnten 106 Millionen Kilowattstunden. Diese Menge reicht aus um 30'000 Haushalte während eines Jahres mit Strom zu versorgen.
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