Grosser Rat BS Massive Planungsmängel bei der Basler St. Jakobshalle moniert

dosp, sda

8.4.2024 - 09:27

Bei der Sanierung der Basler St. Jakobshalle wurde gemäss Oberaufsichtskommissionen des Grossen Rats gepfuscht.
Bei der Sanierung der Basler St. Jakobshalle wurde gemäss Oberaufsichtskommissionen des Grossen Rats gepfuscht.
Keystone

Massive Kostenüberschreitungen sowie gravierende Planungs- und Baumängel: Mit der Geschäftsprüfungs- und der Finanzkommission haben in einem am Montag veröffentlichten Spezialbericht gleich zwei Oberaufsichtsgremien des Basler Grossen Rats scharfe Kritik am Sanierungsprojekt der Basler St. Jakobshalle geübt.

Keystone-SDA, dosp, sda

Statt 105 Millionen, wie 2015 berechnet, summierten sich die Kosten für die Sanierung und Modernisierung der 1975 erbauten St. Jakobshalle bis heute auf «stattliche» 141 Millionen Franken. Das entspricht einer Kostensteigerung um 34 Prozent.

Und damit dürfte der Peak noch nicht erreicht sein, wie die Vertreterinnen und Vertreter der beiden Kommissionen an einer Medienkonferenz sagten. Denn die Halle entspreche auch nach wiederholten Nachbesserungen noch immer nicht den angestrebten Bedürfnissen. Sie könne somit auch nicht mit der Konkurrenz unter anderem in Zürich und Lausanne mithalten. Dies zeige sich in der mageren Auslastung im laufenden Jahr.

Unter anderem lasse die mangelhafte Belüftung nicht zu, dass innerhalb der Halle Würste gebraten und Pommes Frites zubereitet werden können. Des Weiteren verunmögliche die mangelnde Belastbarkeit der Decke die Aufhängung von genügend Scheinwerfern und sonstigen Elementen, die bei gewisse Veranstaltungen zu den Grundbedürfnissen gehören.

Covid-Pause als Glücksfall

Der Spezialbericht der beiden Kommissionen fasst eine Planungs- und Baugeschichte zusammen, die von sehr vielen Mängeln und zum Teil undurchsichtigen Nachtragskrediten geprägt war. Ein grosser Brocken darunter war der mangelnde Brandschutz, der unter anderem die kurzfristige Absage eines prestigeträchtigen Grossevents und einen Nachtragskredit von rund 8 Millionen Franken zur Folge hatte.

Im Nachhinein habe sich die aufgezwungene Covid-Pause als Glücksfall erwiesen, weil die Hallenbetreiber damit um weitere peinliche Absagen mit einem Reputationsschaden als Folge herumgekommen seien, sagte Tim Cuénod, Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK).

Als «gravierend» fehlerhaft wird im Spezialbericht die gesamte Planung der Sanierungsmassnahmen bezeichnet. So seien bereits in der Wettbewerbsphase die Nutzerinteressen massiv vernachlässigt worden. Diese seien den städtebaulichen und ästhetischen Aspekten hintenan gestellt worden.

Als Beispiel nannte Andrea Strahm von der GPK, dass aus ästhetischen Gründen eine schneeweisse Treppe ohne Handläufe eingebaut worden sei. Dies habe Unfälle von Besucherinnen und Besuchern zur Folge gehabt.

Keine klare Vision

Die beiden Kommissionen stellen in ihrem Bericht grundsätzlich fest, dass man sich ohne klare Vision für die Nutzung und einem lediglich vagen Bild der Marktsituation an die Sanierung der Halle gemacht habe. Im Dreirollenmodell mit den Aspekten Nutzung, Finanzen und Bau habe stets das Hochbauamt dominiert. Der Vorsteher des Erziehungsdepartements habe dabei als Vertreter der Nutzerschaft seine Aufsichtspflicht nur mangelhaft erfüllt, sagte GPK-Präsident Cuénod.

Im Bericht sind 12 konkrete Empfehlungen an die Adresse des Regierungsrats aufgeführt. Diese betreffen unter anderem die notwendigen Nachbesserungen bei der Lüftung und der Deckenbelastung. Vor allem aber wird gefordert, dass bei künftigen Projekten die Nutzerschaft von Planungsbeginn weg stärker in die Prozesse eingebunden werden sollte.