Im ersten Wahlgang der Aargauer Ständeratswahlen am 20. Oktober haben die Lager SVP/FDP und SP/Grüne gemäss einer Nachbefragung jeweils ihre Kandidierenden unterstützt. Weil die Allianz SVP/FDP stärker war, lag das Duo Thierry Burkart (FDP) und Hansjörg Knecht (SVP) vorne.
Das geht aus der am Dienstag veröffentlichten Nachbefragung des Zentrums für Demokratie im Auftrag des Kantons hervor. Es wurden 2132 repräsentativ ausgewählte Personen befragt.
Burkart stand auf fast sieben von zehn Wahlzetteln (67%) von SVP-Wählenden, während Knecht von 41 Prozent der FDP-Wählerschaft unterstützt wurde. 45 Prozent der Wählenden schrieben die beiden Namen auf den Wahlzettel. Daher erreichten Burkart und Knecht die Spitzenplätze, verpassten jedoch das absolute Mehr.
Bei SP und Grünen war die gegenseitige Unterstützung trotz ideologischer Nähe nicht viel höher als bei FDP und SVP, wie aus der Nachbefragung weiter hervorgeht. Rund zwei Drittel der Grünen-Wählerschaft (65%) entschieden sich für Nationalrat Cédric Wermuth (SP). Grossrätin Ruth Müri (Grüne) wurde von etwas mehr als der Hälfte (53%) der SP-Anhänger gewählt.
Linkslager fehlte Geschlossenheit
«Weil das linke Lager im Aargau trotz beträchtlichen Zugewinnen für die Grünen nach wie vor erheblich kleiner ist als eine Allianz von FDP und SVP, wäre eine höhere Geschlossenheit nötig gewesen, um die Spitzenplätze der FDP- und SVP-Kandidaten im ersten Wahlgang zu gefährden», heisst es im Bericht zur Nachbefragung.
Insbesondere jene SP- und Grünen-Wähler, die sich im gemässigt-linken Lager oder in der politischen Mitte verorteten, seien vergleichsweise oft vom rot-grünen Ticket Wermuth/Müri abgewichen.
Frauenstimmen für Müri und Wermuth
Müri und Wermuth erhielten deutlich mehr Stimmen von Frauen als von Männern. Bei Burkart und Knecht war es genau umgekehrt. Das habe kaum mit der Persönlichkeit der Kandidierenden zu tun gehabt, sondern mit den generellen Unterschieden zwischen Männern und Frauen bei der Parteiwahl, heisst es im Bericht.
Grüne und SP erzielten bei Frauen signifikant bessere Resultate als bei Männern, wie es im Bericht heisst. Bei FDP und SVP verhält es sich umgekehrt. Eine Ausnahme bildete das Alter: Es hatte auch unabhängig von der individuellen Parteipräferenz einen Einfluss auf den Wahlentscheid.
Burkart und Knecht erzielten Mehrheiten bei den über 70-Jährigen, während die viertplatzierte Müri bei den 18- bis 29-Jährigen sogar das beste Resultat aller Kandidierenden erzielte.
Wermuth im Linkslager isoliert
Wermuth konnte zu 91 Prozent auf die Unterstützung der eigenen Parteianhänger zählen und erhielt auch viele Stimmen von den Grünen. Darüber hinaus fiel es ihm jedoch schwer, Stimmen zu gewinnen.
Stimmen erhielt er von der glp-Anhängerschaft (30%), aber kaum von der FDP- (11%) und SVP-Anhängerschaft (3%), was angesichts der Grösse dieser beiden Parteien ins Gewicht fiel.
Müri erging es ähnlich. Sie punktete im eigenen Lager stark (80%), hatte jedoch bereits bei der SP-Anhängerschaft keine bedingungslose Unterstützung (53%). Kaum ein FDP- (3%) und SVP-Wählender(1%) schrieb Müris Name auf dem Zettel.
Grossrätin Marianne Binder-Keller (CVP) machte vor allem Stimmen bei der eigenen Gefolgschaft (76%). Bei den Wählenden der restlichen Mitte-Parteien konnte Binder-Keller jeweils ein knappes Fünftel für sich gewinnen. Sie hätte für ein besseres Resultat gemäss Nachbefragung mehr Unterstützung aus der Mitte gebraucht.
Burkart kam im Linksaussen-Lager nicht an (5%). Im gemässigt-linken Lager war sein Unterstützungswert höher (20%). In der Mitte des politischen Spektrums und rechts davon erzielte Burkart sodann gar Mehrheiten. Knecht schnitt zwar rechtsaussen deutlich besser (92%) ab als Burkart (68%).
Stichwahl am Sonntag
Am kommenden Sonntag findet die Stichwahl für die beiden freien Sitze im Ständerat statt. In der Favoritenrolle stehen die Burkart und Knecht.
Die in den Nationalrat gewählte Binder-Keller und Müri fordern die beiden Männer heraus. Wermuth, der im ersten Wahlgang den dritten Platz erobert hatte, zog sich zugunsten von Müri zurück. Auch die Kandidierenden von GLP, EVP und BDP verzichteten.
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