Mit dem Automatischen Informationsaustausch sind im Kanton St. Gallen knapp 12 Millionen Franken an hinterzogenen Vermögen entdeckt worden. Bisher wurde allerdings erst ein kleiner Teil der Meldungen verarbeitet. Ausgebaut wird die Kommunikation mit jungen Steuerzahlerinnen und Steuerzahlern.
Schon die Ankündigung des automatischen Austauschs von Bankdaten mit dem Ausland hatte sich ausgewirkt. Die straflosen Selbstanzeigen stiegen markant an. Rekordjahr war 2017 mit 1288 Fällen. Bedeutend sei vor allem die Beteiligung des Fürstentums Liechtenstein gewesen, sagte Felix Sager, Leiter der kantonalen Steuerverwaltung, am Donnerstag vor den Medien.
Seit die straflosen Selbstanzeigen vor knapp zehn Jahren eingeführt wurden, ist von Steuerpflichtigen aus dem Kanton St. Gallen Schwarzgeld in der Höhe von 2,6 Milliarden Franken offengelegt worden. Der Effekt ist nachhaltig: Diese Vermögen würden seither jährlich besteuert, stellte Sager fest.
Informationen von den Cayman Inseln
Inzwischen gibt es den Automatischen Informationsaustausch (AIA) mit rund 100 Ländern – dabei sind auch Kleinstaaten wie die für ihre Briefkastenfirmen bekannten Cayman Inseln. Daraus entwickelte sich eine Informationsflut: 2017 bekam der Kanton St. Gallen 95'174 Meldungen von ausländischen Konten, 2018 waren es 102'000. Viele davon müssen von Hand bearbeitet werden. Direkt in das EDV-System der Steuerverwaltung konnten 2018 rund 6400 Meldungen übernommen werden.
Eine vollständige Überprüfung sei aus Kapazitätsgründen unmöglich, hiess es. Die Steuerverwaltung konzentriert sich deshalb vorerst auf Konten mit hohen Beträgen. Bisher wurde 48 Nachsteuerverfahren eingeleitet und dabei hinterzogene Gelder in der Höhe von 11,7 Millionen Franken entdeckt. Prognosen, wie viel Schwarzgeld letztlich zum Vorschein kommen wird, seien nicht möglich.
Man könne sich fragen, wie es trotz der Ankündigung des Informationsaustausches zu diesen Fällen gekommen sei, führte Sager aus. Vielleicht hätten diese Personen den AIA nicht ernst genommen. Oder sie hätten vermutet, dass der Austausch vor allem vom Musterknaben Schweiz umgesetzt werde. Dies sei aber nicht der Fall, versicherte der Leiter des Steueramtes.
Während nun 2020 der grosse Berg von Meldungen von Auslandskonten weiter abgetragen wird, dürfte die Zahl der straflosen Selbstanzeigen weiter abnehmen. Dieser Trend werde sich auch dann fortsetzen, wenn sich weitere Länder am AIA beteiligten, so Sager. Die Erfahrungen hätten gezeigt, dass Schwarzgeld vor allem in der Schweiz oder im nahen Ausland versteckt werde.
Hilfe bei der «Überwindungssituation»
Neben den Aussagen über hinterzogene Vermögen wird an der Januar-Medienorientierung der Steuerverwaltung traditionellerweise auch über Neuerungen für die Steuererklärung informiert: Für die Steuerperiode 2019 wird der Versicherungsprämienabzug für Kinder von 600 auf 1000 Franken erhöht. Weiter können höhere Kosten für die Kinderdrittbetreuung abgezogen werden. Der Maximalwert ist von 7500 Franken auf 25'000 Franken pro Kind erhöht worden.
Einen völlig neuen Service gibt es für junge Steuerzahlende. Diese befänden sich vor dem Ausfüllen der Steuererklärung in einer «Überwindungssituation», formulierte es Sager. Um diese zu erleichtern, wurde über eine sogenannte «Landingpage» (www.machs-eifach.ch) Informationen zur Steuererklärung aufbereitet und von einer Schauspielerin präsentiert. «Und zwar nicht in der Sprache der Rechtsabteilung», wie betont wurde.
Neu bietet das Steueramt für die junge Klientel einen Online-Livechat ausserhalb der Bürozeiten an. Quer durch die Steuerverwaltungen der Gemeinde hätten sich dafür 60 Mitarbeitende gemeldet. Mit ihnen kann bis Mitte Mai wochentags bis 22 Uhr und an Wochenenden von 14 bis 20 Uhr live zu Steuerfragen kommuniziert werden. Man sei «brutal gespannt», wie das Angebot genutzt werde, hiess es an der Medienorientierung.
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