Wald-Wild-Bericht Bündner Wälder in schlechtem Zustand

mafr, sda

2.7.2021 - 15:19

Im Wald-Wild-Bericht des Kantons Graubünden werden viele Wildschäden dokumentiert. Diese Lärche bei Luzein GR haben Wildtiere geschält.
Im Wald-Wild-Bericht des Kantons Graubünden werden viele Wildschäden dokumentiert. Diese Lärche bei Luzein GR haben Wildtiere geschält.
Keystone

Grosse Wildschäden haben zu einem schlechten Zustand der Wälder in der Bündner Herrschaft und des Prättigaus geführt. Rund 59 Prozent dieser Wälder erfüllen ihre Waldfunktion kaum oder nicht mehr.

Keystone-SDA, mafr, sda

Hirsche, Rehe, Gämsen und Steinböcke fressen junge Triebe und Baumrinden ab und verhindern so die natürliche Verjüngung der Wälder, wie es im Wald-Wild-Bericht des Kantons Graubünden hiess. Dieser wurde am Freitag den Medien in Klosters vorgestellt.

Die beschädigten Flächen hätten sich seit dem letzten Bericht im Jahr 2006 verdoppelt. Dies, obwohl rund 400 Hektaren Wald und damit der grössere Teil jährlich gepflegt worden sei, sagte ein Sprecher des Kantons auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.

Vor allem die Weisstanne und Laubbäume seien sehr beliebt bei den Wildtieren und würden daher oft angeknabbert. Die empfindlichen Baumarten seien aber für eine gute Funktion des Waldes wichtig. Nur mit einem artenreichen und gut strukturierten Wald sei man für die künftige Klimaveränderung gerüstet.

Mehr jagen und Pflanzen schützen

Nun sollen die Jägerinnen und Jäger vor allem mehr Hirsche und Rehe schiessen. 60 Prozent der geschossenen Hirsche sollen gemäss Abschussplan weiblich sein. Dies sei wichtig für die Regulation der Bestände.

Etwa 16'000 Hirsche streiften diesen Frühling durch Graubünden. Im Vorjahr waren es rund 16'300 Hirsche. Dies zeige auf, dass die Arbeit «Früchte trage», hiess es beim Kanton weiter. Auch Rehe müssten stärker bejagt werden, insbesondere weil sie die Verjüngung der Weisstannen stark einschränken.

Die Jagd alleine löse aber nicht alle Probleme. Zusätzlich brauche es Massnahmen im Wald. Zum Beispiel würden Wildzäune errichtet oder einzelne Pflanzen durch Gitter geschützt.

Weiter könne auch der Wolf zur Regulierung des Wilds beitragen. Ein Wolfsrudel frisst im Jahr etwa 300 Wildtiere. Damit der Wolf jedoch seine Wirkung im Ökosystem entfalten könne, brauche es Konfliktlösungen und die Bereitschaft aller Beteiligten für Kompromisse.

Tausende Jungbäume nötig

Damit der Wald in den nächsten 15 Jahren seine Funktion wieder voll erfüllt, seien je nach Baumart und Ort tausende Jungbäume pro Hektare nötig.

Für das laufende Jahr investieren der Bund, Kanton und die Gemeinden 26 Millionen Franken in den Schutzwald. Der Wald-Wild-Bericht soll in acht Jahren erneut revidiert werden.