Seit zwei Sessionen übersetzt ein Spracherkennungs-Roboter die Voten der St. Galler Kantonsrätinnen und Kantonsräte in Texte. Vieles ist verständlich, manches liest sich aber auch wie Dada. Das System werde dazulernen, sagen die Verantwortlichen.
Die Sessionen des St. Galler Kantonsrats bieten eher selten grosse Unterhaltung. Das Interesse an den Voten der Parlamentarier und Regierungsmitglieder hält sich in der Regel in Grenzen. Über die Homepage des Kantons sind die Reden aber gleich in zwei Versionen abrufbar: Als Texte und als Audiodateien.
Öffnet man die Links zu den Texten, gibt es teilweise ziemlich rätselhafte Sätze zu lesen. So sagte angeblich Yvonne Suter (CVP) bei der Debatte über die Erhöhung der Kulturausgaben: «Wir müssen Saal sich bewusst sein, jeden zusätzlichen Franken, den wir jetzt in diesen Zeitpunkt ohne Not in die Kultur stecken, müssen wir ihn nächsten Jahr wie die mühsam bei der Bildung im sozialen oder sonst wo einsparen.»
Kollegin Suppe
Suter ist nicht die einzige, die ein bisschen nach Dada tönt. Laut System reagierte SP-Kantonsrat Etrit Hasler auf ihr Votum: «Ich möchte ganz kurz auf 2 Dinge eingehende die Kollegin Suppe erwähnt hat.»
Regierungsrat Martin Klöti (FDP) sagte laut System folgendes: «Als Kulturminister dieses Kantons nach 8 die Anwalts darf ich sagen um das Kulturleben im Kanton St. Gallen ist es gut bestellt». Er schloss mit folgendem Satz: «Abtragen 20 ich danken.»
Oft ist es auch kein Kauderwelsch. Und meistens kann man sich vorstellen, was die Rednerinnen und Redner gemeint haben könnten. Für die, die genau wissen wollen, was in der Debatte gesagt wurde, gibt es die Voten im Originalton als Audiofile. Nur: Wie kommen die seltsamen Sätze zustande?
Die Erklärung ist einfach: Dafür sei eine Spracherkennungssoftware verantwortlich, sagt Philipp Egger, Leiter Informatik und Infrastruktur in der Staatskanzlei. Seit zwei Sessionen werde das System eingesetzt. Es ist Teil der Erneuerung des Ratsinformationssystems.
Lernfähiger Roboter
Eine Neuerfindung ist es nicht. Das Programm komme auch in anderen Kantonen zum Einsatz – beispielsweise im Wallis. Die bisherige Qualität liege im Rahmen der Erwartungen. Mit gewissen Sprechern habe die Software mehr Mühe als mit anderen, wissen die Verantwortlichen. Sie gehen davon aus, dass es mit der Verständlichkeit bald aufwärts geht: Der Roboter lerne dazu und sollte laufend bessere Resultate liefern, so Egger.
Bei den Rätseltexten bleibt es ohnehin nicht. Sie werden nachher manuell überarbeitet, schliesslich braucht es weiterhin ein Kantonsratsprotokoll. Doch das dauert einige Wochen oder sogar Monate. Der Vorteil der Roboter-Lösung sei, dass die Voten bereits kurz nach dem Sessionstag zur Verfügung stünden. Die Leute interessierten sich für die Debatten vor allem in den Tagen danach, weiss Egger. Deshalb sei die Geschwindigkeit wichtig.
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