Auf der Schwägalp richtete am 10. Januar 2019 eine Lawine grossen Schaden an. Das Bild von den Aufräumarbeiten im Hotel «Säntis» ging um die Welt. (Archivbild)
11. Januar 2019, Schwägalp: Eine Rettungskolonne sucht am Tag nach der Lawine nach verschütteten Personen. Ein Postauto wurde von der Wucht der Schneemassen an die Wand des Hotels «Säntis» gedrückt. (Archivbild)
Reparaturarbeiten an einem Masten der Säntisbahn, aufgenommen am 17. Mai 2019 auf der Schwägalp. Die Bahn und das Restaurant wurden im vergangenen Januar von zwei Lawinen getroffen. Der Betrieb war für fünf Monate unterbrochen. (Archivbild)
Die Gefahrenkarte für das Gebiet auf der Schwägalp. Das Hotel «Säntis» steht teilweise auf einem Gebiet mit mittlerer Lawinengefahr (blau).
Ein Jahr nach dem Lawinenniedergang auf der Schwägalp
Auf der Schwägalp richtete am 10. Januar 2019 eine Lawine grossen Schaden an. Das Bild von den Aufräumarbeiten im Hotel «Säntis» ging um die Welt. (Archivbild)
11. Januar 2019, Schwägalp: Eine Rettungskolonne sucht am Tag nach der Lawine nach verschütteten Personen. Ein Postauto wurde von der Wucht der Schneemassen an die Wand des Hotels «Säntis» gedrückt. (Archivbild)
Reparaturarbeiten an einem Masten der Säntisbahn, aufgenommen am 17. Mai 2019 auf der Schwägalp. Die Bahn und das Restaurant wurden im vergangenen Januar von zwei Lawinen getroffen. Der Betrieb war für fünf Monate unterbrochen. (Archivbild)
Die Gefahrenkarte für das Gebiet auf der Schwägalp. Das Hotel «Säntis» steht teilweise auf einem Gebiet mit mittlerer Lawinengefahr (blau).
Im letzten Winter demolierten zwei Lawinen ein Hotel auf der Schwägalp und Masten der Säntisbahn. Die Bahnbetreiber und die Gemeinde Hundwil sind ein Jahr später immer noch mit den Folgen beschäftigt.
Den 10. Januar 2019 wird auf der Schwägalp wohl niemand vergessen: Am späten Nachmittag ging eine Lawine auf das erst vor drei Jahren eröffnete Hotel «Säntis» nieder. Die Schneemassen drangen ins Restaurant ein.
Gäste und Angestellte wurden evakuiert, die Bergrettung suchte nach Verschütteten. Auch der Chauffeur eines Postautos konnte befreit werden, das wie ein Spielzeug gegen die Hauswand gedrückt worden war. Drei Personen wurden leicht verletzt.
Der Schnee türmte sich zwei Meter hoch
Der Schnee zerstörte Fensterfronten, Mobiliar, Decken, Zwischenwände und türmte sich im Innern des Restaurants zwei Meter hoch. Zwei Tage schaufelten Bauarbeiter den Schnee weg. Draussen lagen meterhohe Schneemassen, welche die Autos förmlich verschluckten.
Der unerwartete Lawinenniedergang auf der Schwägalp fand über die Schweizer Grenzen hinaus grosse Beachtung. Selbst das amerikanische «Wall Street Journal» illustrierte auf seiner Titelseite die Schneestürme in Europa mit einem Bild der Aufräumarbeiten im Hotel «Säntis».
Das Bild schoss Keystone-SDA-Fotograf Gian Ehrenzeller. «Ich erfuhr noch am selben Tag vom Unglück und fuhr sofort los. Nach einem Telefonat mit der Polizei kehrte ich wieder um – das Gebiet blieb bis am nächsten Tag abgesperrt», erinnert sich der Fotograf. Schliesslich konnten die Medien die Schäden vor Ort besichtigen.
Hohe Schäden
Eine zweite Lawine am Wochenende danach beschädigte die Tragwerkkonstruktion der ersten Schwebebahnstütze. Der Bahnbetrieb musste für fast fünf Monate eingestellt werden. Die Höhe des Schadens ist noch immer nicht genau beziffert worden. Sie beträgt aber sicher über eine Million Franken.
Der grosse Einsatz der umsichtigen Rettungskräfte und der vielen unermüdlichen Helfer erfüllt die Verantwortlichen noch heute mit tiefer Dankbarkeit. «Sicher ist, dass die Gemeinde 80'000 Franken für die Rettungskräfte aufwenden muss. Die Versicherung bezahlt nicht», sagt Margrit Müller-Schoch, Gemeindepräsidentin von Hundwil, gegenüber Keystone-SDA.
Die Standortgemeinde hat zusammen mit den Säntis-Schwebebahnen über das Ereignis von einem auf Lawinen spezialisiertes Ingenieurbüro eine ausführliche Dokumentation erstellen lassen. «Die Lawine war ein Ereignis, das nur alle 150 bis 300 Jahre eintrifft», sagt Margrit Müller-Schoch.
Gefahrenkarte bleibt unverändert
Lawinenspezialisten haben vor Ort die Situation analysiert. Das Hotel «Säntis» auf der Schwägalp steht gemäss Geoportal zumindest teilweise auf einem Gebiet mit mittlerer Lawinengefahr (blau). In aussergewöhnlichen Wetterlagen kann es dort zu Lawinenniedergängen kommen.
«Die Gefahrenkarte bleibt unverändert», erklärt die Gemeindepräsidentin. Es bestehe kein unmittelbarer Handlungsbedarf. In Zonen mit hoher Lawinengefahr (rot) ist Bauen an sich verboten. Will man es trotzdem tun, braucht es eine Ausnahmebewilligung des Kantons.
Ein Konzept, in welchem mögliche Massnahmen für eine Gefahrenminderung aufgelistet sind, liege zwar vor, die Vorschläge müssten aber erst noch geprüft werden, so Müller-Schoch. Die Säntis-Schwebebahnen wollen Anfang Januar 2020 informieren.
Die Schweiz 2019 in Bildern
Die Schweiz 2019 in Bildern
10. Januar: Auf der Schwägalp geht eine Lawine ab und beschädigt das Hotel Säntis – drei Menschen werden leicht verletzt.
23. Januar: Greta Thunberg reist ans World Economic Forum in Davos, um ihren «Schulstreik fürs Klima» zu den Mächtigen zu tragen.
15. März: Zehntausende taten es Greta gleich und gehen in der Schweiz wiederholt für das Klima auf die Strasse – so wie hier in Bern.
19. Februar: Die Armee stellt Fanny Chollet vor. Sie ist die erste Frau, die in der Schweiz Kampfjets pilotieren darf.
19. Februar: In Walliser Crans-Montana geht eine Lawine nieder und begräbt auf einer Skipiste vier Personen unter den Schneemassen. Ein 34-jähriger Pistenpatrouilleur kommt dabei ums Leben.
10. April: Das Bundesgericht schreibt Geschichte, als es erstmals eine nationale Abstimmung für ungültig erklärt, weil der Bund grundlegende Informationen falsch kommuniziert hat. Das Nein zur Initiative der CVP zur Abschaffung der Heiratsstrafe vom 28. Februar 2016 ist somit nichtig.
13. April: Die Young Boys entscheiden die Schweizer Fussballmeisterschaft für sich – zum zweiten Mal in Folge nach einer jahrzehntelangen Durststrecke. Ein Ereignis, das die Fans der Berner ausgiebig feiern.
Nur eine Woche später tut es der SCB YB gleich: Am 20. April holt sich der Schlittschuhclub Bern gegen den EV Zug ein weiteres Mal den Meistertitel der Schweizer National League.
30. April: Ein Techniker führt letzte Tests aus an einer F/A-18 Super Hornet vor deinem Testflug auf dem Militärflugplatz in Payerne. Der Flieger aus den USA ist eines der Kampfjet-Modelle, das die Schweizer Armee für die Anschaffung neuer Flieger evaluiert.
13. Mai: Tausende chinesische Touristen halten die Schweiz in Atem. Sie arbeiten für die Kosmetikfirma Jeunesse Global und verbringen zur Belohnung für ihre Leistungen einige Tage zu Besuch in der Schweiz – und bringen dabei vor allem hier in Luzern die touristische Infrastruktur an ihre Leistungsgrenze.
14. Juni: Wenn Frau will, steht alles still – zum zweiten Mal streiken in der Schweiz die Frauen. Zehntausende gehen auf Demonstration in der ganzen Schweiz, dem Tag für die Gleichberechtigung, auf die Strasse.
22. Juni: Ein Unwetter zieht über das Neuenburger Val-de-Ruz. Dabei wird eine Frau so schwer verletzt, dass sie später ihren Verletzungen erliegt. Die Schäden in der Region gehen in die Millionen.
Am 18. Juli wird in Vevey die «Fête des Vignerons» eröffnet. Rund 375'000 Zuschauerinnen und Zuschauer kommen zum Spektakel, das nur einmal im Vierteljahrhundert stattfindet. Das sind zu wenige: Am Ende bleibt ein Defizit von 15 Millionen Franken.
4. August: Am Bahnhof Baden wird ein Zugbegleiter der SBB bei der Abfahrt in der Türe eingeklemmt, mitgeschleift und dabei tödlich verletzt. Bald stellt sich heraus, dass der Einklemmschutz eines der häufigsten Wagentypen der SBB mangelhaft ist.
11. August: In Chamoson im Wallis tritt die Losentse nach einem Unwetter über die Ufer und reisst zwei Autos mit. In einem davon befanden sich ein Kind und ein Erwachsener, ihre Leichen bleiben auch Wochen nach dem Unglück verschollen.
3. September: Die Nationalbank stellt mit der neuen Hunderternote den letzten Schein der neuen Serie vor. Gewidmet ist er dem Element Wasser.
8. Oktober: Der Physiknobelpreis geht an zwei Schweizer Forscher. Michael Mayor (hier bei einem Auftritt in Zürich) und Didier Queloz werden für die Entdeckung des ersten Planeten ausserhalb unseres Sonnensystems im Jahr 1995 geehrt.
20 Oktober: Grünen-Präsidentin Regula Rytz (Mitte) feiert den Erfolg ihrer Partei bei den eidgenössischen Wahlen. 17 Sitze haben die Grünen hinzugewonnen. In ein Bundesratsmandat lässt sich der Erfolg aber nicht ummünzen: Rytz verpasst die Wahl am 11. Dezember deutlich.
6. November: Das Zürcher Bezirksgericht verurteilt den Intensivtäter Brian, einst als «Carlos» bekanntgeworden, zu einer Freiheitsstrafe von 4 Jahren und 9 Monaten, verordnet aber zugleich eine stationäre Massnahme.
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