Ostschweiz Forensische Sprechstunde für Gewaltopfer in Graubünden

uj, sda

27.2.2023 - 10:05

Bei häuslicher Gewalt ist es für Betroffene schwierig, Übergriffe und Tätlichkeiten vor Gericht glaubhaft zu machen. Die forensische Sprechstunde hilft, Beweise zu sammeln. (Symbolbild)
Bei häuslicher Gewalt ist es für Betroffene schwierig, Übergriffe und Tätlichkeiten vor Gericht glaubhaft zu machen. Die forensische Sprechstunde hilft, Beweise zu sammeln. (Symbolbild)
Keystone

Opfer von Gewalt können in Graubünden neu am Kantonsspital die Sprechstunde «Forensic Nursing», zu Deutsch"forensische Pflege», besuchen. Die Gewaltopfer werden untersucht und erhalten eine Dokumentation der Verletzungen, die vor Gericht als Beweismittel vorgelegt werden kann.

Keystone-SDA, uj, sda

Wer Opfer einer Gewalttat werde, habe oft Probleme, dies später zu beweisen, teilte das Bündner Sozialamt am Montag mit. Insbesondere bei häuslicher Gewalt sei es für die betroffene Person schwierig, Übergriffe und Tätlichkeiten vor Gericht glaubhaft zu machen. Oft würden bei den sogenannten Vieraugen-Delikten Zeugen fehlen.

In diese Lücke springt die forensische Sprechstunde. Gewaltbetroffene sollen damit ein Instrument erhalten, um vor Gericht und bei anderen Behörden besser beweisen zu können, dass sie Gewalt erfahren haben. Das Angebot am Kantonsspital in Chur ist laut der Mitteilung das erste dieser Art in der Deutschschweiz und wird vom Kanton über einen vierjährigen Leistungsauftrag finanziert.

Die ambulante forensische Sprechstunde ist kostenlos und vertraulich. Sie steht allen Opfern von Gewalt offen, die durch eine Straftat eine unmittelbare Beeinträchtigung der körperlichen, psychischen oder sexuellen Integrität erfahren haben. Eine Anzeige bei der Polizei ist keine Voraussetzung, um das Angebot nutzen zu können.

Mit der «Sprechstunde Forensic Nursing» erfülle der Kanton Graubünden eine weitere Forderung der sogenannten Istanbul-Konvention, des Übereinkommens des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, schrieb das Sozialamt.