Am Donnerstag hat die Gemeinde Wattwil einen Vorschlag zur Rettung des Spitals vorgestellt. Zur Neuausrichtung gehört die Beschränkung des Angebots mit einem Verzicht auf Operationen, einer stärkeren Vernetzung im Toggenburg sowie einer neuen Trägerschaft.
Kurz vor der Eröffnung des für 50 Mio. Franken gebauten neuen Bettentrakts des Spitals Wattwil hatte der Verwaltungsrat der St. Galler Spitalverbunde im Mai 2018 ein Grobkonzept veröffentlicht. Der Inhalt: Die Schliessung von fünf Regionalspitälern, unter anderem dasjenige in Wattwil.
Seither hat sich im Toggenburg Widerstand gegen die Pläne entwickelt. Am 4. März 2019 wurde die Petition «Pro Spital Wattwil» mit 6000 Unterschriften eingereicht. Am Donnerstag stellten nun der Wattwiler Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner – er ist auch Präsident des «Fördervereins Regionalspital Toggenburg» – sowie die Gesundheitsexpertin Monika Merki Frey eine Alternative zur Schliessung vor.
Andere Sicht als der Verwaltungsrat
«Wir haben einen anderen Fokus als andere Gremien», sagte Gunzenreiner an der Medienorientierung. Ziel sei es, mit einer Neupositionierung die Gesundheitsversorgung für das Toggenburg sicherzustellen. Nun könne man ein Modell präsentieren, «mit dem es hier weitergehen könnte».
Der Vorschlag sei vor allem auch ein wichtiges Signal für die Mitarbeitenden und Ärzte im Spital, die bisher nur von der drohenden Schliessung gehört hätten. «Sie brauchen eine Perspektive.»
Zum Konzept gehört eine stärkere Vernetzung innerhalb der Gesundheitsversorgung im Toggenburg. Damit sind neben dem Spital Rettung, Notfall, Spitex, Pflegeheime und die Ärzte gemeint. Die Rede war von «integrierten Behandlungspfaden» zwischen stationär und ambulant. Im Zentrum steht dabei das Spital, dessen Angebot angepasst wird.
Innere Medizin im Zentrum
Man könne keine Spitalregion mit einer anderen vergleichen, stellte Monika Merki Frey fest. Die Situation sei überall anders. So gebe es im Toggenburg eine eher ältere Bevölkerung und die Betten seien zu 77 Prozent durch einheimische Patientinnen und Patienten belegt.
Das Spital Wattwil soll sich künftig auf die Innere Medizin sowie auf die Altersmedizin konzentrieren und dort die stationäre Versorgung sicherstellen. Man wolle daraus ein Kernthema machen. Ergänzend dazu sollen Spezialärzte, etwa aus der Kardiologie oder der Onkologie, Sprechstunden im Spital anbieten. Eine «Shop-in-Shop-Lösung», nannte dies Merki Frey. Weiter ist geplant, in Zusammenarbeit mit anderen Spitälern die postoperative Nachsorge anzubieten.
Zur Beschränkung des Angebots gehört: «Es wird nicht mehr operiert, das ist Vergangenheit», so die Gesundheitsexpertin. Zu den verschiedenen Ideen im Konzept zählt aber auch, dass der bestehende Operationssaal fallweise vermietet werden könnte.
Eine AG oder eine Stiftung
Ein wichtige Veränderung soll es bei der Trägerschaft geben. Sonst stehe man bald wieder am gleichen Punkt wie heute, hiess es. Man müsse das Angebot flexibel anpassen können. Die medizinische Klinik mit dem Spitalbetrieb soll deshalb in einer eigenen privatrechtlichen Rechtsform juristisch verselbständigt werden. Dies könne eine Aktiengesellschaft oder eine Stiftung sein.
Mit diesem Vorschlag werde eine integrierte Gesundheitsversorgung inklusive Notfall mit einem bedarfsgerechten Angebot gewährleistet, fasste Gunzenreiner zusammen. Und das Spital als wichtiger Arbeitgeber im Toggenburg bleibe erhalten.
Das Modell für ein «Spital Wattwil 2021» ist noch nicht im Detail ausgearbeitet. Es wurde aber bereits dem Lenkungsausschuss präsentiert, in dem Mitglieder der Regierung sowie des Verwaltungsrats der Spitalverbunde vertreten sind. Ein erster Entscheid, ob am neuen Konzept weitergearbeitet werden kann, wird im Sommer erwartet.
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