Untersuchungen zeigen, dass Polizistinnen und Polizisten zunehmend verbaler aber auch physischer Gewalt ausgesetzt sind. In einem Vorstoss aus dem St. Galler Kantonsrat wird nach Massnahmen gefragt. Die Regierung erklärt, wie in der Ausbildung darauf reagiert wird.
In der Polizeischule sei die persönliche Sicherheit ein sehr wichtiges und intensiv geschultes Fach, schreibt die Regierung in ihrer Antwort auf einen Vorstoss aus den Reihen der SVP, der in der kommenden Februarsession behandelt wird.
So werde der Umgang mit problematischen Situationen in verschiedenen Rollenspielen geübt. Dabei komme Fachpersonal wie Psychologinnen und Psychologen oder Stresstrainer zum Einsatz. Es gebe zudem «ein Reality-Training mit professionellen Schauspielerinnen und Schauspielern». Damit würden die Polizistinnen und Polizisten unter anderem auf den für eine Deeskalationsstrategie notwendigen Dialog vorbereitet.
Untersuchung der Universität St. Gallen
Generell seien Polizistinnen und Polizistinnen deutlich häufiger verbaler Gewalt ausgesetzt als physischer Gewalt, stellt die Regierung fest. Die Mitarbeitenden aller Hierarchiestufen würden aber dazu angehalten, Gewalt jegliche Art nicht zu tolerieren. Die Fälle sollten «bei der Staatsanwaltschaft konsequent zur Anzeige gebracht werden».
Anlass des Vorstosses war unter anderem eine Statistik des Verbandes Schweizer Polizeibeamter (VSPB). Die Zahlen von Angriffen auf Polizistinnen und Polizisten stiegen danach von rund 750 Fällen im Jahr 2000 auf über 3'000 Fälle im Jahr 2017.
Zwischenfälle gebe es nicht nur bei Demonstrationen oder anderen Veranstaltungen, sondern vermehrt auch bei polizeilichen Routinearbeiten wie beispielsweise Personenkontrollen, heisst es in der Interpellation der beiden SVP-Kantonsräte Mike Egger und Erwin Böhi.
In einem ähnlichen Vorstoss der FDP-Fraktion hatte die Regierung im April 2017 auf eine Untersuchung der Universität St. Gallen verwiesen. Sie basiert auf einer Umfrage, an der 365 der 673 St. Galler Kantonspolizistinnen und -polizisten teilnahmen.
Grosser Teil nicht angezeigt
Das Ergebnis der Auswertung: 83,2 Prozent der Befragten wurden in den letzten drei Jahren Opfer einer Beschimpfung, 55 Prozent einer Tätlichkeit, 45,6 Prozent einer Drohung und 18,8 Prozent einer Körperverletzung. Und: 21,1 Prozent der Polizistinnen und Polizisten erlebten in diesem Zeitraum eine lebensbedrohliche Situation.
Ein grosser Teil dieser Angriffe sei nicht angezeigt worden, lautete ein Ergebnis der Untersuchung. Dazu heisst es: «Während bei lebensbedrohlichen Situationen 56,6 Prozent der Delikte intern gemeldet wurden, sank die Rate mit abnehmender Brutalität des Übergriffs.» Bei Beschimpfungen lag die Rate laut der HSG-Untersuchung noch bei 21,4 Prozent.
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