Energieversorgung Graubünden aktiviert Krisenstab für allfällige Energiekrise

uj, sda

17.8.2022 - 13:01

Blick auf die Staumauer des Lago di Lei der Kraftwerke Hinterrhein. Bei einer Energiemangellage könnte der Bund die Steuerung von Kraftwerken zentral übernehmen. (Archivbild)
Blick auf die Staumauer des Lago di Lei der Kraftwerke Hinterrhein. Bei einer Energiemangellage könnte der Bund die Steuerung von Kraftwerken zentral übernehmen. (Archivbild)
Keystone

Wie der Bund bereitet sich auch der Kanton Graubünden auf einen möglichen Energiemangel im Winter vor. Die Regierung hat dazu einen Krisenstab eingesetzt. Dieser will im September bereit sein, mit einer allfälligen Energiekrise umzugehen.

Keystone-SDA, uj, sda

«Eine Mangellage bei Strom oder Gas ist für den Winter real und nicht unrealistisch», erklärte Regierungsrat Marion Cavigelli (Mitte) am Mittwoch vor den Medien in Chur. Die Hauptverantwortung für deren Bewältigung läge dann zwar beim Bund, der Kanton bereite sich aber darauf vor, seinen Teil dazu zu leisten.

Als Krisenstab fungiert in Graubünden der Teilstab «Sicherheit Energieversorgung» des Kantonalen Führungsstabs. Der Bündner Krisenstab soll die vom Bund vorgegebenen Aufgaben auf kantonaler Ebene koordinieren und umsetzen – in Zusammenarbeit mit der Energiebranche, den Gemeinden und weiteren Beteiligten.

«Wir werden Ende September bereit sein, Massnahmen zu unterstützten, die uns der Bund vorgibt, und allenfalls eigene Massnahmen zu ergreifen», erklärte Energiedirektor Cavigelli. Was das konkret heisst, ist allerdings noch weitgehend unklar.

Viele offene Fragen

Einerseits ist das Ausmass einer allfälligen Energiemangellage kaum abschätzbar. Dieses hängt laut Cavigelli ab vom Füllungsgrad deutscher Gasspeicher, der Einsatzfähigkeit französischer Atomkraftwerke und vom Wasserstand in Schweizer Speicherseen.

Andererseits ist auch nicht gänzlich klar, welche Massnahmen der Bund im Krisenfall treffen wird. Das Szenario reicht vom temporären Verbot bestimmter elektrischer Geräte über eine zentrale Steuerung der Schweizer Kraftwerke bis hin zu Stromkontingenten und gebietsweisen Stromnetz-Abschaltungen für jeweils einige Stunden am Tag.

Die genauen Pläne der Organisation des Bundes für Stromversorgung in ausserordentlichen Lagen (Ostral) seien geheim, erklärte Cavigelli. «Die Kantone kennen diese Pläne auch nicht.»

«Der Bund soll einen unpolitischen Führungsstab einsetzen, analog zu den Kantonen», fordert der Energiedirektor. Er erhofft sich davon nicht zuletzt eine effiziente Kommunikation zwischen Bund und Kantonen. «Dann wird klar, welche Massnahmen der Kanton nur zu vollziehen hat, und wo Lücken zu schliessen sind.»

Informationen für die Bevölkerung

Die Aufgabe des kantonalen Krisenstabes sei es, das öffentliche Leben sicherzustellen, «so wie wir es gewohnt sind», erklärte Cavigelli. Zentral sei die Sicherstellung der polizeilichen Aufgaben und der Gesundheitsversorgung.

Einen grossen Stellenwert gibt die Regierung nicht nur der Kommunikation mit dem Bund, sondern auch derjenigen innerhalb des Kantons. Wie schon während der Pandemie wird eine Kommunikationsplattform eingerichtet zur Bewältigung einer Krise. Diese soll alle relevanten Informationen an die Bevölkerung und an die Bündner Unternehmen verteilen.

«Wir werden nicht einzelnen Haushalten Brennholz liefern», nannte Martin Bühler, der Chef des kantonalen Führungsstabs, ein Beispiel. «Aber wir sorgen dafür, dass die Haushalte wissen, wo sie Brennholz herbekommen.» Der Krisenstab schaffe die Voraussetzungen, damit die Menschen eine allfällige Krise bewältigen können.

Was der Worst-Case sein könnte, erklärte Cavigelli am Beispiel der Bergbahnen: «Die Bergbahnen laufen – aber nicht jede Stunde die ganze Woche.»