Sans-PapiersKanton St. Gallen: Impfangebot auch für Sans-Papiers
ka, sda
7.7.2021 - 10:56
Der Bund gibt vor, dass sich alle, die wollen, gegen das Coronavirus impfen lassen können. Dazu gehören auch Sans-Papiers, die beispielsweise in der Betreuung tätig sind. Es ist aber schwierig, diese für die Behörden oft unsichtbare Gruppe zu erreichen.
07.07.2021, 10:56
SDA
Die laufende Kampagne gegen das Coronavirus basiert darauf, möglichst allen Impfwilligen einen Termin anzubieten. Bei der Anmeldung braucht es Name, Adresse, Geburtsdatum und vor allem auch eine AHV-Nummer. Danach folgt bald das Aufgebot für das Impfzentrum. Was ist aber mit Personen, die nirgends gemeldet sind und ohne Papiere in der Schweiz leben?
Die Sans-Papiers sind eine kleine Gruppe, die keinen Kontakt zu Behörden sucht. Viele von ihnen arbeiten irgendwo schwarz. Sie betreuen beispielsweise Betagte in Privathaushalten, haben Putz-Jobs oder sind im Sexgewerbe tätig.
Wie viele im Kanton St. Gallen leben, ist unbekannt. Die St. Galler Regierung stützte sich 2017 in der Antwort auf einen Vorstoss auf diverse Studien ab und kam auf rund 500 Personen. Diese Zahl sei im Vergleich zu anderen Kantonen sehr tief, kommentierte damals die Regierung. Der Kanton Zürich rechnet aktuell mit rund 19'000 Personen, die dort ohne Aufenthaltsbewilligung leben und arbeiten.
Versicherungsnummer generieren
Wie können sich also Personen ohne Ausweis und ohne AHV-Nummer impfen lassen – falls sie dies überhaupt wollen? Der Kanton hat dazu einen Weg vorgesehen. Bei der Anmeldung muss der Name angegeben werden. Es werde nicht kontrolliert, ob die Person gemeldet sei oder nicht, versichert die kantonale Präventivmedizinerin Karin Faisst auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Für die verlangte AHV-Nummer gibt es eine Lösung: Die Impf-Hotline des Kantons könne eine solche Nummer generieren.
Mit diesem Angebot ist es allerdings nicht getan. Die entscheidende Frage sei, wie die Sans-Papiers erreicht und über die Möglichkeit informiert werden könnten, so Faisst. Deshalb wurden Anlaufstellen wie «Maria Magdalena», die «Femmes Tische» oder die Caritas kontaktiert. Bisher habe sich aber noch keine dieser Organisationen gemeldet, damit eine Versicherungsnummer generiert wird.
In den Beratungen werde jeweils auf die Möglichkeit für eine Impfung hingewiesen, gibt die IG Sans-Papiers in St. Gallen Auskunft. Unter den Sans-Papiers sei aber «sicherlich ein Misstrauen gegenüber staatlichen Angeboten vorhanden». Zusätzlich löse die Tatsache, dass Name und Geburtsdatum offengelegt werden müssten, Unsicherheiten aus. Die IG weist daraufhin, dass Informationen über das Impfen auch «innerhalb der migrantischen Communities» weiterverbreitet werden müssten.
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