Stadtplanung Neuer Stadtteil in St. Gallen nur teilweise realisierbar

ka, sda

7.7.2022 - 14:02

Ähnlich wie die Stadtautobahn bei der Olma sollten die Gleisanlagen in St. Fiden mit einem Betondeckel überdacht werden. Nun kann das Projekt aber nur teilweise realisiert werden. (Archivbild)
Ähnlich wie die Stadtautobahn bei der Olma sollten die Gleisanlagen in St. Fiden mit einem Betondeckel überdacht werden. Nun kann das Projekt aber nur teilweise realisiert werden. (Archivbild)
Keystone

In der Stadt St. Gallen sind die Realisierungschancen für einen neuen Stadtteil in St. Fiden abgeklärt worden. Dafür bräuchte es eine Überdeckung der Gleisanlagen. Das Fazit fiel positiv aus. Weil aber die SBB nicht mitmacht, ist nur noch ein Teil des Projekts möglich.

Das St. Galler Stadtquartier St. Fiden wird durch die Stadtautobahn und durch die Gleisanlagen der SBB durchschnitten. Das Areal rund um den dortigen Güterbahnhof gehört aber zu den wichtigsten Entwicklungsgebieten. Bereits mehrmals gab es Abklärungen, ob durch eine Abdeckung der Gleise nicht eine grössere Überbauung – ein neuer Stadtteil – realisierbar wäre.

2019 hatte eine erste Analyse gezeigt, dass das Vorhaben technisch machbar ist. Allerdings gab es Zweifel an der Wirtschaftlichkeit. Der Stadtrat wollte die Idee trotzdem weiterverfolgen und schlug eine vertiefte Machbarkeitsstudie vor. Die Bedingung: Private sollten sich beteiligen.

Stadt braucht einen Schub

Die Studie, deren Ergebnis am Donnerstag vorgestellt wurde, hat neben der Stadt eine Investorengruppe mitfinanziert. Dabei sind die St. Galler Kantonalbank, die Helvetia Versicherungen und drei Immobilienentwickler. Klauspeter Nüesch von der beteiligten Nüesch Development AG vertrat an der Medienorientierung diese Gruppe.

St. Gallen habe das Problem, dass es weit weg vom Zentrum Zürich liege, erklärte er. Mit dem Projekt wolle man das Signal aussenden, dass es hier «mit einem Schub vorwärts geht».

Der Bau eines neuen Stadtteils auf einer Fläche von 70'000 Quadratmetern wurde samt einer Überdeckung der Gleisanlagen durchgerechnet. Weitere Faktoren waren die Baudichte, die Anpassungen der Bahnanlagen oder die ingenieurtechnischen Probleme, zu denen es wegen des «Olmadeckels» bereits viel Erfahrung gebe.

Weiter wurde kalkuliert, wie sich die Überbauung auf die Stadt auswirken würde: Es gebe höhere Steuereinnahmen, aber es müssten beispielsweise neue Kindergärten gebaut werden. Rund 26 Millionen Franken würde der Planungsaufwand betragen. Für die Überdeckung müsste mit 250 bis 300 Millionen Franken gerechnet werden. All diese Ausgaben gingen zulasten der Investoren.

Absage der SBB

Das Projekt wäre laut Studie realisierbar. Doch dazu wird es nicht kommen. Der Grund: Die SBB hat mittlerweile entschieden, dass sie sich nicht weiter beteiligt und dass ihre Grundstücke nicht zur Verfügung stehen. Damit fällt etwa ein Viertel der möglichen Fläche weg.

«Die Option einer Gesamtüberbauung kann nicht weiterverfolgt werden», stellte Bauchef Markus Buschor (parteilos) klar. Trotzdem wird die Idee nicht beerdigt. «Wir stehen nicht mit leeren Händen da», sagte er. Der Stadtrat sei bereit, das Projekt weiterzuverfolgen, auch wenn die ganz grosse Vision nun nicht möglich sei. Für die Investorengruppe wäre auch ein Teilprojekt interessant, wenn es nicht bloss um eine Überbauung gehe, sondern weiterhin um einen neuen Stadtteil, betonte Nüesch.

Die nächsten Schritte sind nun im Herbst 2022 Gespräche mit der SBB, die zugesichert habe, zumindest eine Teilabdeckung über den Abstellgleisen zu unterstützen. Danach wird die Überbauung anhand der bisherigen Grundlagen neu konzipiert. Es braucht auch noch einen Entscheid der Investorengruppe.

Geht es weiter, ist ein Mitwirkungsverfahren angekündigt. Das Quartier solle einbezogen werden. Benötigt wird unter anderem ein Entscheid des Stadtparlaments, den Boden im Baurecht abzugeben.

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