Spitäler Spital-Neubau als Pflegeheim – Wattwiler Gemeinderat ist empört

SDA

10.1.2020 - 13:07

Soll der Mitte 2018 eröffnete Spital-Neubau in Wattwil zu einem Pflegeheim umfunktioniert werden? Mit dieser neuen Idee ist die St. Galler Regierung an den Gemeinderat Wattwil herangetreten. Sehr zum Ärger der Wattwiler Behörde, die sich gegen eine Schliessung des Spitals wehrt.

Das «Trauerspiel» gehe weiter, heisst es in einer Mitteilung vom Freitag. «Mit grösster Irritation musste der Gemeinderat Wattwil zur Kenntnis nehmen, dass die Regierung offenbar keinen Wert auf eine Schlussfolgerung aus den Vernehmlassungsantworten legt.» Die Regierung arbeite bereits daran, den 60 Millionen Franken teuren Spital-Neubau in Wattwil loszuwerden.

Genau zum Ende der Vernehmlassungsfrist am 20. Dezember sei die Regierung «plötzlich» mit der neuen Idee an den Gemeinderat herangetreten: Den Spital-Neubau in Wattwil nicht für medizinische Leistungen zu nutzen, sondern als Pflegeheim mit einem privaten Anbieter. Dafür gebe es aber gar keinen Bedarf, die nötigen Kapazitäten in der Pflege seien vorhanden.

Für den Gemeinderat ist das Vorgehen der Regierung «staatspolitisch höchst fragwürdig». Das von der Gemeinde vorgeschlagene Modell «Integrierte Gesundheitsversorgung Toggenburg» mit medizinischen Leistungen im Spital Wattwil sei der Regierung nicht genehm, weil es ihr nicht in den vorbereiteten Plan passe.

Harsche Kritik

Da die Auswertung der Vernehmlassung noch nicht abgeschlossen sei, sei das Spitalgebäude nicht für andere Zwecke verfügbar. «Verwaltungsrat und Regierung haben das Spital Wattwil mit den Fakten schaffenden Entscheiden und der desaströsen Kommunikation der letzten Monate willentlich an die Wand gefahren», lautet die harsche Kritik.

Der Gemeinderat Wattwil kämpft seit Langem für einen Erhalt des defizitären Regionalspitals. Im Fall einer Schliessung drohe eine medizinische Unterversorgung in der Region, zudem gingen 300 Arbeitsplätze verloren, schreibt die Behörde. Die Folgen für die Region als Wohn- und Arbeitsraum wären schlimm.

Die Stadt- und Gemeindepräsidenten von Wattwil, Flawil, Rorschach, Altstätten und Walenstadt, denen allen Spitalschliessungen drohen, haben sich zu einer «Spitalkonferenz der St. Galler Gemeinden» zusammengeschlossen. Diese will ihre Vorschläge für eine «Med-Plus-Versorgung» kommende Woche darlegen.

Entscheide fallen 2020

Die St. Galler Regierung hatte im vergangenen Oktober ihre künftige Spitalstrategie vorgestellt: Die fünf Landspitäler in Altstätten, Flawil, Rorschach, Walenstadt und Wattwil sollen geschlossen werden. An diesen Standorten soll es noch Gesundheits- und Notfallzentren mit einigen Betten geben.

Der Kantonsrat soll im kommenden April und Mai Entscheide zur Spitalpolitik fällen. Danach braucht es mindestens zwei Volksabstimmungen, möglicherweise im Herbst und Winter 2020. Dabei geht es um die Finanzierung der Notfallzentren und um einen Sanierungsbeitrag für die Spitalregion Fürstenland-Toggenburg.

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