Suchthilfe Streetwork in Chur wird fortgeführt

mafr, sda

20.1.2022 - 16:05

Streetworkerinnen und Streetworker können ihre Arbeit in Chur fortsetzen und mit suchtbetroffenen Personen in Kontakt treten. (Symbolbild)
Streetworkerinnen und Streetworker können ihre Arbeit in Chur fortsetzen und mit suchtbetroffenen Personen in Kontakt treten. (Symbolbild)
Keystone

Der Verein Überlebenshilfe Graubünden hat vom Kanton einen zusätzlichen Leistungsauftrag für aufsuchende Sozialarbeit (Streetwork) erhalten. Streetworkerinnen und Streetworker können Suchtbetroffenen und Obdachlosen in Chur weiterhin ihre Hilfe anbieten.

20.1.2022 - 16:05

Insgesamt vier Sozialarbeiterinnen und -arbeiter patrouillieren jeweils zu zweit in Chur und versuchen, mit suchtbetroffenen Personen in Kontakt zu kommen. Sie beraten diese Personen, begleiten sie zu Terminen und bieten individuelle Hilfe an, wie Carlo Schneiter, Betriebsleiter des Vereins Überlebenshilfe Graubünden am Donnerstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA erklärte.

Dabei würden Menschen erreicht, die andere Angebote des Vereins, beispielsweise der Notschlafstelle oder der Tagesstruktur nicht oder nur selten nutzen. Der Erfolg dieses Konzepts «Streetwork» belegte der Verein in einer Pilotphase vom 1. Mai 2020 bis zum 31. Dezember 2021.

Die Bündner Regierung schloss daher mit dem Verein einen zusätzlichen Leistungsauftrag ab, wie der Kanton am Donnerstag in einem Communiqué schrieb. Für 185'000 Franken jährlich leisten die Streetworkerinnen und Streetworker ihre Arbeit bis voraussichtlich Ende 2025.

Neben dem Streetwork bietet der 1998 gegründete Verein für betroffene Personen im Einzugsgebiet von Chur eine Notschlafstelle mit Gassenküche, eine Kontakt- und Anlaufstelle, psychosoziale Beratungen und ein eigenes Arbeitsprogramm an und koordiniert unentgeltliche Spritzenabgaben. Für diese Leistungen erhält die Überlebenshilfe Graubünden 695'000 Franken im Jahr.

Konsumraum gefordert

Der SP-Grossrat Tobias Rettich forderte 2018 ausserdem einen Konsumraum für Suchtbetroffene in Chur. Konsumräume würden den Kontakt mit den Drogensüchtigen erleichtern, ihre Gesundheitsversorgung verbessern und die Übertragung von Krankheiten reduzieren. Zudem verringerten solche Einrichtungen die Gefahr von Überdosierungen.

Die Regierung prüfte eine solche Einrichtung, entschied sich aber für eine sogenannte rollende Verbesserung der Suchthilfe, vorerst ohne Konsumraum.

Auf kommunaler Ebene ist ein solcher Konsumraum jedoch aufgrund eines Vorstosses der GLP wieder Thema. «Wir von der Überlebenshilfe würden ein solches Angebot begrüssen», sagte Schneiter.

Infodrog, die Schweizerische Koordinations- und Fachstelle Sucht schätzte in einem Bericht vor knapp einem Jahr, dass ein Konsumraum in Chur jeden Tag von 50 bis 60 Personen aufgesucht würde, die dort 130 bis 160 Mal Drogen rauchen, schlucken oder spritzen würden. Die laufenden jährlichen Kosten wurden auf 430'000 bis 610'000 Franken geschätzt.

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