Das Bündner Parlament hat sich am Freitag in einer zweistündigen, lebhaften Diskussion mit der aktuellen Energiekrise und einem möglichen Strommangel befasst. Es herrschte Einigkeit, dass mittel- und längerfristig die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert werden muss. Sorgen bereiten die Energiepreise der Tourismusbranche.
Angerissen hatte die Diskussion die SVP mit einer dringlichen Fraktionsanfrage. Die Regierung hatte in ihrer Antwort betont, dass die Führung zur Bewältigung der Energiesituation beim Bund liege. Ihr bleibe nur wenig Spielraum im Nachvollzug.
In einem ersten Schritt aktivierte die Kantonsregierung Mitte August den Teilstab «Sicherheit Energieversorgung» des kantonalen Führungsstabes. Ende September soll er bereit sein, allfällige Massnahmen des Bundes zu unterstützen und eigene Massnahmen zu ergreifen. Im Herbst soll eine Kommunikationsplattform in Betrieb genommen werden, wie das bereits bei der Bewältigung der Corona-Pandemie der Fall war.
Einig waren sich die Parlamentarierinnen und Parlamentarier, dass kurzfristig beim Stromverbrauch gespart werden muss. Schnellschüsse und Überreaktionen seien fehl am Platz. Über die Parteigrenzen hinweg waren sich die Grossrätinnen und Grossräte zudem einig, dass die Abhängigkeit von fossilien Energieträgern mittel- und längerfristig reduziert werden müsse. Dazu sei der Ausbau der Wasserkraft zu forcieren, ebenso die Stromproduktion mittels Photovoltaik.
Sorgen wegen des Tourismusgeschäfts
Sorgen bereitet die momentane Situation auf den Energiemärkten auch der Bündner Tourismusbranche. Es gebe Hotels, die sich derzeit überlegten, ob sie im kommenden Winter überhaupt öffenen sollen, sagte eine Grossrätin. Die Bergbahnen hätten sich abgesichert, sagte Grossrat. Doch es gebe solche Betriebe, bei denen die Stromlieferverträge ausliefen.
«Wir müssen schauen, dass wir wegen dieser besonderen Situaiton nicht noch einen besonderen volkswirtschaftlichen Schaden erleiden», sagte Regierungsrat Mario Cavigelli (Die Mitte). Weiter betonte er, dass die Regierung nicht «einzelbetrieblich denken» könne. Das sei nicht möglich.
RhB vorerst abesichert
In Graubünden befinden sich Regierungsangaben gemäss 400 bis 500 Betriebe mit einem hohen Energieverbrauch. Welche Kettenreaktionen allfällige Betriebsschliessungen auslösen könnten, lasse sich aufgrund der Vielschichtigkeit des Problems nicht sagen.
Die Rhätische Bahn (RhB) sicherte sich laut Regierung bis Oktober 2024 vertraglich ab. Allfällige Mehrkosten würden sich mit Verzögerung ergeben und könnten laut Abgeltungsvereinbarung von der öffentlichen Hand übernommen werden, ohne dass diese Mehrkosten auf die Bahnkundinnen und -kunden abgewälzt werden müssten.