Spitalpolitik Zu wenig Fachpersonal am Kantonsspital trotz Spitalschliessungen

gn, sda

15.11.2022 - 12:31

Trotz der Schliessung der Spitäler in Flawil und Rorschach fehlen am Kantonsspital St. Gallen (KSSG) viele Fachkräfte. (Archivbild)
Trotz der Schliessung der Spitäler in Flawil und Rorschach fehlen am Kantonsspital St. Gallen (KSSG) viele Fachkräfte. (Archivbild)
Keystone

Dem St. Galler Spitalverbund fehlt trotz Spitalschliessungen das Fachpersonal. Der Wechsel in einen anderen Spitalverbund kommt für viele Mitarbeitende nicht in Frage, wie die Antwort der Regierung auf einen Vorstoss der SP-Fraktion zeigt.

Keystone-SDA, gn, sda

«Da sich die Arbeitslosenquote auf dem tiefsten Wert seit 20 Jahren bewegt und die Zahl der offenen Stellen Rekordwerte erreicht, erstaunt es wenig, dass die Rekrutierung von Fachkräften für Unternehmen – insbesondere für Spitäler – derzeit eine Herausforderung darstellt», schreibt die St. Galler Regierung in ihrer aktuellen Antwort auf die Interpellation zum «Fachkräftemangel am KSSG trotz Spitalschliessungen» der SP-Fraktion.

Vom Fachkräftemangel seien auch die St.Galler Spitalverbunde betroffen, trotz verschiedener Spitalschliessungen in der Ostschweiz (Spital Appenzell, Spital Heiden, Spital Rorschach, Spital Wattwil und Spital Flawil).

Das Spital Rorschach ist seit Anfang 2021 ein Ambulatorium mit 25 Mitarbeitenden. Das Spital Flawil wurde sechs Monate später geschlossen. Am bisherigen Standort soll bis Mitte 2024 der Neubau eines Kompetenzzentrums für Gesundheit, Therapie und spezialisierte Langzeitpflege entstehen. Zehn Gastronomie-Mitarbeitende wechselten ins benachbarte Wohn- und Pflegeheim.

Systematische Befragungen erst ab 2023

Rund die Hälfte der insgesamt 420 Mitarbeitenden von Flawil und Rorschach haben das Stellenangebot für den Standort St. Gallen angenommen, wie es weiter heisst. Rund 170 Mitarbeitende hätten das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlassen oder seien wegen Pensionierungen ausgetreten.

«Die Zahl der Mitarbeitenden von Rorschach und Flawil, die von sich aus gekündigt und die Stellenofferte des Kantonsspital St. Gallen nicht angenommen haben, war höher als erwartet», schreibt die Regierung weiter. Die Gründe hierfür seien nicht bekannt, da in den Spitälern erst ab dem Jahr 2023 systematische Austrittsbefragungen stattfänden. Allerdings dürfte auch die Covid-19-Epidemie Auslöserin von Kündigungen sein.

Kaum Wechsel in andere Spitalverbunde

Am Spital Wattwil wurde auf Anfang 2022 die Zahl der Mitarbeitenden wegen Angebotsanpassungen von rund 210 auf rund 140 reduziert. Aufgrund der Unsicherheit um die Zukunft des Spitals hätten rund 45 Mitarbeitende gekündigt und das Unternehmen verlassen, schreibt die Regierung.

Von den 140 verbleibenden Mitarbeitenden seien rund 75 entweder am Standort Wattwil bei der Berit Klinik oder dem Ärztezentrum verblieben oder sie hätten ans Spital Wil gewechselt. Lediglich zwei Mitarbeitende hätten sich zu einem Wechsel in einen anderen Spitalverbund entschieden.

Leere Spitalbetten

Mehrere Schweizer Spitäler können wegen des Fachkräftemangels nicht alle Betten betreiben. Davon sind auch die St. Galler Spitalverbunde betroffen, wie die St. Galler Regierung Ende August in einer Antwort zur Interpellation «Versorgungsnotstand in der Region Wil nach der Schliessung der Spitäler Flawil und Wattwil?» der SP-Fraktion schrieb.

Wegen des Personalmangels konnten im Mai 2022 am Kantonsspital St. Gallen (KSSG) 66 Betten nicht betrieben werden. Fünf Betten waren es am Spital Wil und am Spital Walenstadt blieben neun Betten leer. «Die Situation wäre aber ohne Konzentration der Spitalstandorte noch ausgeprägter», schrieb die Regierung weiter.