Arbeit Dem Kanton Zürich fehlen bald die Arbeitskräfte

fn, sda

9.12.2021 - 10:29

In den kommenden Jahren gehen viele Zürcherinnen und Zürcher in den Ruhestand. Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) rechnet mit einem Mangel an Arbeitskräften. (Archivbild)
In den kommenden Jahren gehen viele Zürcherinnen und Zürcher in den Ruhestand. Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) rechnet mit einem Mangel an Arbeitskräften. (Archivbild)
Keystone

Im Jahr 2050 könnten dem Kanton Zürich rund 210'000 Arbeitskräfte fehlen: Damit der Wirtschaftsmotor nicht ins Stottern gerate, seien Massnahmen nötig, findet die Regierung. Individualbesteuerung, flexibles Rentenalter und Digitalisierung sollten diskutiert werden.

9.12.2021 - 10:29

Eine Studie des Kantons geht davon aus, dass im Jahr 2050 rund 1,37 Millionen Erwerbstätige nötig wären, damit das bisherige Wirtschaftswachstum im Kanton Zürich aufrechterhalten werden kann.

Entwickeln sich die Kantonsbevölkerung, die Pendlerströme und die Zuwanderung aber wie im bisherigen Rahmen, werden dann nur rund 1,16 Millionen Arbeitskräfte vorhanden sein, wie Luc Zobrist, Leiter der Fachstelle Volkswirtschaft, am Donnerstag vor den Medien sagte.

Viele gehen in den Ruhestand

Ein Grund für diese Entwicklung liegt auch im demografischen Wandel: In den kommenden Jahren gehen viele Erwerbstätige in den Ruhestand, gleichzeitig kommen weniger Junge nach.

Könne dem befürchteten Arbeitskräftemangel nicht entgegengewirkt werden, sei mit negativen Auswirkungen bei den Einkommen, den Steuereinnahmen und der Finanzierung der Sozialversicherungen zu rechnen, sagte Zobrist weiter.

«Schlummernde Potenziale» wecken

Abhilfe schaffen könnte gemäss Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) unter anderem eine Steigerung der Arbeitsproduktivität durch Digitalisierung. Dazu müsse der Kanton «ein attraktiver Standort für technologischen Fortschritt» sein.

Sie sprach auch die Notwendigkeit von «stabilen Beziehungen zu unseren Nachbarn» an. Die Schweiz müsse klären, wie es mit den Bilateralen Verträgen weitergehe. Die Zuwanderung, ein grosses Thema und ein heisses Eisen zugleich, habe in der Vergangenheit dazu geführt, dass der Anteil der Erwerbstätigen im Vergleich zur Gesamtbevölkerung gehalten werden konnte.

Aber auch innerhalb des Kantons sieht Walker Späh ein «schlummerndes Potenzial». So könnte dem Arbeitskräftemangel etwa durch Eingliederung von Erwerbslosen oder der Erhöhung der Arbeitspensen von Teilzeit-Arbeitnehmenden begegnet werden.

Zudem gebe es heute knapp 100'000 Personen im Alter zwischen 60 und 69 Jahren, die nicht mehr arbeiten würden. Dies liesse sich mit einer Flexibilisierung des Rentenalters allenfalls verändern.

Damit aber beispielsweise Frauen ihre Pensen erhöhen, müssten die Rahmenbedingungen verbessert werden, sagte Walker Späh. Sie wies etwa auf die Individualbesteuerung hin. Zweitverdiener sollen unterstützt, nicht benachteiligt werden. Es gelte auch, Vereinbarkeit von Beruf und Familie weiter zu verbessern.

«Ein Potpourri an Massnahmen»

Die Herausforderungen des Arbeitskräftemangels seien gross. «Nichts zu machen, ist keine Option», hielt Walker Späh fest. Konkrete Forderungen – etwa bezüglich Zuwanderung oder Steuerbelastung – formulierte die Regierungsrätin an der Medienkonferenz aber nicht. Sie sprach von «einem Potpourri von Massnahmen», das sie vorgestellt habe. Dies solle nun in eine breite politische Diskussion münden.

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