Die Zahl der Winterthurerinnen und Winterthurer, die Sozialhilfe oder Ergänzungsleistungen beziehen, ist auch im vergangenen Jahr gestiegen. 7435 Personen wurden 2017 kurz- oder längerfristig unterstützt. Das sind 344 mehr als im Vorjahr.
Unter dem Strich blieben die Sozialkosten einigermassen stabil - dies bereits zum vierten Mal in Folge, wie Sozialvorsteher Nicolas Galladé (SP) am Dienstag in Winterthur vor den Medien sagte.
Der Nettoaufwand für Sozialhilfe, Ergänzungsleistungen zur AHV/IV und Alimentenbevorschussung stieg im Vergleich zum Vorjahr nur leicht von 111,4 auf 112,1 Millionen Franken.
Dass die Ausgaben nicht stärker zulegten, liegt jedoch vor allem an der Abschaffung der Kleinkinderbetreuungsbeiträge, die seit 2017 nicht mehr bezahlt werden. Dadurch konnte die Stadt drei Millionen Franken sparen. Ohne diese Änderung auf kantonaler Ebene hätte die Stadt im vergangenen Jahr noch höhere Sozialkosten gehabt.
Neue Aufgaben und Kosten
Für die nächsten Jahre sieht Galladé wieder eine Steigerung bei den Sozialkosten. Gründe dafür sind verschiedene, kantonale Gesetzesänderungen, aber auch die erwartete Zunahme von Fallzahlen.
So müssen die Gemeinden neu die Kosten von Heimplatzierungen von Kindern und die Integrationskosten von vorläufig Aufgenommenen mit Status F selber zahlen - die Stadt Winterthur rechnet dabei mit Mehrkosten von insgesamt acht Millionen Franken jährlich. Solch grosse Aufgaben- und Kostenverlagerungen könnten gar nicht durch Sparmassnahmen kompensiert werden.
Wie Galladé einmal mehr betonte, ist ein fairer Soziallastenausgleich notwendig: Für den werde sich Winterthur weiter einsetzen, etwa beim neuen Kinder- und Jugendheimgesetz und der Totalrevision des Sozialhilfegesetzes. Dies sei nach wie vor der grösste Hebel für eine faire Kostenverteilung, sagte Galladé.
Senkung des Referenzzins
Auf operativer Ebene haben die Sozialen Dienste Winterthur verschiedene Massnahmen ergriffen, um die Kostensteigerung zu dämpfen. So haben sie etwa zahlreiche Mietzinsreduktionen erreicht.
Dieter Wirth, Leiter Soziale Dienste, zeigte auf, wie bei der Senkung des Referenzzinssatzes im vergangenen Jahr vorgegangen wurde: mit Anschreiben der Sozialhilfe-Beziehenden sowie Einrichtung einer Mietzins-Sprechstunde. Durch die dadurch erreichten Mietzinssenkungen kann Winterthur 2018 rund 250'000 Franken sparen.
Künftig wird jeder Mietvertrag von Sozialhilfebeziehenden bei vier verschiedenen Zeitpunkten standardmässig überprüft: bei Eintritt, bei Umzug, bei Veränderungen von Vermieterseite sowie bei Anpassungen des Referenzzinssatzes.
Mehr Fälle aufgenommen als abgeschlossen
Sorgen bereitet der Stadt, dass es bei der Sozialhilfe einen kontinuierlichen Anstieg bei den Gesamtfallzahlen gibt. Zwar sei das Vorurteil falsch "einmal Sozialhilfe, immer Sozialhilfe", sagte Wirth. Knapp die Hälfte der Sozialhilfebeziehenden kann innerhalb eines Jahres wieder von der Sozialhilfe abgelöst werden. Nach zwei Jahren beziehen nur noch 39 Prozent Sozialhilfe.
Hingegen wurden 2017 wie auch in den beiden Vorjahren mehr Fälle aufgenommen als abgeschlossen, dies führt zu einem wachsenden Sockel von Langzeitfällen. Hauptgrund ist, dass eine Ablösung aus der Sozialhilfe mit steigender Bezugsdauer immer schwieriger wird.
Hier will die Stadt Winterthur mit der Umsetzung des Projekts "Falllast 75" ansetzen. Ab Mitte 2019 ist eine Sozialarbeiterin oder ein Sozialarbeiter für 75 statt wie bisher für bis zu 140 Fälle zuständig.
Die Stadt Winterthur verspricht sich durch die engere Betreuung der Sozialhilfebeziehenden, dass die Integration in den Arbeitsmarkt verstärkt, mehr Einnahmen generiert und Fälle rascher abgelöst werden. Dies konnte bereits in einem Pilotprojekt gezeigt werden.
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