HitzesommerStadt Zürich kämpft gegen steigende Hitze
SDA
12.5.2020 - 14:15
Mehr Bäume, mehr Wasserflächen und weniger Stein und Asphalt: Zürich will mit einer neuen Strategie die Hitzebelastung der Stadtbewohner mindern.
Der Zürcher Stadtrat hat die neue Fachplanung Hitzeminderung und deren Umsetzungsagenda 2020 bis 2023 am Dienstag an einer Video-Medienorientierung im Internet vorgestellt. Hintergrund der Planung ist die Klimaerwärmung.
Menschen in Städten sind von Hitze besonders betroffen, da sich Städte deutlich stärker erhitzen als das Land. Zürich rechnet damit, dass sich die Anzahl der städtischen Hitzetage künftig verdoppelt und auch die Zahl der sogenannten Tropennächte deutlich ansteigt.
Hitzeminderung, Entlastung und Kaltluft-Schutz
Die neue Strategie zur Hitzeminderung verfolgt drei Hauptziele: die Hitzeminderung in der ganzen Stadt, die Entlastung von besonders belasteten Gebieten (Hitze-Hotspots) und die Erhaltung des Kaltluftsystems.
Im Bereich Hitzeminderung zeigt die Fachplanung auf, wie die Hitzebelastung im Aussenbereich verringert werden kann. «Wir können lokal dafür sorgen, dass die Temperaturen erträglich bleiben», sagte Tiefbauvorsteher Richard Wolff (AL) in der Video-Medienkonferenz. «Das geschieht mit Bäumen, Grünräumen und Wasser oder mit Elementen wie Sonnensegeln».
Auch Fassadenbegrünungen seien wirkungsvoll. Beispiele solcher Massnahmen sind das Wasserspiel auf dem Sechseläutenplatz oder die Fassadenbegrünung am Parkhaus Sihlcity.
Es könne schon sein, dass in Zukunft Parkplätze oder Strassenflächen aufgehoben würden für Grünflächen, sagte Wolff. «Wir reissen jetzt aber nicht die ganze Stadt auf», betonte er. Die neue Fachplanung fliesse nicht zuletzt in neue Bauvorhaben ein.
Grünräume und angenehme Wege
Für die städtischen Hitze-Hotspot wurden das Konzept der Entlastungssysteme entwickelt. Aus den primär im Stadtzentrum gelegenen Hitze-Hotspots sollen Frei- und Grünräume in kurzer Distanz oder auf klimatisch angenehmen Wegen erreichbar sein. Viele Grünanlagen, Plätze und Wege der Stadt Zürich erfüllen bereits die stadtklimatischen Anforderungen, andere müssen optimiert oder wo möglich neu gebaut werden.
Und schliesslich sollen die kühlende Kaltluftströme aus den umliegenden Hügeln und Wäldern, die in über zwei Dritteln des Stadtgebietes für Abkühlung sorgen, erhalten oder sogar gestärkt werden. So will sich die Stadt verstärkt dafür einsetzen, dass der Zustrom kühler Luft nicht durch Bauten unterbrochen wird. Erreicht wird das etwa über Grösse, Platzierung oder Ausrichtung von Neu- und Ersatzbauten.
Erste Anwendungen
«Nicht nur bei Planungswerkzeugen sondern auch bei konkreten Bauvorhaben konnten wir die entsprechenden Erkenntnisse bereits berücksichtigen», sagte Hochbauvorsteher André Odermatt (SP). Geschehen sei dies etwa beim geplanten Neubau des Schulhauses Borrweg am Fuss des Uetlibergs.
«Wir treiben überall, wo wir können, Massnahmen voran, um die Hitze in der Stadt zu mindern und die Lebensqualität auch während heissen Sommern zu erhalten», sagte Andreas Hauri (GLP), Vorsteher des Gesundheits- und Umweltdepartements. Mit der Umsetzungsagenda habe man einen konkreten Massnahmen Katalog für die nächsten vier Jahre erstellt.
Die Stadt sammele Erfahrungen mit Pilotprojekten. So sei sie daran, in Zürich-West als Pilotregion «einfache aber wirksame Methoden» umzusetzen, wie das Entsiegeln von Flächen oder das Pflanzen von einzelnen Bäumen.
Rechtlich verbindliche Grundlagen angestrebt
In dem kürzlich erarbeiteten kommunalen Richtplan sind die Ansätze zur Hitzeminderung bereits eingeflossen. Nun will sie der Stadtrat in weitere behördenverbindliche Planungen, bestehende Strategien und Konzepte der Stadtverwaltung aufnehmen.
Für private Bauherrschaften hat die Fachplanung – vorerst – keine verbindlichen Vorgaben. Es werden zunächst Informations- und Beratungsangebote entwickelt und auch Förderbeiträge für Massnahmen zur Hitzeminderung – etwa Baumpflanzung auf Privatgrund – geprüft.
«Ziel ist es aber im Planungs- und Baugesetz rechtlich verbindliche Grundlagen zu schaffen, damit Hitzeminderungs-Massnahmen eingefordert werden können», erklärte Hochbauvorsteher Odermatt.
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