Gesundheit Zürcher Kantonsapotheke wird nicht an Private verkauft

fn, sda

7.11.2022 - 09:05

Die Kantonsapotheke in Schlieren kommt nicht in private Hände. Der Kantonsrat will nicht riskieren, dass die Versorgungssicherheit mit Medikamenten wegen einer Privatisierung gefährdet wird.
Die Kantonsapotheke in Schlieren kommt nicht in private Hände. Der Kantonsrat will nicht riskieren, dass die Versorgungssicherheit mit Medikamenten wegen einer Privatisierung gefährdet wird.
Keystone

Soll die Grundversorgung mit Medikamenten einem privaten Unternehmen überlassen werden? Auf keinen Fall, hat am Montag der Zürcher Kantonsrat entschieden und den Verkauf der Kantonsapotheke Zürich KAZ an ein «finanzkräftiges Konsortium» bachab geschickt.

Keystone-SDA, fn, sda

Mit 139 zu 27 Stimmen lehnte das Parlament einen Antrag der FDP ab. Sie hatte im Auftrag eines «finanzkräftigen Konsortiums aus erfahrenen Unternehmern aus dem Pharmaziebereich» einen Rückweisungsantrag in den Rat eingebracht.

Zu diesem Konsortium gehören unter anderem Lorenz Schmid, Präsident des kantonalen Apothekerverbands und früherer Mitte-Kantonsrat, und John Fröhlich von der Klus-Apotheke-AG. Hätte der Rat diesem Antrag zugestimmt, hätte der Regierungsrat die Kantonsapotheke in Schlieren zum Verkauf ausschreiben müssen, so dass dieses «finanzstarke» Konsortium ein Angebot für die KAZ hätte machen können.

Mit der Ablehnung des FDP-Antrags wird die KAZ nun aber wie vorgesehen ans Universitätsspital verkauft und bleibt somit unter kantonaler Kontrolle. Von SVP bis AL waren sich – bis auf die FDP – alle Fraktionen einig, dass die KAZ nicht an Private gehen darf.

«Undurchsichtig und nicht vertrauenswürdig»

Für Andreas Daurù (SP, Winterthur) ist das Kaufangebot dieses «bunt zusammengewürfelten Konsortiums» ein grotesker Schlenker in der langen Geschichte der Verselbständigung der KAZ.

Früher habe es immer geheissen, die KAZ sei nichts wert. Jetzt solle sie plötzlich eine Perle sein, sagte er. Allerdings sage das Konsortium nicht, wie es den öffentlichen Auftrag der KAZ erfüllen wolle. Das alles sei undurchsichtig und nicht vertrauenswürdig.

Gleicher Meinung war die SVP. «Wir wollen nicht, dass die KAZ von einem Konsortium übernommen wird», sagte Lorenz Habicher (Zürich). Für die Grünen war klar, dass es beim Kaufangebot des Konsortiums nur darum geht, die Konkurrenz aufzukaufen und zu vernichten.

Lorenz Schmid vom Apothekerverband habe die defizitäre KAZ immer tot geredet, sagte Jeanette Büsser (Zürich). «Dass er sie nun kaufen will, wirkt absurd.»

Auch Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) war dagegen, die KAZ zum Verkauf auszuschreiben. Ihrer Meinung nach ist es «nicht klug», wenn man sich in einer Pandemie oder bei unrentablen Medikamenten auf ein privates Konsortium verlassen muss. «Die KAZ ist unersetzbar für die Versorgungssicherheit der kantonalen Spitäler.»

Therapien gegen Krebs und HIV

Die KAZ stellt nicht nur Medikamente für austretende Spitalpatientinnen und -patienten bereit, sie produziert pro Jahr unter anderem auch 46'000 individuelle Krebstherapien und Therapien in Kleindosen, etwa für HIV-Positive. Diese sind oft wenig rentabel.

Der Rat genehmigte das Gesetz über die Verselbständigung der KAZ schliesslich in zweiter Lesung mit 136 zu 30 Stimmen. Damit hat das Konsortium keine Möglichkeit mehr, ein Kaufangebot einzureichen.