Bildung Zürcher Kantonsrat will keine «Gesinnungsumfrage» bei Lehrern

fn, sda

31.10.2022 - 16:42

Welche Partei wählt diese Deutschlehrerin? Der Zürcher Kantonsrat will das gar nicht so genau wissen. Er hat die von der SVP geforderte "Gesinnungsbefragung" abgelehnt. (Symbolbild)
Welche Partei wählt diese Deutschlehrerin? Der Zürcher Kantonsrat will das gar nicht so genau wissen. Er hat die von der SVP geforderte "Gesinnungsbefragung" abgelehnt. (Symbolbild)
Keystone

Die Zürcher SVP ist angetan von der Aargauer Untersuchung zum mutmasslichen «Linksdrall» an Kantonsschulen: Sie forderte deshalb, auch die Zürcher Mittelschul- und Berufsschullehrer unter die Lupe zu nehmen. Die Ratsmehrheit hat dies am Montag aber mit 89 zu 78 Stimmen abgelehnt.

Die Ratsmehrheit des Zürcher Parlaments fand die Idee, Lehrpersonen nach ihrer politischen Einstellung zu befragen, grundsätzlich falsch. «Eine Stahlhelmfraktion hat Angst, dass unsere Jugend von linken Lehrern indoktriniert wird», sagte Rafael Mörgeli (SP, Stäfa), der Neffe von Christoph Mörgeli.

Ihn erinnere das an den Fichen-Skandal. «Eine Gesinnungspolizei hat in unserem Land aber keinen Platz», sagte Mörgeli. «Nur weil eine Mathe-Lehrerin FDP wählt, gibt zwei plus zwei immer noch vier.»

Diskussion «schlicht unnötig»

Für die Grünen ist diese Diskussion «schlicht unnötig», sagte Thomas Forrer (Erlenbach). Es gebe keine Anzeichen dafür, dass der Unterricht einseitig sei. Da hatte Paul von Euw (SVP, Bauma) jedoch eine andere Ansicht: Er berichtete von einer Berufsschule, an der für die Massentierhaltungsinitiative geworben worden sei.

«Wir wollen niemanden entlassen. Wir wollen eine Qualitätsverbesserung», sagte von Euw. Die SVP konnte sich mit ihrer Forderung jedoch nicht durchsetzen. Das Zürcher Parlament lehnte das Anliegen ab. Damit ist das Thema zumindest in Zürich beendet.

Maturaarbeit löst Debatte aus

Eine Maturaarbeit der Kantonsschule Baden AG löste kürzlich eine nationale Debatte aus: Drei Maturanden untersuchten, ob der Schulunterricht an den Aargauer Mittelschulen einen Linksdrall hat. Dafür befragten sie rund 530 Schülerinnen und Schüler.

Das Ergebnis war, dass ein Drittel der Schülerinnen und Schüler den Unterricht als eher links geprägt wahrnahm, vor allem in Geschichte, Geografie, Deutsch und Englisch. Zwei Drittel der Befragten hatten die Lehrpersonen zudem als «eher links» verortet.

Das Meinungsforschungsinstitut Sotomo soll nun im Auftrag des Aargauer Regierungsrates mit einer Online-Befragung herausfinden, ob die politische Neutralität an den Schulen eingehalten wird. Äussern können sich alle Schülerinnen und Schüler sowie Lehrpersonen.

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