GesundheitswesenZürcher Spitalplanung 2023 steht – Lösungen für Uster und Affoltern
olgr, sda
1.9.2022 - 09:40
Das Spital Uster erhält doch definitive Leistungsaufträge, und das Spital Affoltern kann sich neu positionieren: Der Zürcher Regierungsrat hat die kantonale Spitalplanung nach der Vernehmlassung angepasst.
01.09.2022, 09:40
01.09.2022, 12:12
SDA
Mit den vom Regierungsrat nun verabschiedeten Spitallisten 2023 soll den 1,5 Millionen Zürcherinnen und Zürchern in den kommenden zehn Jahren eine zukunftsfähige Versorgung angeboten werden können, hielt Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP) am Donnerstag vor den Medien fest. Ziel sei es, «die richtige Leistung am richtigen Ort in hoher Qualität» zu erbringen.
Dielsdorfer Klinik gestrichen
In der Akutsomatik sind 25 Standorte aufgeführt. Neu auf der Liste befindet sich das Geburtshaus Winterthur. Gestrichen wird die privat geführte Adus Klinik, die am Standort des 1999 geschlossenen Bezirkspitals Dielsdorf unter anderem drei OP-Säle und 20 Akut-Betten betreibt.
Im Rahmen der Vernehmlassung seien keine neuen Fakten aufgetaucht, sagte Jörg Gruber, der beim Amt für Gesundheit die Versorgungsplanung leitet. Es handle sich um eine rein elektiv tätige Klinik mit einem selektiven Leistungsangebot, das keine versorgungsrelevante Rolle spiele.
Ihre Angebote seien wirksam, zweckmässig und wirtschaftlich, hält demgegenüber die Leitung der Adus Klinik in einer Mitteilung fest. Ihre Fallkosten seien eine der günstigsten im Kanton, mit der Streichung von der Spitalliste werde der Wettbewerb abgewürgt.
Die Klinik bereitet gemäss Mitteilung eine Beschwerde vor. Sie rechnet sich «intakte Erfolgsaussichten» aus. Und bis in zwei, drei Jahren ein erster Rekursentscheid vorliege, könnte die Klinik weiterarbeiten wie bisher, hält sie weiter fest.
Uster nun doch definitiv auf der Liste
Etwas aufatmen können nach der Vernehmlassung hingegen die Spitäler Uster und Affoltern. Das Spital Uster erhält seine Leistungsaufträge nicht mehr bloss provisorisch und bis 2025 befristet, sondern definitiv. Dies allerdings mit der Auflage verbunden, dass es bis Mai 2025 den Nachweis einer nachhaltigen Kosteneffizienz und wirtschaftlichen Stabilität erbringen kann.
Die Spitalleitung habe geltend gemacht, dass eine provisorische Erteilung, die Position des Spital auf dem Arbeits- und Finanzmarkt erschweren würde, begründete Gruber die Neubeurteilung. Die Leitung habe zudem bereits Massnahmen ergriffen. Die aktuellen Halbjahreszahlen deuteten auf eine Verbesserung hin.
Laut Rickli reichte das Spital Uster zwischenzeitlich ein angepasstes Konzept ein, das unter anderem eine Reduktion von stationären Leistungen vorsehe. Das Spital soll die Chance erhalten, den eingeleiteten Turnaround umzusetzen, sagte Rickli.
Der Ustermer Stadtrat zeigte sich in einer Mitteilung erfreut über den Entscheid des Regierungsrates. Die Zukunft des Spitals sei gesichert, es bleibe für die sichere Patientenversorgung zentral.
Affoltern wandelt sich
Das kleine Spital Affoltern hat seine ursprüngliche Bewerbung inzwischen zurückgezogen, wie Rickli an der Medienkonferenz sagte. Auf die stationäre Grundversorgung soll verzichtet werden. Die Chirurgie will die Spitalleitung bereits auf Ende 2022 schliessen.
Das Spital erhält aber unbefristete stationäre Leistungsaufträge für die Bereiche Akutgeriatrie, Psychiatrie, Palliative Care und neu Gerontopsychiatrie, die damit gestärkt und ausgebaut werden können.
Diese Bereiche will die Spitalleitung mit einem ausgebauten, integrierten ambulanten Angebot sowie durch Kooperationen mit umliegenden Leistungserbringern ergänzen. Von einem «zukunftsfähigen Konzept» schreibt der Regierungsrat in seinem Beschluss.
Für die Reha nicht mehr ins Grüne
In der Rehabilitation zeigt die Spitalliste 2023 eine neue Stossrichtung. Während sich viele Reha-Zentren historisch bedingt abseits im Grünen befinden, ist nun wegen Bevölkerungswachstum und der grösser werdenden Gruppe der über 75-Jährigen zusätzlich auch vermehrt eine wohnorts- und akutspitalnahe Versorgung gefragt, wie Deborah Solenthaler vom Amt für Gesundheit ausführte.
Gerade hochbetagte, gebrechliche Patientinnen und Patienten könnten davon profitieren, sagte Solenthaler. Denn so werde ein noch enger verzahnter Behandlungsprozess an einem Ort und damit ein einfacherer Übergang vom Akutspital in die Rehabilitation ermöglicht. Zudem könne die Reintegration, die Rückkehr in in die eigene Wohnung, gefördert werden.
Die Klinik Wald der Zürcher RehaZentren prüft deshalb, kurz- bis mittelfristig Leistungen vom Standort Wald an andere Standorte – etwa zum Spital Wetzikon – zu verschieben.
Die neuen Spitallisten gelten ab dem 1. Januar 2023. Die darin aufgeführten Listenspitäler sind berechtigt, im Umfang der erteilten Leistungsaufträge zulasten der obligatorischen Krankenpflegeversicherung tätig zu sein.
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