Wohnbau Zürich: Gammelhaus wird zu gehobenem Wohnhaus

sda/toko

20.11.2019 - 20:06

Ein Wohnzimmer an der Zürcher Neufrankengasse, aufgenommen im Januar 2017. Die als «Gammelhäuser» in die Schlagzeilen geratenen Liegenschaften sind mittlerweile saniert. Auch an der Mangusstrasse soll es nun besser werden.
Ein Wohnzimmer an der Zürcher Neufrankengasse, aufgenommen im Januar 2017. Die als «Gammelhäuser» in die Schlagzeilen geratenen Liegenschaften sind mittlerweile saniert. Auch an der Mangusstrasse soll es nun besser werden.
Source: Keystone/Walter Bieri

Schluss mit «Gammelhäusern»: Nach den zwei Liegenschaften an der Neufrankengasse in Zürich hat nun auch das Haus an der Magnusstrasse bessere Zeiten vor sich — es entstehen relativ teure Wohnungen.

Das Zürcher Stadtparlament hat den Schlusspunkt gesetzt zum Kapitel «Gammelhäuser». Nach den zwei Liegenschaften an der Neufrankengasse hat nun auch das Haus an der Magnusstrasse bessere Zeiten vor sich. Dort entstehen relativ teure Wohnungen.

Finanzvorstand Daniel Leupi (Grüne) zeigte sich am Mittwochabend im Parlament erleichtert darüber, dass man nun «eine schwierige Geschichte zum Abschluss gebracht hat». Mit dem überteuerten Kauf der drei Häuser sei es schlussendlich gelungen, «einen Sumpf trocken zu legen».

Im Februar 2017 hatte der Stadtrat das Wohnhaus Magnusstrasse 27 im Quartier Aussersihl für 6,25 Millionen Franken erworben; er stützte sich dabei auf eine Bestimmung in der Gemeindeordnung, wonach er eine Liegenschaft in eigener Kompetenz ins Finanzvermögen erwerben kann, wenn das Geschäft keinen Aufschub duldet; grundsätzlich ist für Käufe ab 2 Millionen Franken der Gemeinderat zuständig.

Ein Stimmrechtsrekurs gegen den Kauf wurde vom Bezirksrat abgewiesen, vom Verwaltungsgericht aber gutgeheissen. Damit war der Beschluss des Stadtrats aufgehoben.

Ja zu nachträglichem Kauf

Deshalb beantragte er dem Gemeinderat nun nachträglich den Kauf der Liegenschaft ins Verwaltungsvermögen zum Preis von 6,25 Millionen Franken und zusätzlich einen Kredit von 675'000 Franken für die Projektierung der Gesamtinstandsetzung des Gebäudes.

Insgesamt beläuft sich der beantragte Kredit also auf 6,925 Millionen Franken. Die Kosten der eigentlichen Instandsetzung werden auf rund 3,5 Millionen Franken geschätzt.

Der beantragte Kredit erhielt am Mittwochabend 71 Ja-Stimmen von SP, Grünen und GLP. 38 Nein-Stimmen gab es von FDP, SVP und EVP. Die AL enthielt sich mit 10 Stimmen.

Der AL passte das vorliegende Projekt grundsätzlich nicht, und sie schlug vor, das Geschäft an den Stadtrat zurückzuweisen. Es solle an der Magnusstrasse etwas Kreatives entstehen. Der Rückweisungsantrag war jedoch chancenlos.

FDP, SVP und EVP wollten das Objekt an den Meistbietenden verkaufen. Es passe nicht ins Liegenschaften-Portfolio der Stadt. Auch diese Idee fand keine Mehrheit.

Wohnungen statt einzelne Zimmer

Die Liegenschaft umfasst heute 30 Zimmer, die der vormalige Eigentümer einzeln hauptsächlich an Sozialhilfebeziehende und an drogenabhängige Personen vermieten liess.

Nun soll die ursprüngliche Struktur mit einer 3-Zimmer-Wohnung oder einer Gewerbenutzung mit einer Fläche von 60 Quadratmetern im Erdgeschoss und je einer rund 80 Quadratmeter grossen 4-Zimmer-Wohnung auf jedem der fünf Obergeschosse wieder hergestellt werden.

Die Wohnungen werden auf der Basis der Kostenmiete vermietet. Gemäss heutigen Berechnungen kosten die grossen Wohnungen durchschnittlich 2580 Franken netto pro Monat.

Nach der Kreditgenehmigung im Parlament wird nun die Planerwahl gestartet und mit der Projektierung begonnen. Planung und Bau dürften rund drei Jahre dauern.

Neues Leben in der Neufrankengasse

Zusätzlich zur Liegenschaft Magnusstrasse 27 hatte der Stadtrat im Februar 2017 ebenfalls in eigener Kompetenz zwei Häuser an der Neufrankengasse erworben. Auch diese beiden Beschlüsse hob das Verwaltungsgericht auf.

Darauf beantragte der Stadtrat nachträglich dem Gemeinderat den Kauf der beiden Liegenschaften ins Verwaltungsvermögen, was dieser im April 2018 bewilligte. Dort sind mittlerweile zwei neue Wohnangebote für begleitetes und betreutes Wohnen des Sozialdepartements entstanden.


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