Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) hat Check-in-Tickets eingeführt: Passagiere können sich neu vor dem Einsteigen mit ihrem Smartphone ein- und nach dem Aussteigen wieder auschecken. Damit sind sie immer mit einem gültigen Billett zum richtigen Preis unterwegs.
Der ZVV führt die neue Funktion seiner Ticket-App ab sofort als Markttest ein. "Das Check-in-Ticket vereinfacht den Zugang zum ÖV markant", sagte ZVV-Direktor Franz Kagerbauer am Mittwoch und sprach von einer idealen, ja gar perfekten Ergänzung zu den bestehenden Vertriebskanälen.
"Das Reisen mit dem ÖV wird einfacher", sagte der ZVV-Direktor. Denn mit dem neuen Vertriebskanal werden die Probleme mit komplizierten Automaten oder unübersichtlichen Tarifen quasi mit einem Fingerwisch erledigt.
Entsprechend gross schätzt er das Potenzial ein. Bereits heute wird jedes fünfte ZVV-Ticket digital verkauft; die Zahl der E-Tickets nahm 2017 gegenüber dem Vorjahr um rund 30 Prozent zu.
Der ZVV greift beim Check-in-Ticket auf die bestehende Lösung "lezzgo" der BLS AG zurück. Es ist also keine neue Erfindung, aber laut Kagerbauer ein grosser Schritt. Denn neu daran sei, dass sie in die bestehende ZVV-App integriert wird, die mit rund 190'000 Downloads "eine ziemlich grossen Verbreitung hat". Zudem weist der Raum Zürich ein "speziell hohes Fahrgastaufkommen auf".
Bald Tickets für die ganze Schweiz erhältlich
In einer ersten Phase fokussiert sich der ZVV auf das Einzelreisesortiment und auf sein Verbundsgebiet: In der App sind alle ZVV-Fahrausweise wie Einzeltickets, Tageskarten oder auch der Nachtzuschlag integriert. Auch Anschlussbillette kann die App automatisch lösen - wenn das Abo hinterlegt ist.
In einer zweiten Phase - Kagerbauer spricht von Frühsommer - sind mit dem Check-in-Ticket des ZVV dann auch Reisen in der ganzen Schweiz möglich.
Der Markttest, der bis circa Mitte 2019 dauert, ist mit dem schweizweiten Programm "ÖV-Ticket 2020" der ÖV-Branche abgestimmt; die Erkenntnisse fliessen in die Entwicklung der national geltenden Standards für das automatische Ticketing ein. "Für uns war schon lange klar, dass wir mitmachen werden", sagte Kagerbauer.
Das richtige Billett zum richtigen Preis
Das System funktioniert simpel: Vor der Fahrt checken sich die Reisenden in der App mit einem Fingerwisch ein- und zum Abschluss wieder aus. Anhand von Ortungsdiensten und Fahrplandaten wird ihre Reise unterwegs automatisch erfasst. Vergisst der Reisende das Auschecken, erhält er eine Meldung: Das System merkt, wenn er zu Fuss unterwegs ist.
Anschliessend erhält der Fahrgast sofort eine Bestätigung und ihm wird das benötigte Ticket angezeigt. Abgerechnet wird am Schluss: Die App kalkuliert bei mehreren Fahrten am gleichen Tag, ob eine Tageskarte die bessere Option wäre. Damit hat der Fahrgast laut Kagerbauer immer das richtige und gültige Billett zum korrekten Preis.
Datenschutz und Schwarzfahrer
Laut ZVV hat der kantonale Datenschützer die App und insbesondere die neue Funktion geprüft und freigegeben. Die Daten würden ausschliesslich zugunsten des Vertriebs und der korrekten Abrechnung erhoben, sagte Lugas Tenger, Leiter Marketing.
Ausserdem versprach er, dass die Daten nicht von Dritten genutzt werden. "Die Daten werden ein Jahr lang für Kundenanfragen aufbewahrt und dann gelöscht oder anonymisiert."
Noch nicht ganz geklärt ist die Situation mit den Schwarzfahrern: Sie können nach einer Kontrolle zu früh auschecken und weiterfahren. "Das ist eine neue Form von Missbrauch", sagte Tenger. Die entsprechende Lösung für das Problem müsse im Markttest noch geklärt werden.
Neue Tageskarte für Check-in-Kunden
Da sich die ÖV-Branche auf nationaler Ebene geeinigt hat, dass beim automatischen Ticketing pro Kalendertag abgerechnet wird, kann die bestehende 24-Stunde-Karte des ZVV nicht verwendet werden.
Der ZVV hat deshalb in der Check-in-Funktion die "Tageskarte Kalendertag" eingeführt, die aufgrund der zeitlich eingeschränkten Gültigkeit 10 Prozent günstiger ist als die 24-Stunden-Karte. Diese ist jeweils bis 5 Uhr am Folgetag gültig.
Auch sind beispielsweise Spezialtarife noch nicht integriert und der Klassenwechsel ist ebenfalls noch nicht umgesetzt: Der Fahrgast muss zu Beginn seiner Reise angeben, ob er erste oder zweite Klasse fahren möchte.
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