Dubiose Millionen-Zahlung Prozess gegen Blatter und Platini startet

ss, sda

8.6.2022 - 05:48

Blatter: «Ich habe mir nichts vorzuwerfen»

Blatter: «Ich habe mir nichts vorzuwerfen»

Die Ex-Präsidenten des Weltfussballverbands (Fifa) und des europäischen Fussballverbands (Uefa), Joseph Blatter und Michel Platini, stehen seit dem 8. Juni 2022 wegen einer verdächtigen Zwei-Millionen-Zahlung vor dem Bundesstrafgericht.

08.06.2022

In Bellinzona stehen die einst einflussreichsten Männer im Weltfussball vor Gericht: Ex-Uefa-Präsident Michel Platini soll 2015 von Sepp Blatters FIFA ungerechtfertigt eine hohe Geldsumme erhalten haben. 

8.6.2022 - 05:48

Die Ex-Präsidenten des Weltfussballverbands (Fifa) und des europäischen Fussballverbands (Uefa), Sepp Blatter und Michel Platini, stehen ab heute Mittwoch wegen einer verdächtigen Zwei-Millionen-Zahlung vor dem Bundesstrafgericht. Die Bundesanwaltschaft beschuldigt sie des Betrugs. Die Verteidigung spricht von einem Komplott.

Die Millionen-Zahlung für angebliche Beraterdienste Platinis für die Fifa zwischen Juli 1998 und Juni 2002 war vom heute 86-jährigen Blatter gutgeheissen worden – mehr als acht Jahre nach Beendigung der Beratertätigkeit. Für die Bundesanwaltschaft (BA) gibt es keine rechtliche Grundlage für diese Zahlung.

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Wie der Anklageschrift zu entnehmen ist, hatte Platini ab 1999 auf der Grundlage eines Vertrages für seine vierjährige Beratertätigkeit bereits eine Entschädigung von 300'000 Franken pro Jahr erhalten. Die Zahlung erfolgte nach Rechnungsstellung ohne einen Abzug von Sozialversicherungsbeiträgen.

«Aufgeschobene Restzahlung»

Die BA ist überzeugt, dass die beiden Funktionäre «zu einem nicht bestimmbaren Zeitpunkt übereinkamen, dass der heute 66-jährige Platini aus dem Vereinsvermögen der Fifa ein substanzieller, nicht geschuldeter Betrag zukommen sollte.» Die Beschuldigten selbst sprachen von einer aufgeschobenen Restzahlung.

Blatter hat laut BA mit Arglist gehandelt. Der ihm unterstellte Finanzdirektor habe nicht von einer Täuschung ausgehen können, als er die Zahlungsanweisung ausgeführt habe. Die BA sieht den Tatbestand des Betrugs erfüllt und wird im Rahmen der Hauptverhandlung die Strafanträge stellen.

Die Beschuldigten haben die Vorwürfe stets zurückgewiesen. In einer kurzen schriftlichen Stellungnahme, die Keystone-SDA vorliegt, erklärt Blatter: «Ich blicke der Verhandlung vor dem Bundesstrafgericht in Bellinzona mit Optimismus entgegen.»

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Platinis Verteidiger Dominic Nellen spricht seinerseits von einem politisch motivierten Vorgang, in dem es darum gegangen sei, Platini als Fifa-Präsidenten zu verhindern.

Sechs Zeugen

Insgesamt werden sechs Zeugen befragt, darunter am zweiten Verhandlungstag Olivier Thormann, der damals die Leitung für Wirtschaftskriminalität bei der BA innehatte. Inzwischen ist er selbst als Richter am Bundesstrafgericht tätig – als Präsident der Berufungskammer.

Vom 8. Juni bis 22. Juni sind für die Hauptverhandlung vor der Strafkammer elf Verhandlungstage angesetzt. Es wird jeweils nur am Vormittag debattiert – bis spätestens 13:30 Uhr. Der Gesundheitszustand von Blatter lässt maximal vier Stunden pro Tag zu. Die Fifa tritt im Verfahren als Privatkläger auf. Die Urteilseröffnung ist auf den 8. Juli festgelegt. (SK.2021.48)

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