Was für ein Kontrastprogramm: Flügelstürmer Leroy Sané wird beim Heimsieg gegen Köln ausgepfiffen. Im selben Stadion inszeniert der FC Bayern die so bedeutsame Vertragsverlängerung mit Joshua Kimmich.
Die Pfiffe gegen Reizfigur Leroy Sané konterte der FC Bayern postwendend mit scharfen Worten und einem Zukunftssignal, für das ihm bei allen Münchner Fans Applaus sicher ist. Am Morgen nach dem mit Willensstärke und Serge Gnabrys Schusskraft erzwungenen 3:2 gegen den 1. FC Köln verkündeten die Bayern die schon länger fixe Vertragsverlängerung mit Fussball-Nationalspieler Joshua Kimmich.
«Basis der Unterschrift war, dass ich hier die Möglichkeit sehe, Titel zu gewinnen – auch in Europa», sagte Kimmich am Montag. Der Rekordmeister feierte die vorzeitige Ausdehnung des Kontraktes bis 2025 mit dem designierten Kapitän und Leitwolf der Zukunft als «grosses Zeichen nach innen und aussen». Kimmich (26) steht in München längst für das, was dem jüngeren Kollegen Sané (25) auch zugetraut wurde: Ein Garant für Erfolge und ein Liebling der Fans zu sein.
Die Pfiffe und der hämische Applaus gegen den Nationalspieler verurteilten die Bayern-Bosse scharf. «Klar, Leroy hat kein Riesenspiel gemacht», sagte Sportvorstand Hasan Salihamidzic deutlich: «Wir erwarten immer, dass die Spieler von unseren Fans unterstützt werden. Wir können nicht einen Einzelnen auspfeifen lassen in der Allianz Arena. Das geht gar nicht.» Kimmich nannte die Zuschauer-Reaktionen gegen den Teamkollegen «frech und auch bitter».
Auch Nagelsmann findet klare Worte
Die vor einem Jahr begonnene Sané-Geschichte schaut im Moment nicht nach einem Happy-End aus. Beim Fünf-Tore-Spektakel in der zweiten Hälfte mit dem für ihn als Schwungbringer eingewechselten Jamal Musiala war Sané nur Zuschauer und so Verlierer im Siegerteam.
Beim x-ten Ballverlust und einem missglückten Freistoss erntete der Künstler in der nicht nur von ihm mauen ersten Hälfte Pfiffe. Die Durchsage seiner Auswechslung wurde sogar von einem Teil der 20'000 Zuschauer mit hämischem Applaus bedacht. Auch Trainer Nagelsmann verurteilte nach seinem ersten Bundesligasieg mit dem FC Bayern die Reaktion von den Rängen. «Es gehört sich, dass die eigenen Fans Spieler unterstützen. Das ist mir immer mehr wert und wichtig.» Es gebe «keinen Spieler auf dieser Welt, der nicht am liebsten eine Topleistung abruft», warb Nagelsmann für Sané.
Wie einst Robben?
Nagelsmann erwartet von Sané eine Reaktion. «Demotiviert jetzt zu spielen, würde ja keinen Sinn machen. Dann würden die Pfiffe jetzt nicht weniger werden», sagte der Coach. Sané müsse nun «noch motivierter aufzutreten». Nur mit Leistung gewinnt man Fan-Herzen.
Frag nach bei Arjen Robben. Dessen Trikot mit der 10 traute sich der für 50 Millionen Euro abgelöste Sané beim Wechsel nach München zu. Erwartungshaltung und Fallhöhe waren damit gesetzt. Sané will dem Holländer nacheifern – und könnte ihn sich gerade jetzt zum Vorbild nehmen. 2012 wurde Robben nach zwei verschossenen Elfmetern in der Bundesliga gegen Dortmund und im Champions-League-Finale daheim gegen den FC Chelsea zum Sündenbock.
In einem Versöhnungsspiel gegen die Niederlande in der Allianz Arena wurde Robben von Bayern-Fans ausgepfiffen. Ein Jahr später schoss ausgerechnet Robben die Bayern in London im Finale gegen Borussia Dortmund zum Titelgewinn – und war fortan ein Liebling in München.