Marco Reus droht wegen einer Fussverletzung ausgerechnet in einem WM-Jahr die nächste lange Verletzungspause.
Es war ein bittersüsser Derby-Sieg. Einerseits holten die Borussen dank des späten Tores von Joker Youssoufa Moukoko sich die vorläufige Tabellenführung (Union, Freiburg und Hoffenheim spielen erst am Sonntag), andererseits gab es halt die schlimme Szene im Revier-Klassiker, als nach einer halben Stunde Marco Reus nach einem Zweikampf mit dem rechten Fuss umknickte.
Die Sorge um den Gesundheitszustand von Reus war nach dem Spiel dementsprechend gross. «Vor allem, weil der Knöchel beim ersten Gucken nicht so gut aussah», sagte Mats Hummels. «Wir drücken ihm alle die Daumen und hoffen, dass es nicht so schlimm ist, wie es auf den ersten Blick aussah.»
«Ich hoffe und bete, dass es nicht so schlimm ist», meinte Moukoko sichtlich bewegt: «Er ist unser Captain. Wenn er auf dem Platz ist, fühlst du dich besser.»
WM-Teilnahme gefährdet?
Reus hatte direkt, nachdem er sich beim Aufkommen den Fuss verdreht hatte, die Hände vor Schmerzen vors Gesicht geschlagen. Doch BVB-Coach Edin Terzic konnte leichte Entwarnung geben. «Es sieht so aus, dass die Bänder verletzt wurden. Wie lange er ausfällt, das wissen wir jetzt noch nicht, da müssen wir genauere Untersuchungen abwarten», sagte er. Das könne einige Tage dauern. Auf die Nachfrage, ob Reus etwa sechs bis acht Wochen ausfalle, sagte Terzic: «Nein, wir denken, dass es nicht ganz so lange dauert. Er hatte das Sprunggelenk ja schon etwas häufiger verletzt.»
Am Sonntag bestätigte BVB-Sportchef Sebastian Kehl im «Doppelpass» bei Sport1 die Einschätzung. «Ich kann ein klein wenig Entwarnung geben – die Untersuchungen gestern haben keinen Bruch gezeigt. Er hat eine Aussenbandverletzung im Sprunggelenk, aber auch nicht so gravierend, dass die WM gefährdet ist.» Er hoffe, «dass Marco uns in drei bis vier Wochen wieder zur Verfügung steht.»
Tatsächlich wäre die Teilnahme an der WM im November in Katar in der Theorie nicht in Gefahr. Doch ob DFB-Coach Hansi Flick einen Spieler nominiert, der erst gerade – wieder einmal – von einer grösseren Verletzung zurückkommt, steht auf einem anderen Blatt geschrieben.
Die Weltmeisterschaften 2010 und 2014 mit dem Triumph von Rio sowie die Europameisterschaften 2016 und 2020 hat er bereits verpasst. Nur bei der EM 2012 und der enttäuschenden WM 2018 war er dabei. Dass Reus bei den beiden kommenden Nations-League-Spielen am 23. September in Leipzig gegen Ungarn und am 26. September gegen England in London dabei ist, ist aber illusorisch. Der Captain sei nach dem Spiel aber nicht ins Krankenhaus gefahren worden, sondern nach Hause, sagte Terzic.
Reus meldete sich nach der Partie noch am Abend auf seinem Instagram-Kanal. Der 33-Jährige machte dabei den Fans leise Hoffnung auf eine baldige Rückkehr. «Danke für alle die Genesungswünsche. Ich werde bald zurück sein!» schrieb Reus. Er gratulierte dem Team zum Derbysieg und betonte erneut: «Ich werde niemals aufgeben.»
Genug Erfahrung mit Comebacks nach Verletzungen hat Reus jedenfalls. In knapp zehn Jahren als BVB-Profi hat er laut transfermarkt nunmehr 49 (!) Verletzungen oder krankheitsbedingte Ausfälle hinnehmen müssen. Wie «sport1» ausführt, verpasste Reus dabei insgesamt 131 Spiele oder 1135 Tage – also eine Zeit von mehr als drei Jahren.