Nach einem berauschenden Fussball-Auftritt kann Borussia Dortmund mit der Teilnahme an der Champions League planen. Und das eine Woche vor dem Hit beim FC Bayern.
Mit zwölf Punkten Vorsprung und einer deutlich besseren Tordifferenz kann der BVB die Champions-League-Teilnahme in den letzten vier Spielen nur noch rein theoretisch verspielen. Wolfsburgs Vorsprung auf den Relegationsplatz könnte nach dem höchsten Halbzeit-Rückstand in der 25-jährigen Bundesliga-Historie des Clubs am Sonntag wieder auf bis zu fünf Punkte schrumpfen.
Das Torfestival leitete ausgerechnet Teenager und Debütant Rothe ein (24.). Axel Witsel und Manuel Akanji (28.) legten schnell nach, Emre Can (35.) und zweimal Haaland (38./54.) erzielten die weiteren Treffer. Für Haaland endete damit eine ungewohnte Durststrecke von fast drei Monaten, fünf Einsätzen und 384 Spielminuten ohne Treffer. Wolfsburgs Ridle Baku (82.) verhinderte schliesslich die dritte 0:6-Niederlage der Wolfsburger Bundesliga-Geschichte nach jenen in München 2017 und 2019.
Traumdebüt für Rothe
Die Dortmunder Fans unter den 79 200 Zuschauern riefen bei Verlesung der Aufstellung durch Stadionsprecher Norbert Dickel mit Inbrunst die Nachnamen. Bei der Nummer 36 stockten einige kurz, schauten erst zur Anzeigetafel und riefen dann etwas zögerlich «Rothe». Der U19-Nationalspieler stand bis Samstag noch nie im Bundesliga-Kader. Der Ausfall von Raphael Guerreiro und die Tatsache, dass Nico Schulz offenbar noch nicht ganz fit war, spülte den Linksverteidiger direkt in die Startelf. Rothe ist zwar nur der achtjüngste Debütant in der Dortmunder Bundesliga-Historie, aber der jüngste Abwehrspieler. Durch seinen Treffer wurde er zum viertjüngsten Bundesliga-Torschützen.
Dabei wäre der BVB fast kalt erwischt worden, doch Torhüter Gregor Kobel rettete gegen Lukas Nmecha aus drei Metern stark (3.). Danach spielten nur noch die eigentlich stark ersatzgeschwächten Dortmunder. Nach dem 0:1 verlor Wolfsburg komplett die Orientierung, der BVB spielte sich in einen Rausch und legte vier Treffer innerhalb von weniger als 14 Minuten nach. Beim VfL reihte sich der sonst so starke Torhüter Koen Casteels in die Konfusion ein, mindestens die Treffer von Witsel und Can erschienen gut haltbar.
Dortmund hätte noch höher gewinnen können
Fünf Tore vor der Pause hatte der BVB zuletzt vor neun Jahren beim 6:1 in Fürth erzielt. Diesmal schien es zunächst noch deutlicher zu werden, als Haaland zum zweiten Mal traf. Und hätte Casteels nun nicht einige Male gut gehalten, hätte es für Wolfsburg noch schlimmer geendet. Den Ehrentreffer ermöglichte ausgerechnet ein grober Fehler des von Wolfsburg ausgeliehenen Marin Pongracic, der den VfL zuletzt wegen einer Prämienzahlung gar verklagte.
Dortmunds Trainer Marco Rose verhalf in der 88. Minute noch zwei weiteren Teenagern zum Bundesliga-Debüt: Jamie Bynoe-Gittens (17) und Lion Semic (18).