Oliver Kahn ist sich sicher: Eine langanhaltende Titel-Serie eines Klubs schadet auf Dauer einer Liga. Dennoch war das genau seine Aufgabe bei Bayern München, Titel holen.
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- Oliver Kahn hat in einem Interview über die Herausforderungen gesprochen, mit denen sich der Fussball konfrontiert sieht.
- Es mache den Fussball im Kern aus, dass ein Wettbewerb bis zum Schluss spannend bleibe. Wenn ein Klub elfmal hintereinander die Meisterschaft gewinne, schade das auf Dauer der gesamten Liga.
- Um attraktiv zu bleiben, dürfe der Wettbewerb im Fussball nicht «noch berechenbarer» werden. Und dafür braucht es Veränderungen. Mit solchen würde sich der Fussball gemäss Kahn aber schwertun.
«Der Fussball tut sich mit Veränderungen schwer», sagt Oliver Kahn in einem Gespräch mit «Sports Illustrated». Der einstige Bayern-CEO sieht das Zögern der Vereinsverantwortlichen bei bevorstehenden Entscheiden als Mitgrund dafür.
Die Klub-Bosse würden vielleicht gerne im Sinne des Vereins etwas ändern, würden aber zögern, aus der Gefahr heraus, «massiver Kritik» ausgesetzt zu werden und nicht mehr als Präsident gewählt zu werden. Kahn nennt den gescheiterten Investoren-Deal in der Deutschen Fussball Liga als Beispiel. Die Fans hatten mit Protesten gegen diesen Deal wesentlichen Anteil am Umdenken der Ligaverantwortlichen.
Kahn spricht von seiner Erfahrung beim FC Bayern und übt Kritik: «In München ist es sehr schwierig, notwendige Veränderungen anzustossen und auch mal neue Wege zu gehen.» Der FC Bayern sei sehr politisch, und die Kräfte würden in unterschiedliche Richtungen wirken. «Das in den Griff zu bekommen, ist die grösste Herausforderung.»
Die Tücken einer Titel-Serie
Offenbar bekam Kahn beim Rekordmeister nicht alles in den Griff. Im Mai letzten Jahres beendete der Klub die Zusammenarbeit mit seinem einstigen Torhüter. In der Folgesaison blieb Bayern das erste Mal seit 2012 ohne Titel. Ein Ereignis, das Kahn – losgelöst von seiner Geschichte mit dem FCB – womöglich begrüsst.
«Der Wettbewerb darf nicht noch berechenbarer werden. Wird der Wettkampf über einen längeren Zeitraum von einigen wenigen Vereinen dominiert, dann wird der Erfolg inflationär und damit entwertet.» Kahn stellt die Ehrlichkeit eines Wettbewerbs einer Liga infrage, wenn zwischen den Teams in Sachen Kaderbudget zig Millionen liegen und Überraschungen immer seltener würden.
Ein Wettbewerb sollte bis zum Schluss spannend sein. Das mache den Sport in seinem Kern aus. Auf Dauer schade es der gesamten Liga, wenn ein Klub zum elften Mal in Folge Meister werde, auch wenn man dies Bayern München nicht vorwerfen könne.
Kahn: «... trotzdem musste ich Meister werden»
Obschon Kahn im Sinne des Fussballs kein Freund von Titel-Serien ist, wollte er mit Bayern genau das erreichen: «Als ich beim FC Bayern in der Verantwortung stand, war mir das natürlich bewusst, und trotzdem wollte und musste ich Meister werden.»
Dies gelang Kahn auch. Er gewann während seiner Amtszeit mit Bayern zweimal die Meisterschaft und zweimal den Deutschen Superpokal – die bisher letzten Erfolge der Bayern. Leverkusen brachte die unschlagbar scheinenden Münchner zu Fall und kletterte an die Spitze der Liga. Ein Stilbruch nach der langjährigen Liga-Dominanz der Bayern.