Kurz vor dem zwölften Bundesliga-Spieltag bringt die Politik in Deutschland eine 2G-Regel auch für Fussballprofis ins Gespräch. Die Spitzen der Bundesländer sind sich schon einig. Aber ist eine Aussperrung von ungeimpften Berufssportlern rechtlich möglich?
Der Vorstoss der Länderchefs für ein Spielverbot für ungeimpfte Fussballer bringt Profis wie Joshua Kimmich und ihre Klubs noch mehr in Bedrängnis. In der emotionalen Debatte um die Vorbildwirkung des Fussballs in der Corona-Pandemie birgt das Vorhaben der Ministerpräsidenten und -präsidentinnen, eine 2G-Regel auch für die Kickerbranche zu prüfen, neuen Zündstoff. «Sehr schnell einig» seien sich die Länderspitzen in dieser Frage gewesen, sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst. «Ob wir das umgesetzt kriegen, müssen wir jetzt prüfen», fügte der CDU-Politiker allerdings hinzu.
Die Frage der Rechtssicherheit einer Regelung, nach der Berufssportler aus Stadien und Hallen ausgesperrt werden können, weil sie weder geimpft noch von einer Corona-Infektion genesen sind, dürfte hitzig verhandelt werden. Für die Länderchefs ist klar, dass für Fussballer das gelten soll, was auch die Zuschauer auf den Rängen einhalten müssen. Und da ist schon am Wochenende in vielen Bundesliga-Arenen 2G Pflicht.
Fussball: Arbeitswelt oder Freizeitwelt?
Die geschäftsführende Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verwies indes auf die gerade am Donnerstag vom Bundestag neu verabschiedeten Corona-Bestimmungen. «Normalerweise ist es so, dass die Arbeitswelt 3G ist», sagte die scheidende Regierungschefin. Demnach erhalten zum Arbeitsplatz auch negativ auf das Virus Getestete Zugang, selbst wenn sie nicht geimpft sind. Bei Fussballern ist dieser Arbeitsplatz nun mal an Spieltagen das Stadion. «Jetzt kommt es drauf an, ob das die Arbeitswelt ist oder ob es die Freizeitwelt ist», sagte Merkel.
SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz liess ebenfalls Raum für mögliche schärfere Regeln in den Ländern, die es für ungeimpfte Profisportler ungemütlich machen könnten. Zwar seien für Berufstätige bei Veranstaltungen 3G-Regeln vorgesehen. Die Bundesländer könnten dies aber möglicherweise in kritischen Corona-Lagen auch anders handhaben. «Das ist eine Entscheidung, die dann vor Ort zu treffen ist», sagte Scholz. Es sei ein «weiterreichender Handlungskatalog» als bisher, den das neue Infektionsschutzgesetz biete.
Sollten die Länderchefs tatsächlich zu einer rechtssicheren Regelung für 2G bei Fussballprofis kommen, käme das einer Impfpflicht für die Kicker nahe. Liga-Chef Christian Seifert hatte schon kurz vor dem Politik-Gipfel «praktikable Lösungen und umsetzbare Konzepte» gefordert. «Ideen haben wir in den letzten zwölf Monaten genug gehört», sagte der DFL-Geschäftsführer beim TV-Sender Bild.
Ärzte fordern Fussballer zum Impfen auf
Seit Wochen tobt im Fussball eine Debatte ums Impfen, nachdem Bayern-Star Joshua Kimmich eingeräumt hatte, wegen seiner Sorgen über Langzeitfolgen ungeimpft zu sein. Eine Gruppe von Ärzten um DFB-Chefmediziner Tim Meyer appellierte laut «Bild» jetzt in einem Brief: «Wir fordern ungeimpfte Personen innerhalb, aber auch ausserhalb des Fussballs dringend auf, eine Impfung in Betracht zu ziehen und sich seriös darüber zu informieren. Impfungen sind der Schlüssel zum zügigen Beenden der Pandemie und durch keine andere Massnahme zu ersetzen.»
Bei den 36 Klubs der ersten und zweiten Bundesliga sollen knapp zehn Prozent der Fussballer nicht geimpft sein. Betroffen von einer 2G-Regel könnten auch Profis etwa im Handball, Basketball oder Eishockey sein. Die Basketball-Bundesliga gab die Impfquote unter den Spielern zu Saisonbeginn allerdings bereits mit 99 Prozent an.