Dortmund gegen Schalke, das Revierderby, auch «Mutter aller Derbys» genannt, elektrisiert seit jeher die Massen. «blue News» blickt vor dem Duell am Samstag zurück auf einige der grössten Momente.
An diesem Samstag (18.30 Uhr) empfängt Abstiegskandidat Schalke Meisteranwärter Dortmund. Doch der Blick auf die Tabelle ist trügerisch, das hat uns die Vergangenheit gelehrt. Denn das Revierderby steht für sich. Es ist immer alles möglich, das zeigt der Blick in den Rückspiegel. Auch Schweizer hatten schon Hauptrollen inne, das könnte auch an diesem Wochenende der Fall sein. Hinter dem Einsatz von BVB-Goalie Gregor Kobel steht zwar noch ein Fragezeichen, auf der Gegenseite dürften beim Heimteam aber Michi Frey und Cédric Brunner zum Zug kommen.
Hundebiss ins Hinterteil
6. September 1969: Schalke geht bei Dortmund noch in der ersten Halbzeit 1:0 in Führung, da stürmen zahlreiche freudentrunkene Gäste-Fans den Rasen und veranstalten ein Chaos. Ordner schreiten mit ihren Deutschen Schäferhunden ein – und die beissen zu. Opfer der Beissattacken werden auch zwei Schalke-Spieler, die inzwischen verstorbenen Friedel Rausch (Po) und Gerd Neuser (Kniekehle). Für Letzteren war die skandalöse Partie, die 1:1 enden sollte, gelaufen. Rausch spielt nach einer Tetanusimpfung weiter. Auf die Frage, was passiert wäre, wenn der Hund ihn von vorne gebissen hätte, sagte er Jahre später im «Aktuellen Sportstudio»: «Dann hätte er sich die Zähne ausgebissen!» Die Narbe am Po sei «ein Andenken für immer», denn sie ist nie ganz verschwunden.
Das Goaliegoal von Jens Lehmann
19. Dezember 1997: Der mit nach vorne gestürmte Schalke-Torhüter Jens Lehmann trifft nach einer Ecke – die es nicht hätte geben dürfen – in der Nachspielzeit per Kopf zum Ausgleich. Es ist das erste Tor eines Torhüters in der Bundesliga aus dem Spiel heraus. Einige Jahre später begeht Lehmann Hochverrat und heuert bei Dortmund an.
Der süsseste Derby-Sieg – auch dank Alex Frei
12. Mai 2007: Dortmund spielt eine Saison zum Vergessen. Als am zweitletzten Spieltag Leader Schalke zu Gast ist, steht bereits fest, dass der BVB das europäische Geschäft verpassen wird. Bleibt nur noch ein Ziel: Schalke die Meisterschaft zu versauen – und genau so sollte es kommen. Dank Treffern von Alex Frei und Ebi Smolarek gewinnt Dortmund 2:0, Stuttgart löst vor dem letzten Spieltag Schalke als Leader ab. Eine Woche später dürfen die beiden Schweizer Marco Streller und Ludovic Magnin den Meisterpokal in die Höhe stemmen – Schalke wird Vizemeister.
Schiedsrichter «schenkt» Frei zwei Tore
13. September 2008: Schiedsrichter Lutz Wagner soll sich nach dem Schlusspfiff in der Umkleidekabine die komplette Partie noch einmal angeschaut haben, denn er wird sich kritischen Fragen stellen müssen. Was ist passiert? Schalke führt 3:0, da gleitet dem Unparteiischen das Spiel aus den Händen. Mit Christian Pander und Fabian Ernst stellt er zwei Schalker vom Platz und zwei der drei BVB-Tore haben einen ganz bitteren Nachgeschmack. Das 2:3 erzielt der von Jürgen Klopp eingewechselte Alex Frei aus einer Abseitsposition und den Elfmeter, den er in der 89. Minute zum 3:3-Endstand verwandelt, hätte es nicht geben dürfen.
Frei hat in seiner Karriere fünfmal gegen Schalke gespielt, dabei hat er vier Tore erzielt und drei weitere vorbereitet. Nur bei seinem letzten Auftritt kann erzielt er keinen Skorerpunkt. Persönlich liegt ihm der Gegner, doch aus den fünf Spielen resultieren bei zwei Niederlagen und zwei Remis nur ein Sieg.
Das grösste Comeback der Derby-Geschichte
25. November 2017: Nach 25 Minuten steht es 4:0 für Dortmund, die Fans träumen schon von einer historischen Demütigung des Erzrivalen. Doch nach dem ersten Gegentor in der 61. Minute zerfällt der BVB in seine Einzelteile. Nach zwei weiteren Gegentreffern (65. und 86.) kommt es, wie es kommen muss. In der 95. Minute wuchtet Naldo die Kugel nach einer perfekt getretenen Ecke per Kopf unhaltbar in die Maschen, der Ausgleich ist Tatsache. Viele Medien schreiben später vom «Jahrhundertderby».
Embolo versetzt Dortmund den K.-o.-Schlag
27. April 2019: Drei Derbys verpasste der einstige Schalke-Angreifer Breel Embolo verletzt, ein weiteres Mal steht er nicht im Aufgebot und einmal versauert er auf der Bank. Doch im April 2019 schlägt in einem verrückten Derby seine Stunde. Embolo holt den Elfmeter zum 1:1 heraus und kurz vor Schluss macht er mit dem Treffer zum 4:2 den Deckel drauf. Dazwischen fliegen zwei Dortmunder vom Platz und dennoch wird es noch einmal spannend – Akanji leitet in doppelter Unterzahl den Anschlusstreffer zum 2:3 ein. Der bedauernswerte Roman Bürki im Dortmunder Tor ist übrigens bei allen Gegentreffern machtlos.
Für Dortmund ist es weit mehr als «nur» eine Derbyniederlage, denn vor diesem viertletzten Spieltag liegt der BVB nur einen Punkt hinter Leader Bayern München, die tags darauf ihrerseits nur 1:1 spielen. Für Schalke ist es dagegen ein wichtiger Sieg im Kampf gegen den Abstieg. Eine ganz ähnliche Ausgangslage wie in diesem Jahr also …
Akanji trifft vor Mini-Kulisse
24. Oktober 2020: Corona hält die Welt im Würgegriff, nur 300 Zuschauer dürfen dem Derby beiwohnen. Sie sehen, wie der aus der Corona-Quarantäne zurückgekehrte Manuel Akanji in der 55. Minute das 1:0 erzielt. Erling Haaland und Mats Hummels legen später nach, für Schalke ist das 0:3 gegen Dortmund das 21. sieglose Bundesliga-Spiel in Folge. Aufgrund des klaren Resultats ist es eine Randnotiz, dass Lucien Favre nach vier Spielen wieder auf Roman Bürki anstelle von Marwin Hitz setzt.