Thomas Tuchel bekommt seinen Traumeinstand als Bayern-Trainer – und das gegen seinen Ex-Club. Das 4:2 im Bundesliga-Topspiel gegen Dortmund wird von einem Torwart-Blackout eingeleitet.
Thomas Tuchel verabschiedete mit einer kurzen Umarmung Trainerkollege Edin Terzic und verschwand nach seinem schillernden Einstandsieg schnell Richtung Kabine. Seine Bayern-Profis liessen sich dagegen für ihre fulminante Machtdemonstration gegen den grossen Rivalen ausgiebig von den Fans feiern. Mit einem 4:2 (3:0) gegen Borussia Dortmund samt Mega-Patzer von BVB-Torwart Gregor Kobel holte sich der Rekordmeister im Spiel eins nach Julian Nagelsmann die Tabellenführung zurück – der elfte Meistertitel nacheinander ist nah.
Mit zwei Punkten Vorsprung gehen die Bayern, für die nach dem Eigentor von Kobel (13.) der nicht zu bremsende Kapitän Thomas Müller (18./23.) sowie Kingsley Coman (50.) trafen, in die verbleibenden acht Spieltage. Emre Can mit einem verwandelten Foulelfmeter (72.) und Donyell Malen (90.) erfreuten die BVB-Anhänger wenigstens in der Schlussphase noch mit zwei Toren.
Auf der Tribüne pusteten auch die Bayern-Bosse um Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic durch, die mit dem zu diesem Zeitpunkt der Saison überraschenden Trainerwechsel ins Risiko gegangen sind. Vorstandschef Kahn rechtfertigte beim TV-Sender Sky noch einmal die Entscheidung, auch wenn der Ablauf durch gewisse Umstände «katastrophal» gewesen sei. Im Vordergrund stünde der Vereinserfolg: «Wir wollen Titel gewinnen.»
Kobels Luftloch leitet BVB-Untergang ein
Tuchel hatte der brisanten Kraftprobe mit seinem Ex-Klub eine «Signalwirkung» zugeordnet. Und so kam es dann auch. Bis zur 13. Minute traten die Dortmunder vor 75 000 Zuschauern in der Allianz Arena wie ein selbstbewusster Tabellenführer auf. Dann zerbröselten alle Hoffnungen der Gäste auf einen grossen Abend im Titelkampf binnen zehn Minuten.
Und dafür war an erster Stelle der 25 Jahre alte Kobel verantwortlich, der bei seinem Comeback nach Oberschenkelproblemen einen Treffer aus über 50 Metern kassierte. Der Schweizer schlug nach einem harmlosen langen Ball von Bayern-Verteidiger Dayot Upamecano mehr oder weniger ein Luftloch. Er berührte den Ball zart, darum war es ein Eigentor. Kobel schlug die Hände über dem Kopf zusammen, seine Teamkollegen waren geschockt. Und die Bayern legten gnadenlos nach.
Eine Ecke von Joshua Kimmich landete via Kopfball von Matthijs de Ligt bei Müller, der aus kurzer Distanz vollendete. Und als Kobel einen feinen Distanzschuss von Leroy Sané vor die Füsse von Müller abwehrte, bedankte sich dieser mit dem 3:0. Das Spiel war entschieden – und Tuchel der Gewinner des Abends. Der Dortmunder Wille war gebrochen, die schwarze Serie in der Allianz Arena setzte sich mit Niederlage Nummer neun und 8:37 Toren fort.
dpa