Das Sechser-Thema bleibt für Thomas Tuchel auf der Bayern-Agenda. Kimmich, Goretzka, Laimer und Gravenberch hätten «ähnliche Qualitäten». Ein Spieler des Quartetts teilt die Ansichten des Coachs nicht – sein Captain.
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- Bayern-Trainer Thomas Tuchel hatte seinen Sechser-Wunsch noch einmal ausführlich dargelegt. Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Konrad Laimer und auch Ryan Gravenberch seien sich in der Spielweise «sehr ähnlich».
- Captain Kimmich teilt die Ansichtsweise von Tuchel nicht und betont, er sei ein richtiger Sechser.
- Die Suche nach einem Sechser geniesst bei Bayern München aber keine Priorität, da der Klub auf anderen Positionen noch dringenderen Handlungsbedarf sieht.
Thomas Tuchel würde sich beim FC Bayern München weiterhin einen defensiven Mittelfeldspieler wünschen, der seine Hauptaufgabe im Schutz des eigenen Tores und der Abwehrarbeit sieht.
Einen «solchen Spielertypen» habe der deutsche Rekordmeister nicht in seinem Kader, betonte der Trainer in Singapur. Joshua Kimmich (28) und Leon Goretzka (28), Neuzugang Konrad Laimer (26) sowie Ryan Gravenberch (21) ähneln sich nach Ansicht von Tuchel in ihrer auch offensiven Spielweise.
Tuchel wünscht sich Abräumer und Stabilisator
«Wir suchen nicht verzweifelt», hielt Tuchel vor dem Abschluss der Münchner Asienreise mit dem Testspiel gegen den FC Liverpool (4:3-Sieg) fest. Der 49-Jährige hätte sich einen echten Abräumer und Stabilisator wie Declan Rice (24) gewünscht. Der englische Nationalspieler wechselte aber für über 100 Millionen Euro innerhalb der Premier League von West Ham United zum FC Arsenal.
«Wir vertrauen unseren Spielern, die unter Vertrag stehen. Wir vertrauen ihren Qualitäten», versicherte Tuchel bei seinen Ausführungen. «Aber wenn es eine Möglichkeit geben sollte, sind wir offen. Es gibt nur wenige Spieler, die uns verstärken können. Wir sind entspannt.» Manchmal ergäben sich in einer Transferperiode plötzlich noch Möglichkeiten, meinte er.
Das aktuelle Bayern-Quartett im Mittelfeld liebe es, «zwischen den Strafräumen zu agieren», wie Tuchel erläuterte: «Wir haben nicht einen defensiven Sechser, der mehr an den Schutz der hinteren Zone denkt.» Gravenberch sei «ein sehr guter Dribbler», Goretzka «ein sehr physischer Spieler» und Laimer eher «ein Balljäger».
Über Captain Kimmich urteilt er: «Joshua ist der strategische Typ, der am liebsten alles machen würde und auch prinzipiell auch alles machen könnte. Er bringt viel Qualität ins Team rein, aber er hat immer noch nicht die DNA eines defensiven Sechsers. Er mag es zu gerne, sich frei zu bewegen, er versucht überall zu helfen und mag es, überall involviert zu sein.»
Auf die Debatte angesprochen konterte Captain Kimmich selbstbewusst: «Ich bin ein Sechser.» Sein Teamkollege Matthijs de Ligt sieht dagegen die Position nicht im Kader vertreten. «Wir haben das jetzt nicht, das ist die Wahrheit», betonte der 23-jährige Innenverteidiger. «Wenn du eine Holding Six hast, ist das schön. Wenn du es nicht hast, musst du mit anderen Typen von Spielern agieren. Das ist auch gut.»
Kein Disput mit Hoeness – Kadermutationen noch möglich
Bayern-Coach Tuchel will seinen Klub aber nicht zu sehr unter Druck setzen: «Können wir Fussballspiele gewinnen ohne einen defensiven Sechser? Ja, natürlich. Und insofern ist es unser Job, Lösungen zu finden.»
Eine mögliche Variante wäre – im Stile von Real Madrid – das Zentrum mit drei Spielern zu besetzen. Dafür müsste Tuchel natürlich einen Spieler auf einer anderen Position opfern, was er offenbar vermeiden will.
Im Münchner Transferausschuss wird ein defensiver Sechser nicht als vordringlich angesehen. Ehrenpräsident Uli Hoeness hatte jüngst auch mit Blick auf den ablösefrei von RB Leipzig geholten Laimer betont, dass sich «die Diskussion um die Sechs» für ihn gar nicht stelle.
Tuchel wollte daraus in Singapur keinen Disput mit Hoeness erwachsen lassen. «Wir diskutieren in unserer Transfergruppe alle Meinungen. Es ist nicht nötig, dass wir immer übereinstimmen. Wichtig ist, dass man meinen Standpunkt kennt», sagte der Coach.
Immerhin einig sind sich Tuchel und die Vereinsbosse, dass ein Stosstürmer Priorität geniesst. Der Wunsch-Transfer mit Tottenhams Harry Kane steht weiter in der Schwebe. Laut neusten Meldungen sollen die Münchner nun ein Ablöse-Paket in Höhe 100 Millionen bieten.
Die Baustelle auf der rechten Abwehrseite will man mit City-Star Kyle Walker schliessen. Und auch auf der Goalie-Position könnten die Münchner noch tätig werden, falls Yann Sommer den Klub vorzeitig in Richtung Mailand verlässt. Inter soll gemäss einem Bericht der «Gazzetta dello Sport» offenbar nun bereit sein, die Ausstiegsklausel für Sommer zu aktivieren.