Schaffhausen-Sportchef holt Altstars Mehmedi: «Als Letzter war es schwierig, solche Spieler zu verpflichten»

Von Sandro Zappella

6.2.2024

Sportchefs unter sich: Admir Mehmedi mit Sion-Sportchef Barthélémy Constantin.
Sportchefs unter sich: Admir Mehmedi mit Sion-Sportchef Barthélémy Constantin.
KEYSTONE

Seit rund zwei Monaten ist Admir Mehmedi Sportchef beim FC Schaffhausen und im Kaufrausch. Bis jetzt verpflichtete er gleich neun Spieler. Im Interview mit blue Sport erklärt er, weshalb.

Von Sandro Zappella

Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen

  • Im August verkündete Admir Mehmedi seinen Rücktritt vom Profifussball. Etwas mehr als drei Monate später wurde er beim FC Schaffhausen als Sporchef vorgestellt.
  • Im Winter-Transer-Fenster wurde Mehmedi gleich aktiv, verpflichtete 9 neue Spieler, darunter international erfahrene Akteure wie Raul Bobadilla oder Sekou Sanogo.
  • Im Interview mit blue Sport erklärt Mehmedi, wie er sich in seinem neuen Job zurechtfindet, wovon er profitiert und warum er selbst nicht mehr auf den Platz zurückkehrt.

Admir Mehmedi, seit zwei Monaten sind Sie Sportchef beim FC Schaffhausen. Wie haben Sie die Zeit bisher erlebt?
Admir Mehmedi: Es war sehr intensiv, wir hatten schliesslich einen grösseren Umbruch, auch im Staff. Ich habe unzählige Gespräche geführt, viel war natürlich neu und lehrreich.

Haben Sie sich den Job als Sportchef so intensiv vorgestellt? 
Ich wusste, dass es schwer wird. Wir hatten im Kader auch viele Anpassungen vorzunehmen. Das war nötig, auch wegen einiger Verletzungen von potenziellen Stammspielern. Deshalb mussten wir reagieren.

Das habt ihr gemacht. Sie haben in Ihrem ersten Transferfenster als Sportchef gleich neun neue Spieler verpflichtet. 
Wir mussten uns sowohl in der Breite, als auch in der Qualität verbessern. Diese Verstärkungen waren notwendig, um konkurrenzfähig zu bleiben. Wir mussten uns vor allem in der Achse verstärken. Das haben wir getan, auch mit Spielern mit viel – auch internationaler – Erfahrung. Und diese Spieler haben mir alle gezeigt, dass sie bereit sind, diesen schweren Weg mitzugehen.

Wie haben Sie es geschafft, die Spieler vom FC Schaffhausen zu überzeugen? Schliesslich seid ihr Schlusslicht in der Challenge League.
Als Tabellenletzter ist es natürlich umso schwieriger, solche Spieler zu verpflichten. Aber wir hatten ehrliche, authentische Gespräche. Hier in Schaffhausen haben wir eine gute Infrastruktur, ein gutes Umfeld. Damit können wir punkten.

Wie lange sollen diese neuen Spieler denn in Schaffhausen bleiben? 
Wir kommunizieren bewusst keine Vertragslaufzeiten, seit ich hier bin. Das will ich so. Ob ein Spieler bis Sommer oder länger bleibt, ist immer individuell. Aber jetzt zählt sowieso nur die laufende Saison. Alles, was nach dem 30. Juni kommt, ist Zukunftsmusik.

Sie sind erst vor rund einem halben Jahr zurückgetreten. Hilft es Ihnen bei der Verpflichtung von neuen Spielern, dass Sie kürzlich noch selbst aktiv spielten?
Klar. Ich weiss schliesslich, wie die Spieler ticken. Das macht die Gespräche um einiges einfacher. Und als ehemaliger internationaler Profifussballer komme ich relativ schnell an die Leute ran. Das hilf natürlich enorm. 

Wie zufrieden sind Sie bisher mit Ihren Neuverpflichtungen?
Die Jungs ziehen alle voll mit. Egal ob neu oder schon da. Die Art und Weise wie alle hier arbeiten stimmt mich zuversichtlich.

Sie sind erst 32 Jahre alt. Haben Sie nicht überlegt, selbst nochmals in die Hose zu schlüpfen? Sie würden ja eigentlich ins Profil passen, mit der Erfahrung, die Sie mitbringen.
Nein, es ist für mich ausgeschlossen, nochmals selbst zu spielen. Ich habe diesen Entscheid im Sommer gefällt und es fühlt sich absolut richtig an.

Sie schauen also Ihrem Team zu und verspüren keine Lust, selbst einzugreifen?
Nein, wirklich überhaupt nicht. Mir macht der neue Job extrem viel Spass. Es passt so, wie es ist.

Gibt es etwas, was Sie bei Ihrem neuen Job überrascht hat? Sie wussten ja nicht genau, worauf Sie sich einlassen.
Das bürokratische ist definitiv neu für mich. Aber viel ist für mich auch bekannt. Zum Beispiel die Verhandlungen. Das kenne ich ja noch bestens aus meiner Aktivkarriere. Da sitze ich jetzt einfach plötzlich auf der anderen Seite.

Heute steht ein Auswärtsspiel gegen Stade Nyonnais an. Mit einem Sieg könntet ihr die rote Laterne abgeben. 
Die Rückrunde ist noch lang. Aber wir wollen so schnell wie möglich da weg, das ist klar. Wir sind sehr optimistisch und nehmen es Schritt für Schritt. Wir sind uns aber bewusst: Das wird ein langer und steiniger Weg.

Ihr könnt aber sicher ruhiger arbeiten, wenn ihr nicht am Tabellenende sitzt … 
Mental ist es natürlich schon besser, wenn du auf die Tabelle schaust und siehst, dass du nicht letzter bist. Wir sind voll darauf eingestellt, so schnell wie möglich zu punkten.