Nach dem frühen Scheitern von Juventus Turin prasselt Kritik auf Cristiano Ronaldo nieder. Unter dem Strich kostet der Superstar den italienischen Rekordmeister vor allem sündhaft viel Geld. CR7 wird vom Coup zum Flop.
Die Szene muss beschrieben werden, weil sie an Symbolik nicht zu übertreffen ist. Cristiano Ronaldo, wie er sich in der 115. Minute beim Freistoss von Sergio Oliveira umdrehte und dem Ball zwischen seinen Beinen hindurch den Weg frei gab zum entscheidenden Tor für den FC Porto. Wenige Minuten später war Juventus Turin in den Achtelfinals der Champions League ausgeschieden.
Ronaldo also, der Spieler, den sie nach Turin geholt hatten, um die Champions League zu gewinnen, hatte sich abgedreht, dem Geschehen quasi den Rücken zugewandt – oder besser: er hat sich abgewandt! Statt mit dem italienischen Rekordmeister den seit 25 Jahren ersehnten Titel in der Champions League zu gewinnen – kein anderer Klub mit vergleichbarem Renommee wartet ähnlich lange auf diesen Triumph –, wurde Ronaldo am Dienstag zur Symbolfigur des x-ten Scheitern von Juventus auf der europäischen Bühne.
Als er 2018 nach Turin kam, schien das fehlende Puzzleteil für den Titel in der Champions League gefunden. In den vier Saisons zuvor hatte Juventus zweimal im Final gestanden und war einmal mit viel (Schiedsrichter-)Pech in den Viertelfinals an Real Madrid gescheitert. Mit Ronaldo würde es klappen, dachten sie in Turin. Schliesslich hatte der Portugiese zuvor Real Madrid viermal und Manchester United einmal zum Henkelpott geführt.
Gescheitert an Ajax, Lyon und Porto
Doch mit Ronaldo passierte das Undenkbare, das Gegenteil nämlich: Juventus hat sich von der europäischen Spitze wieder entfernt. Nie kam man mit dem fünffachen Weltfussballer in die Halbfinals. Und gescheitert ist man dabei nicht an den Top-Teams. Ajax Amsterdam, Olympique Lyon und FC Porto hiessen die Hürden, über die Juventus stolperte.
Das Engagement von Ronaldo wird vor diesem Hintergrund zur grossen Geldvernichtungsaktion. Zum epochalen Scheitern. «Das Projekt ist gescheitert», schrieb die italienische Tageszeitung «Corriere della Sera». Und die Sportzeitung «Gazzetta dello Sport» meinte: «Die Fusion zwischen der Institution Juventus und dem Unternehmen Ronaldo war ein Missverständnis.»
348 Millionen Euro für zwei Meistertitel
Gekostet hat dieses Missverständnis 348 Millionen Euro. 100 Millionen Euro gingen als Transfersumme vor drei Jahren an Real Madrid, der Rest geht an Ronaldo. Sein Brutto-Lohn beträgt 62 Millionen Euro pro Saison (bis 2022). Die zwei Meistertitel 2019 und 2020, die Scudetti acht und neun in der seit 2012 laufenden Rekordserie, hätte Juventus günstiger haben können.
Mittlerweile ist Juventus auch in der Serie A nicht mehr unwiderstehlich unterwegs. Nach zuletzt neun Meistertiteln in Folge scheinen die Bianconeri in dieser Saison leer auszugehen. Der Rückstand auf Leader Inter Mailand beträgt zehn Punkte (Juve hat noch ein Spiel weniger absolviert) und auch die AC Milan steht noch vor den Turinern.
Das Scheitern in der Königsklasse und die aktuelle Baisse alleine an Cristiano Ronaldo aufzuhängen, wäre aber zu einfach. 92 Tore und 22 Assists in 121 Spielen sind überragende Werte. Auch in dieser Spielzeit trumpft der Europameister von 2016 gross auf und hat in 32 Partien schon 27 Mal getroffen.
Doch nach der neuerlichen Enttäuschung in der Königsklasse scheint klar: Das Projekt Ronaldo ist gescheitert. Eine allerletzte Chance, seinen Kritikern doch noch das Gegenteil zu beweisen, bietet sich Ronaldo in der nächsten Saison. Im Sommer 2022 läuft der bombastische Vertrag des dann 37-Jährigen aus.