Alex Frei zur Shaqiri-Rückkehr«Das Problem ist, dass man dann auch liefern muss»
Andreas Böni
16.9.2024
Alex Frei wird blue Sport Experte: «An gewissen Tagen darf ich nicht zuhause sein»
Alex Frei (45) wird neuer blue Sport Experte. Der Nati-Rekordtorschütze erzählt im Interview, warum er einen Käsekurs besucht, wie er seinen Ex-Mitspieler Xherdan Shaqiri sieht und wieso er fast zu Bayern München gewechselt wäre.
16.09.2024
Alex Frei (45) wird neuer blue Sport Experte. Der Nati-Rekordtorschütze erzählt im Interview, warum er einen Käsekurs besucht, wie er seinen Ex-Mitspieler Xherdan Shaqiri sieht und wieso er fast zu Bayern München gewechselt wäre.
Andreas Böni
16.09.2024, 10:54
16.09.2024, 14:13
Andreas Böni
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
Der ehemalige Weltklasse-Stürmer Alex Frei wird Experte bei blue Sport.
Im Interview spricht er unter anderem über seine künftige Rolle als Experte und verrät, was er YB in der Champions League zutraut und wie er das Comeback von Xherdan Shaqiri zum FC Basel einschätzt.
Interessant ist auch, dass er an gewissen Tagen nicht zu Hause sein darf, wie er verrät. Weshalb? «Weil meine Frau auch mal ihren eigenen Tag haben will, den sie vorher immer hatte.»
Alex Frei, wir freuen uns sehr, dass Sie neuer Experte bei blue Sport werden. Was haben Sie in den letzten Monaten seit Ihrer Entlassung bei Aarau gemacht?
Danke für das Vertrauen. Ich habe Dinge gemacht, für die ich vorher nie Zeit hatte oder vernachlässigt habe. Zum Beispiel richtig in die Ferien gehen mit der Familie, mit den Kindern. Einfach sein, sich erholen, nicht daran denken, ob ich noch Spiele habe, was für ein Training ich mache. Volle Aufmerksamkeit der Familie. Und dann habe ich einen Käse-Sommelier-Kurs besucht. Mich fasziniert das, der Käse, das Schweizer Ur-Handwerk. Es ist mir also nie langweilig und ich habe unglaublich viel zu tun.
Ja, ich würde lügen, wenn ich jetzt sagen würde, er fehlt überhaupt nicht. Ich habe es immer cool gefunden, eine Mannschaft zu entwickeln, einzelne Spieler zu entwickeln, ein Spiel vorzubereiten. Aber wenn ich daran denke, was alles abseits des Platzes läuft, dann fehlt mir der Fussball nullkommanull. Sei es eine Beurteilung von aussen, sei es der Druck durch Medien und Fans oder intern von deinen Sportdirektoren und deinen Präsidenten.
Also kann es auch sein, dass es den Trainer oder Sportchef Alex Frei nie mehr geben wird?
Den Sportchef kann ich ziemlich sicher ausschliessen. Vielleicht in einer Zubringer-Rolle, wenn überhaupt. Ich habe mir selbst gesagt, dass ich mir eine gewisse Zeit lassen will, um herauszufinden, ob mir der Fussball effektiv fehlt. Fehlt mir das Trainersein oder fehlt es mir nicht? Bis jetzt ist es so, dass mir das nicht fehlt. Aber das soll nicht heissen, dass ich nicht sämtliche Mannschaften in der Schweiz oder im nahen Ausland beobachte. Wo gibt es Probleme, warum gibt es diese Probleme? Da geht es auch nicht darum, irgendwelche Hintertüren offenzulassen. Sondern es geht darum, vorbereitet zu sein, falls ich jetzt irgendwann einmal das Gefühl habe: Doch, ich möchte wieder als Trainer arbeiten.
Für Ihre Familie ist das auch neu, dass Sie relativ viel zu Hause sind, oder?
Ja, das ist nicht immer ganz einfach. Es gibt gewisse Tage, die wir abgemacht haben, an denen ich nicht zu Hause sein darf. Weil meine Frau auch mal ihren eigenen Tag haben will, den sie vorher immer hatte. Es ist nicht gut, zu viel zu Hause zu sein und auch nicht, zu wenig zu Hause zu sein.
Wohin gehen Sie, wenn Sie weg müssen?
Ich habe zusammen mit einem guten Freund ein Büro, wir sind in der Immobilien-Branche tätig. Dann habe ich auch meine Aufgabe bei der Uhrenfirma Dubois&fils, wo ich Teilhaber und Verwaltungsrat bin.
Sie werden für blue Sport im internationalen Fussball und auch in der Super League zum Einsatz kommen. Was erwarten Sie von YB in der Champions League?
YB ist im Moment ein bisschen eine Wundertüte. Ich schätze Patrick Rahmen sehr als Trainer und als Mensch. Aber YB muss ein bisschen aufpassen, dass man sich nicht als Mannschaft die Spiele aussucht, in denen man Vollgas gibt. Hier spiele ich 100 Prozent und dort nur auf 70 Prozent. 70 Prozent von jedem Einzelnen bei YB reicht auch in der Super League nicht. Gegen Galatasaray war man mehr oder weniger souverän und kam verdient weiter. Aber für mich ist es ein Rätsel, wie man drei, vier Tage später gegen Lausanne zuhause dann nicht gewinnt. Es gibt nur wenige Spieler, die einen Schalter umlegen können, die dosieren können. Ich will damit sagen: Man muss sich das Selbstvertrauen in der Meisterschaft holen, um in der Champions League gegen grosse Teams wie Manchester City oder Bayern zu bestehen.
Apropos Bayern: 2008 wären Sie fast dorthin gewechselt, oder?
Ja, das ist richtig. Mein Verhängnis war einfach, dass ich mich an der EM 2008 verletzt habe. Jürgen Klinsmann und Bayern München sagten, dass sie nicht wissen, wie lange die Verletzung dauert und darum kam es nicht zum Transfer. Aber meine Rolle wäre bei Bayern auch relativ klar gewesen, ich wäre Stürmer Nummer 3 hinter Miroslav Klose und Mario Gomez gewesen.
Sie waren Spieler und Trainer beim FC Basel. Sind Sie eigentlich nun Fan?
Nein, aufgrund meiner jetzigen persönlichen Konstellation fällt mir das eigentlich unglaublich leicht, nicht mitzufiebern, auch wenn man immer mit dem FCB verbunden bleibt. Das bleibt einfach. Und macht mich stolz, dass ich dort eine Geschichte habe. Und wenn ich in die jüngste Vergangenheit schaue, bin ich doch stolz, dass ich der letzte Trainer war, der noch ein Team in der Conference League trainiert hat. Mal schauen, wer der nächste sein wird. Der FCB ist auch wichtig für die ganze Region. Er ist auch wirtschaftlich wichtig, er ist für das Wohlbefinden der Leute wichtig. Das darf man nie ausblenden.
Sie stiegen mit Winterthur auf und gingen dann zum FC Basel als Trainer. War das zu früh?
Diese Frage gibt es vor allem in der Schweiz. Nuri Sahin war zwei Jahre lang Profi-Trainer und ist nun bei Borussia Dortmund. Ich habe nie gelesen oder gehört, weder in der Bild-Zeitung noch im Doppelpass noch im Sportstudio, es sei zu früh. Im Deutschen ist jemand einfach gut oder nicht gut. In der Schweiz geht es immer darum, dass jemand scheitert. Das Wort scheitern, ich kann das eigentlich gar nicht mehr hören, weil es ist ja immer eine Erfahrung, die du machst. Von der du profitieren und lernen solltest.
Wie ist eigentlich Ihr Verhältnis zu David Degen heute?
Ich habe eigentlich kein Verhältnis mit ihm. Man ist respektvoll, wenn man sich sieht, man sagt sich Hallo. Ich vergesse nie, dass ich mit ihm in der Nati und bei Basel zusammengespielt habe. Er ist privat ein sehr guter Typ.
Ein ehemaliger Teamkollege von Ihnen ist zurückgekommen, Xherdan Shaqiri. Wie sehen Sie seinen Wechsel?
Für den ganzen Verein, die ganze Region, das Team hat es einen unglaublichen Boost gegeben. Der ganze Druck hat sich auf einen verlagert, zumindest die nächsten Wochen. Die grosse Schwierigkeit ist es, dem Druck standzuhalten.
So wird Rückkehrer Xherdan Shaqiri in Basel empfangen
19.08.2024
Sie sind mit 30 vom BVB zum FCB gekommen, wurden von Gigi Oeri im Stadion vorgestellt. Wie empfanden Sie diesen Druck?
Ich hatte mir gesagt, ich möchte meine Rechnung mit dem FCB als Spieler begleichen, wenn ich es noch kann. Ich habe bis 30 sechs Operationen gehabt. Nach 30 noch eine. Ich wusste, dass mein Körper Hochleistung bringen kann. Aber ich wusste, dass meine Haltbarkeit relativ begrenzt ist. Also von dem her habe ich mir gesagt, 30 ist der richtige Moment. Das Schlimmste ist, wenn man nach Basel zurückgeht, als Eigener, und dann die Leistung nicht stimmt.
Was macht Ihnen Shaqiri denn körperlich für einen Eindruck?
Ich glaube, dass er selbst weiss, dass er aufgrund der ganzen MLS-Zeit und in der Nationalmannschaft nicht so viel gespielt hat. Er weiss, dass er Übergänge hatte, wo er mal mehr und mal weniger trainierte. Er weiss, dass er seine Zeit noch braucht. Wie schnell das geht, kann ich nicht beurteilen. Ich kenne ihn zu wenig, wie er trainiert. Die Schwierigkeit wird es sein, dem Druck standzuhalten. Das Problem ist, dass man dann auch liefern muss.
Wie war Shaq mit 18, als er in die erste Mannschaft kam?
Jung, unverbraucht, ein Lausbub, schelmisch, immer positiv im Kopf, für jeden Spass zu haben. Das ist mir ein bisschen abgegangen die vergangenen Jahre, aber das hat natürlich auch mit der Entwicklung als Mensch zu tun, mit der Entwicklung als Persönlichkeit, mit der Erwartungshaltung von aussen.
Sie nannten ihn «Müüsli», nicht?
Nein, Wiesel.
Wiesel?
Wiesel, wie das Tier, wendig und schnell.
Was erlebten Sie an lustigen Episoden gemeinsam?
Beim FCB gab es zwei Mannschafts-Kassiere. Der Mürrischste. Und der, der den meisten Respekt ausstrahlt. Also hat man mir gesagt, du musst die Kasse führen.
Weil Sie der Mürrischste waren?
Nein, vielleicht wegen der Autorität. Bei mir hat man sich nicht getraut, das Geld einen Tag später zu bringen. Es war relativ klar, dass es einen Tag später immer doppelt so teuer wird. Was ich dazu sagen kann, der beste Zahlende war Shaq.
Aus welchen Gründen?
Wegen diverser Sachen, aber er war immer ein guter Zahler.
Ist der FC Basel mit ihm ein Meisterkandidat?
Ich sehe es so, dass die Maschinerie irgendwann einmal laufen wird, weil die Mannschaft für mich immer noch richtig gut ist für Schweizer Verhältnisse. Aber es wird sich zeigen, wie beständig man ist, wie viele Kadermutationen es im Winter gibt oder eben nicht. Aber ich glaube, dass sie durchaus die Möglichkeit haben, die ersten drei Plätze zu belegen.
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