Johann Vogel, Alex Frei, Christian Gross: Sie alle halten Schweizer Champions-League-Rekorde – und nicht nur sie. blue Sport geht ins Detail.
Der Rekordspieler
Es mag ein paar Jährchen her sein, doch Johann Vogel (47) ist noch immer der Schweizer Fussballer mit den meisten Einsätzen in der Champions League. 52-mal stand der auf dem Rasen, als die königliche Hymne erklang – schon 1995 für GC gegen den ungarischen Meister Ferencvaros Budapest das erste Mal. 18 Jährchen war er da gerade mal alt. Bald wurde aus dem Jungspund einer der besten Sechser Europas, abgezockt, klug, mit Nerven aus Stahl.
Nach den Zürcher Lehrjahren zog es den früheren Nati-Captain nach Eindhoven, Mailand, Sevilla und Blackburn. Sein einstiger Trainer Eric Gerets, selbst einst ein Spieler von höchstem internationalem Format, nannte ihn mal den «taktisch intelligentesten Spieler, den ich je trainiert habe». Unschön war einzig sein Rauswurf per Telefon aus der Nati vor der Heim-EM.
Der Rekordtorschütze
So ganz überrascht es nicht, welcher Schweizer die meisten Tore in der Liga der Königlichen schoss: Alex Frei – mit 42 Treffern unser bester Nati-Schütze. Mit acht Toren trug er zu mancher magischen Basler Nacht bei. Ob er den Ball nun gegen die Bayern ins Lattenkreuz drehte oder gegen ManUnited am zweiten Pfosten über die Linie lenkte und damit 2011 den historischen Achtelfinal-Einzug von Rotblau möglich machte. Auf Frei war als Skorer Verlass – ebenso als gefürchteter Standardschütze.
Hinter ihm folgen mit je sieben Toren bereits Stéphane Chapuisat (Dortmund) und Kubi Türkyilmaz (Galatasaray und GC). Nähme man den Meistercup (bis 1992) in die Wertung, stünde allerdings ein anderer an der Spitze der Schweizer Schützen: GC-Legende Claudio Sulser mit 11 Toren – zwei davon beim epischen 2:0-Sieg gegen Real Madrid 1978.
Der Rekordtrainer
Er stand als erster Schweizer in der Liga der Königsklasse – und am häufigsten: Christian Gross (70). 33-mal coachte er auf höchster Stufe im Klubfussball: bei GC, Basel und dem VfB Stuttgart. GC führte er 1996 zum Sieg in der Amsterdam ArenA und an die Schwelle zu den Viertelfinals. Trotz neun Punkten scheiterte GC letztlich an Ajax – nie zuvor und lange nicht danach verpasste ein Team mit neun Punkten die nächste Runde. Und mit dem FCB erlebte er bei der Teilnahme 2002 viele grosse Nächte. Wie wenige seiner Zunft stimmte er seine Teams auf die grossen Spiele, taktisch und mental.
Unvergessen: Das 3:3 gegen Liverpool, das den FCB als erstes Schweizer Team die Gruppenphase überstehen liess – und von Gross selbst passend als «Night to Remember» angekündigt worden war. Der damalige FCB-Profi Mario Cantaluppi sagte später: «Keiner hätte uns besser auf die Spiele vorbereiten können.» Am zweitmeisten unter den Schweizer Fussballlehrern stand Lucien Favre an der Linie: 23-mal mit Gladbach und Dortmund.
Das Rekordteam
2017 stürmte der FC Basel durch die Gruppenphase: 6 Spiele, 13 Punkte. Nie war ein Schweizer Team besser. Den Glanzpunkt setzte die Truppe von Raphael Wicky bereits im ersten Heimspiel. Benfica Lissabon wurde mit einem 5:0 aus dem Joggeli gefegt – bis heute auch der höchste Schweizer Sieg im Wettbewerb.
Mann des Abends war Dimitri Oberlin, der doppelt traf und einen Penalty herausholte. Sein erster Treffer hat historischen Anstrich: In zwölf Sekunden sprintete er vom eigenen Strafraum in den gegnerischen – und schob die Kugel ins Tor. Klar, dass danach vom Basler Usain Bolt die Rede war. Allerdings blieb der Auftritt eine Rarität: Oberlin glänzte nur noch selten – und wurde bald abgeschoben.
Das Budgetrekordteam
Der Titel der Rubrik mag spiessig und sperrig tönen – die Mannschaft, die hier auf den Schild gehoben wird, war aber das Gegenteil: stinkfrech, verdammt raffiniert und überraschend erfolgreich. 2005 stürmte der FC Thun in die Champions League, als einer der grössten Underdogs in der Geschichte des Wettbewerbs überhaupt.
Dynamo Kiew und Malmö räumten die Berner Oberländer auf dem Weg in die Gruppenphase aus dem Weg, und dort erreichten sie Platz drei hinter Arsenal und Ajax und vor Sparta Prag. Um ein Haar hätten die Thuner zum Auftakt in Highbury, der alten Heimat des FC Arsenal, gepunktet – erst in der Nachspielzeit schoss Arsenal-Star Dennis Bergkamp das 2:1. Das damalige Thuner Budget? Gut fünf Millionen Franken.
Der Rekordschiri
Er kommt aus Würenlos, machte später Karriere als TV-Experte, er wurde 2004 vom englischen Boulevard angeprangert und von Fans von der Insel gar bis in die Heimat verfolgt: Urs Meier. 65 Jahre ist er heute alt, und ebenso oft leitete er ein Spiel der Königsklasse – zehn Spiele mehr als Landsmann Massimo Busacca (55). Meiers erster Auftritt auf royalem Parkett war ein dröges 0:0 zwischen Englands damaligem Champions Blackburn und Bulgariens Meister Legia Warschau 0:0. Das Highlight folgte 2002, als Meier den Final zwischen Real und Bayer Leverkusen (2:1) leitete.