In der Liga liegt Barcelona weit hinter Real. Im Pokal ist man ausgeschieden, auch die Super-Copa ging verloren. Die Katalanen befinden sich in sportlichen Turbulenzen. Coach Xavi hat das Handtuch geworfen. Die blue Sport Experten Marcel Reif und Mladen Petric auf Ursachensuche.
Vor dem Achtelfinal-Hinspiel am Mittwoch in Napoli gab sich Robert Lewandowski noch überraschend optimistisch. Der Pole versprach den Fans gar Siege und Titel: «Es ist der perfekte Zeitpunkt, um damit anzufangen, viele Spiele zu gewinnen. Und wir werden sie gewinnen. Auch in der Champions League. Am Ende werden wir dieses Jahr noch etwas holen.»
Nach Abpfiff schaute dann gegen den italienischen Meister aber nur ein 1:1 heraus. Dabei brachte der Torjäger mit seinem Treffer nach einer Stunde die Gäste höchstpersönlich auf Kurs – es war Lewas 93. Champions-League-Tor. Weil Napoli-Stürmer Victor Osimhen eine Viertelstunde später ebenfalls traf, wurde wieder mal nichts aus dem Sieg, obwohl man lange das bessere Team war.
Seit 2016 gelang den Katalanen kein Auswärtssieg mehr in der Runde der besten 16 Teams der Königsklasse. Und in der aktuellen Spielzeit herrscht nach dem Liga-Titel der vorigen Saison wieder Tristesse vor: Im Pokal kam bereits im Viertelfinale das Aus, die Super Copa ging an Real Madrid. Und in der Liga ist Barça so was wie der FC Bayern in der Bundesliga: Acht Punkte beträgt der Rückstand auf den Erzrivalen Real aus der Hauptstadt.
Kurzum: Der Zauber bei Barça ist verflogen. «Das Gefühl, Barça-Trainer zu sein, ist unangenehm, es ist grausam», erläuterte Xavi Hernández bei seiner Demission. «Man hat oft das Gefühl, respektlos behandelt zu werden, dass die eigene Arbeit nicht wertgeschätzt wird.» Nach der 3:5-Heimpleite gegen Villarreal hatte er angekündigt, bereits nach dieser Saison seinen Posten zu räumen – notabene ein Jahr vor dem Ablauf seines Vertrages, nachdem er im November 2021 zum Chefcoach des FC Barcelona berufen worden war.
«Das ist eine schreckliche Belastung für die geistige Gesundheit und die Stimmung», meinte er nach gut zwei Jahren im Amt: «Ich bin ein positiver Typ, aber wenn die Energie immer weniger und weniger und weniger wird, kommt der Punkt, an dem du dir sagst, es macht keinen Sinn mehr.»
Reif und Petric suchen Gründe für die Baisse
Marcel Reif schüttelt im Studio bei blue Sport nur den Kopf über die Entwicklung. «Für mich ist das eine der traurigsten Geschichten in dieser Saison». Als Vereinslegende habe sich Xavi als Parteisoldat breitschlagen lassen und den Trainerposten übernommen, so Reif. Im Klub habe es dann vom ersten Tag an immer Gequatsche gegeben, bei Geldsachen sei es gleich um Fantasie-Summen gegangen, moniert er.
Für Reif ist klar: «Xavi konnte nie in Ruhe arbeiten». Die andere Hälfte der Wahrheit für ihn: «Mit einem 16-jährigen Yamal und einem Lewandowski – gefühlt 40-jährig – sollte er eine Mannschaft bilden. Die Alten und die Jungen. Bei diesem Umbruch – da fehlt was, hält Reif fest. «Diese Mannschaft kann zehn Minuten hinreissenden Fussball spielen – und dann spielt sie danach wieder nichts.»
Auch Mladen Petric pflichtet seinem Expertenkollegen bei, dass der Zauber bei den Katalanen schon längst verflogen ist. «Vor ein paar Jahren hat sich die Mannschaft von alleine aufgestellt. Da hattest du Xavi und Iniesta im Mittelfeld und vorne Neymar, Suárez und Messi. Da hast du eine Offensive gehabt, wo du nicht mehr coachen musstet. Die hast du auf den Platz geschickt und es lief von alleine.»
Der 45-fache kroatische Internationale resümiert: «Jetzt hat Xavi wohl das Problem, dass man genau das erwartet in Barcelona. Aber du hast die Spieler nicht mehr dafür. Es ist sicherlich eine gute Mannschaft – mit einem Gündogan, der wichtig ist, – aber trotzdem haben sie nicht mehr die Qualität, die sie mal hatten.»
Xavi: «Bitteres Gefühl»
Xavi selbst trauert dem Remis gegen Napoli nach: «Ich habe ein bitteres Gefühl, weil wir das Spiel gewinnen konnten. Wir hatten es in der Hand.» Der Gegner habe sehr wenige Chancen herausgespielt.
«Nach dem Führungstor fehlte uns die Ordnung, die Ruhe, die Kontrolle und die Beherrschung des Spiels», ärgert sich der Spanier. Trotzdem bleibt der 44-Jährige optimistisch fürs Rückspiel: «Wenn wir so spielen, haben wir die Voraussetzungen, um ins Viertelfinale einzuziehen.»
Zuvor muss sich Barça am Wochenende zuhause mit Getafe beschäftigen, um in der Meisterschaft weiter abgehängt zu werden. Am Samstag um 16 Uhr bist du live bei blue Sport dabei.
Sa 24.02. 16:00 - 18:15 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: FC Barcelona - Getafe CF
Event ist beendet