Interview Gelson Fernandes, wie war das damals bei Man City, als der Scheich kam?

Von Jan Arnet

26.5.2021

Gelson Fernandes machte zwischen 2007 und 2009 59 Spiele für Manchester City (vier Tore).
Gelson Fernandes machte zwischen 2007 und 2009 59 Spiele für Manchester City (vier Tore).
Bild: Getty Images

Als 20-Jähriger wechselte Gelson Fernandes 2007 zu Manchester City – ein Jahr später wurden die «Citizens» von einem Öl-Scheich aus Abu Dhabi übernommen. Mit «blue News» spricht der ehemalige Nati-Spieler über die Entwicklung eines Traditionsvereins zum finanzstärksten Klub Europas.

Von Jan Arnet

26.5.2021

Gelson Fernandes, erinnern Sie sich an den 11. Mai 2008?

Wo haben wir da gespielt ... (überlegt) – in Middlesbrough? 

Richtig! Es war das letzte Spiel in der Saison 2007/08 und die letzte Partie von Manchester City, bevor Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan den Klub übernahm. Middlesbrough gewann mit 8:1.

Das war ein Scheiss-Spiel. Nach einer starken Hinrunde waren wir auf Kurs Richtung Europacup-Platz. Doch dann haben wir es nicht mehr geschafft, oben dranzubleiben. Dank der Fairplay-Wertung qualifizierten wir uns dann doch noch für die Europa League. Im letzten Spiel ging es nicht mehr um viel.

Sie waren 20 Jahre alt, als Sie 2007 vom kleinen Sion nach Manchester wechselten. Wussten Sie da bereits, dass der Klub vor der Übernahme eines schwerreichen Öl-Scheichs steht?

Nein. Bei meinem Wechsel war Thaksin Shinawatra (Anm. d. Red.: ehemaliger Premierminister Thailands) noch der Besitzer. Ich wusste nicht genau, was der Scheich vorhat. Viele dachten, der komme einfach und verschwinde dann schnell wieder. Aber er war dann doch recht seriös.

Auf einmal war dieser Scheich mit dem vielen Geld da. Was passierte dann im Klub?

Es wurde natürlich sofort viel investiert. Mit Robinho kam gleich ein Top-Star, im Winter folgten mit Nigel de Jong, Graig Bellamy und Wayne Bridge die nächsten. 

Wie reagierten die Fans auf den Besitzerwechsel? Waren sie begeistert oder eher skeptisch?

Die Fans wollten unbedingt einen Star haben. Der Klub hatte lange nichts mehr gewonnen und sie sehnten sich nach Erfolgen. Und auf einen Schlag standen plötzlich diese Mittel zur Verfügung. Diese Chance auf eine glorreiche Zukunft wollten sich die Fans nicht nehmen lassen.

Gelson Fernandes im Duell mit Cristiano Ronaldo, der 2008 noch für Manchester United spielte.
Gelson Fernandes im Duell mit Cristiano Ronaldo, der 2008 noch für Manchester United spielte.
Bild: Getty Images

Und wie war das für Sie? Im ersten Jahr waren Sie Stammspieler, in der zweiten Saison kamen Sie dann immer weniger zum Zug.

Ich wollte ein Teil dieses Projekts sein, weil ich wusste, dass dieser Klub ein extrem grosses Potenzial hat. Trainer Mark Hughes hat mir auch gesagt, dass der Verein riesig werden wird und ich hier eine grosse Zukunft hätte. Aber ich wollte unbedingt auch spielen. Deshalb entschied ich mich nach dem zweiten Jahr für einen Wechsel.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung von Man City? Und wie sehr sind Sie heute noch mit dem Klub verbunden?

Ich bin City-Fan, das ist mein Klub. Ich habe da auch viele Freunde gefunden. Und ich habe als ehemaliger City-Spieler auch ein lebenslanges Ticket für die Heimspiele erhalten. Der Klub hat eine riesige Entwicklung genommen. Nicht nur wegen des Geldes, das zur Verfügung steht. Auch die Strategie war von Anfang an sehr gut. Es wurde nicht nur viel Geld in die erste Mannschaft investiert. Auch das Stadion wurde umgebaut und eine komplett neue Nachwuchsakademie gebaut. Die Infrastruktur ist top und auch die Marke Manchester City hat sich weiterentwickelt.

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Jetzt ist City endlich da, wo man seit der Übernahme des Scheichs aus Abu Dhabi immer hinwollte: Im Champions-League-Final. Am Samstag kommt es zum grossen Duell gegen Chelsea. Wer gewinnt?

City ist für mich klar der Favorit. Aber Chelsea ist ein gefährlicher Underdog. Mit den «Blues» hat dieses Jahr niemand gerechnet. Alle redeten von Barça, Real, Bayern und PSG – und plötzlich steht Chelsea im Final. Trotzdem bin ich mir sicher, dass sich Man City durchsetzen wird. Dieses Team hat einfach keine Schwächen.

Für die Schweizer Nati kam Fernandes 67 Mal zum Einsatz. 2020 beendete er seine Karriere.
Für die Schweizer Nati kam Fernandes 67 Mal zum Einsatz. 2020 beendete er seine Karriere.
Bild: Keystone
Die Frage aller Fragen
Chelsea oder ManCity – wer gewinnt den Champions-League-Final?
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