Oft sind Pressekonferenzen nach den Spielen nichts sagend. Nicht aber, wenn zwei emotionale Charaktere wie Mourinho und Croci-Torti sich einen Schlagabtausch liefern. Zwar nicht miteinander, aber hintereinander.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Lugano startet mit einem Torfestival und einer Heimniederlage in die Europacup-Kampagne. In Thun unterliegen die Tessiner in der 2. Runde der Champions-League-Qualifikation Fenerbahce Istanbul 3:4.
- Der 38-jährige Edin Dzeko war der Matchwinner der Türken, die im Thuner Stadion die überwältigende Mehrheit der 6000 Zuschauer auf ihrer Seite hatten. Der Bosnier erzielte die ersten drei Tore von Fenerbahce.
- Der neue Fener-Coach José Mourinho sieht im heissblütigen Lugano-Trainer Mattia Croci-Torti viele Parallelen zu seinem jüngeren Ich.
Das Hinspiel zwischen Lugano und Fenerbahce Istanbul in der Thuner Stockhorn-Arena ist beste Unterhaltung. 7 Tore, 4:3 für Fenerbahce.
Doch was die beiden Trainer José Mourinho und Mattia Croci-Torti nach Schlusspfiff bieten ist eigentlich noch besser. Sie liefern sich ein Wortgefecht, nicht neben- und miteinander, sondern nacheinander.
Croci-Torti: «Dafür habe ich mich bei ihm entschuldigt«
Mourinho nervt sich über Luganos Verhalten vor dem dritten Treffer: «Da hätten sie den Ball zurückspielen müssen, das hatte überhaupt nichts mit Fairplay zu tun.» blue Sport fragt bei Croci-Torti nach, er sagt: «Ich habe mich in der Kabine bei Mourinho entschuldigt. Das war keine gute Entscheidung meiner Spieler, wir sind keine unfaire Mannschaft.»
Mourinho: «Ich habe früher immer Rot gesehen«
Während des Spiels liefern sich Croci-Torti und Mourinho ein kleines Wortgefecht. Mourinho erklärt an der Pressekonferenz: «Er erinnert mich an mich, als ich jung war. Er ist laut, emotional und beschwert sich zu viel. Aber er hat mehr Glück als ich, ich habe immer Rot gesehen ...»
Croci-Torti nimmt Mourinhos Seitenhieb hin und sagt: «Mourinho hat meinen grössten Respekt. Er hat mit Porto und Inter als Aussenseiter die Champions League gewonnen. Wir haben es jetzt als Aussenseiter auch gut gemacht, leider nicht gewonnen. Ich bin jetzt drei Jahre auf der Bank und habe gelernt, ruhig zu sein.»
Croci-Torti: «Beim Kunstrasen sind wir uns einig»
Dann geht es um den Thuner Kunstrasen. Mourinho ist trotz 4:3-Pflichtsieg stinksauer über die Unterlage. Er wettert, sagt: «Top-Fussball auf Plastikrasen ist nicht Top-Fussball. Der Ball ist langsam, die Spieler können nicht dribbeln. Das Spiel ist langsam.» Und: «Ich verstehe nicht, wieso die UEFA erlaubt, Champions League auf Plastikrasen zu spielen. Und ich verstehe nicht, wieso ein gutes Team wie Lugano darauf spielen will. Das war nicht gut für das Spiel.»
Croci-Torti ist für einmal derselben Meinung. Der Tessiner sagt: «Wir hassen den Kunstrasen mehr als es Mourinho tut. Zudem ist diese Unterlage für technisch stärkere Spieler wie er sie hat ein Vorteil. Ich glaube, niemand hat Mourinho erklärt, dass wir nicht freiwillig auf dieser Unterlage spielen. Das ist grosse Scheisse. Für einmal sind Croci-Torti und Mourinho auf der gleichen Seite. Trotzdem will ich mich beim FC Thun bedanken, dass wir hier spielen können.»
Man muss wissen: Mourinho ist seit 2010 für Croci-Torti ein Idol. Der glühende Inter-Anhänger, noch immer hat er die Saisonkarte, sagte vor dem Aufeinandertreffen zu blue Sport: «Bevor er zu Inter gekommen ist, hatte Inter lange nichts mehr gewonnen. Dann stellt er im Final Samuel Eto’o gegen Bayern München auf den Flügel und gewinnt 2:0. Das war sein grosser Sieg. Seither ist Mourinho für alle Inter-Fans eine Legende, auch für mich.»
Vor dem Spiel gab's eine herzliche Umarmung zwischen den beiden, danach Gezanke.