Neymar setzte die Niederlage im Champions-League-Final gegen Bayern München schwer zu. Für Matchwinner Kingsley Coman war es der schönste Tag seines Fussballerlebens.
Neymar weinte und keiner konnte ihn trösten. Neymar war einfach am Boden zerstört. «Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe Glauben gehalten», schreibt der Brasilianer in Anlehnung an ein Bibelzitat auf Instagram. Dazu ein Foto, die Hand vor den verweinten Augen, der Kopf gesenkt. Der Traum vom Champions-League-Titel mit Paris Saint-Germain, zerstört durch Bayern München, das in Lissabon 1:0 gewann.
«Untröstlich», schrieb die französische Sportzeitung «L'Équipe» am Montag in grossen Lettern über ein Titelbild mit Neymar und kommentierte «Bonjour Tristesse». Wieder wurde es nichts mit dem grossen Ziel des Klubs mit den reichen Geldgebern aus Katar. «Es ist das schlimmste Gefühl, zu verlieren», räumte Trainer Thomas Tuchel ein. «Vielleicht hat uns ein bisschen das Glück gefehlt.»
«Natürlich sind wir traurig», sagte PSG-Präsident Nasser Al-Khelaïfi. «Wir werden daran arbeiten, diese Champions League zu gewinnen, wir waren nah dran und nach diesem Abend glauben wir noch mehr daran als vorher.» Mit welchem Kader und mit welchen möglichen weiteren Superstars Tuchel kommende Saison arbeiten und den nächsten Versuch starten wird, dürfte sich bald zeigen. «Wir werden jetzt Gespräche führen, nicht über meine Verlängerung, sondern Gespräche, wie wir die Mannschaft wieder neu aufbauen und weiter verstärken müssen», erklärte Tuchel.
Entwicklung ist einfach sensationell
Tuchels Gegenüber Hansi Flick formte in nicht mal zehn Monaten Bayern München zum besten Team Europas. «Es war harte Arbeit», sagte der 55-Jährige zum Triple, bei dem am Ende vieles spielerisch wirkte. Und Flick erinnerte im Moment des grösstmöglichen Erfolgs auch bewusst an die Anfänge. «Im vergangenen November war zu lesen, dass man keine Angst mehr hat vor der Mannschaft, keinen Respekt. Und wie schlecht die Mannschaft eigentlich ist. Ich finde, die Entwicklung, die sie genommen hat, ist einfach sensationell.»
Obwohl Flick keinen seiner Spieler hervorheben wollte, stachen doch zwei heraus. Neben dem unbezwingbaren Torhüter Manuel Neuer war Kingsley Coman die umjubelte Figur. Der französische Internationale traf in der 59. Minute mit dem Kopf. Coman sprach später «vom schönsten Tag meines Lebens, was den Fussball angeht».
Flick: «Jetzt geniesse ich einfach diesen Sieg»
Der Aussenstürmer, der vor 24 Jahren in Paris zur Welt kam, bei PSG ausgebildet wurde und im Alter von 16 im Profiteam debütiert hatte, verhinderte den ersehnten ersten Champions-League-Triumph des französischen Meisters. «So ist Fussball, der schreibt manchmal seine eigenen Geschichten», sagte Flick zu Matchwinner Coman. Flicks Kalkül war aufgegangen. Er stellte Coman für Ivan Perisic in die Startformation.
Flick mochte nicht gleich wieder in die Zukunft schauen, auf das, was schon im September beim raschen Start in die neue Saison auf ihn und seine Mannschaft zukommt. «Das ist jetzt erst einmal hinten angestellt, weil es uns jetzt auch guttut, wenn wir 14 Tage mal durchschnaufen können», sagte er: «Jetzt geniesse ich einfach diesen Sieg.»
sda / wer