53. Minute: Penalty wird trotz BVB-Protesten wiederholt – Havertz bringt Chelsea auf Viertelfinal-Kurs
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53. Minute: Penalty wird trotz BVB-Protesten wiederholt – Havertz bringt Chelsea auf Viertelfinal-Kurs

Pro und Contra

Wurde der Havertz-Penalty zu Recht wiederholt?

Pro

Linus Hämmerli

Sportredaktor blue News

Bei so vielen Szenen gibt es Entscheidungs-Spielraum. Umso schöner, mal eine Situation zu beurteilen, die einer glasklaren Regel unterliegt.

Es ist eine bittere Pille für den BVB. Ohne Wenn und Aber. Dennoch ist der Entscheid, den Penalty von Kai Havertz zu wiederholen, der einzig richtige. Schliesslich ist Salih Özcan zu früh in den Teilkreis gelaufen.

Fussballspieler verschwenden ihre Energie oftmals in Diskussionen über Entscheidungen, bei welchen es schwarz oder weiss gibt. Bestimmt haben sich auch die Schiedsrichter selbst diese Diskussionen zuzuschreiben, weil sie bei eben solchen Szenen zu wenig konsequent sind. Hätte Havertz den Penalty verwandelt, hätte er wiederholt werden müssen.

Die Regel, dass man als Feldspieler erst bei Schussabgabe des Schützen in den Strafraum laufen darf, ist nun mal nicht allzu schwer zu befolgen. Greifen die Unparteiischen also in allen Fällen konsequent durch, wird diese Regel in Zukunft auch von den Spielern akzeptiert.

Beispielsweise die Spielregel, dass sich der Torwart beim Elfmeter erst bei Schussabgabe von der Linie lösen darf, hat sich in der Fussballwelt mittlerweile etabliert. Das sorgt für Klarheit aller.

Im Fussball gibt es so viele Schiedsrichter-Entscheidungen, die strittig sind. Umso schöner ist es dann, mal eine Situation zu haben, über die so oder so Klarheit herrscht – wie bei der Penalty-Situation vom Dienstagabend.

Jetzt liegt es an den Schiedsrichtern, diese glasklare Regel konsequent durchzusetzen. So erübrigen sich energieraubende Diskussionen. Diese können wir wieder führen, wenn eine Szene tatsächlich strittig ist.

Contra

Sandro Zappella

Leiter Sport blue News

Das Problem ist, dass Schiedsrichter gewisse Regeln teilweise durchsetzen und dann wieder nicht. Weil das so gehandhabt wird, ist Fingerspitzengefühl gefragt.

Mir ist bewusst, dass der Entscheid, den Penalty zu wiederholen, regeltechnisch korrekt war. Salih Özcan ist zu früh in die verbotene Zone (der Teilkreis am Strafraum markiert die erforderlichen 9,15 Meter Abstand beim Elfmeter) gelaufen und hat dann den Pfosten-Abpraller von Kai Havertz' Penalty geklärt. Es geht beim Fussball aber nicht immer um die knallharte Umsetzung der Regeln, sondern auch um Fingerspitzengefühl.

Wenn man beim Elfmeter immer genau die Regeln befolgen würde, müssten unzählige Penaltys wiederholt werden, weil praktisch immer irgendein Spieler zu früh in den Strafraum läuft. Auch wenn der Spieler dann nicht entscheidend involviert ist, ein Regelverstoss bleibt es trotzdem. Nur drücken die Schiedsrichter in diesen Fällen oft ein Auge zu. Die Unparteiischen entscheiden also von Fall zu Fall – haben also offenbar einen Handlungsspielraum, der so akzeptiert wird.

Was mich bei der Entscheidung des Havertz-Penaltys besonders stört, ist die Tatsache, dass ein Chelsea-Spieler noch deutlich vor den Dortmundern in den Strafraum läuft. Wäre also nicht schon ein Chelsea-Spieler zu früh in die verbotene Zone gelaufen, hätte auch Dortmunds Salih Özcan keinen Grund gehabt, ebenfalls so früh loszulaufen. Der Regelverstoss geht also von einem Chelsea-Spieler aus – als Belohnung dafür, durfte Kai Havertz seinen Penalty wiederholen.

Das Ende kennen wir. Havertz trifft diesmal, es steht 2:0, Chelsea kommt weiter, Dortmund ist raus. Und auch wenn alles regeltechnisch korrekt entschieden wurde. Das Ganze hat halt doch ein «Gschmäckle».


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