Rückkehr an die Anfield Road Xabi Alonso: «Das Coaching bei Real Madrid ist entscheidend» 

Syl Battistuzzi

4.11.2025

Junger Coach, steile Karriere - So tickt Xabi Alonso als Trainer

Junger Coach, steile Karriere - So tickt Xabi Alonso als Trainer

Als Spieler hat Xabi Alonso alles erreicht, was man erreichen kann. Als Trainer steht er erst am Beginn seiner Karriere und dennoch kann er bereits beachtliche Erfolge vorweisen. Der Real-Trainer im Porträt.

04.11.2025

Mit Real Madrid kehrt Xabi Alonso als Trainer zum FC Liverpool zurück. Der 43-jährige Spanier feierte mit den Reds einige der grössten Momente seiner Karriere.

Syl Battistuzzi

Es wird eine emotionale Rückkehr nach Liverpool sein für Xabi Alonso. Kein Wunder, schliesslich kennt der Spanier die einzigartige Stimmung an der legendären Anfield Road. Wenn die Fans im ausverkauften Stadion «You'll never walk alone» singen, schlägt jedes Fussballer-Herz höher. Für den ehemaligen Mittelfeld-Strategen war Anfield zwischen 2004 und 2009 Heimat.



Mit Liverpool feierte Alonso grosse Erfolge. Beim bis heute vielleicht besten – zumindest sicher spannendsten – Champions-League-Final der Geschichte, als er mit Liverpool 2005 nach 0:3-Rückstand noch die AC Milan besiegte, steuerte Alonso höchstpersönlich einen wichtigen Treffer bei. 

Alonso stand bereits auf Liverpools Trainer-Liste

Beinahe wäre Alonso im Vorjahr als Trainer zurückgekehrt. So stand er offenbar auf Liverpools Wunschtrainerliste ganz weit oben, als der LFC einen Nachfolger für Jürgen Klopp suchte. Der Spanier entschied sich aber damals für einen Verbleib in Leverkusen, ehe er diesen Sommer dem Lockruf von Real Madrid erlag. 

Seine Trainer-Karriere verläuft bisher ähnlich steil wie als Spieler. Nach der Aktivzeit fing er ganz unten an. So coachte er 2018 bei Real Madrid das U14- Team. «Meine Erfahrung hier in der Jugendmannschaft war sehr wichtig. Es war mein erster Schritt, mich selbst als Trainer kennenzulernen. Denn es ist etwas anderes. Man wechselt die Seiten. Man muss selbst die Dinge durchdenken und ist derjenige, der spricht», hält er fest.

Bescheidene Worte für einen Welt- und Europameister. Danach zieht es den Basken 2019 zu seinem Stammklub Real Sociedad, wo er die zweite Mannschaft übernimmt: «Ich konnte nach Hause zurückkehren. So konnte ich meinen Spielstil definieren, wie ich trainieren und wie ich Dinge auf eine entspannte Art und Weise erreichen möchte. Diese drei Jahre haben mir sehr geholfen. Dann war ich bereit für den nächsten Schritt.»

«Braucht Verbindung zu den Spielern»

«Ich entschied mich für Leverkusen und es lief besser, als ich es mir hätte vorstellen können», meint Alonso. In der Tat war sein Einfluss bei der Werkself sofort spürbar. In der ersten Spielzeit stabilisiert er – als Nachfolger von Gerardo Seoane – den schlingernden Klub, in der zweiten Saison gewinnt er mit Bayer sensationell das Double und erreicht das Europa-League-Finale.

Granit Xhaka und Trainer Xabi Alonso feierten bei Bayer Leverkusen grosse Erfolge.
Granit Xhaka und Trainer Xabi Alonso feierten bei Bayer Leverkusen grosse Erfolge.
KEYSTONE

Die Erfolge führten ihn zurück nach Madrid, wo er als Spieler (2009-2014) ebenfalls grosse Erfolge feierte. Jetzt steht er als Trainer von den Königlichen vor der Herausforderung, seine Philosophie dem 15-fachen Champions-League-Sieger zu vermitteln. «Das Coaching bei Real Madrid ist entscheidend. Man braucht eine Verbindung zu den Spielern und muss sie kennenlernen und zu wissen, welche Knöpfe man bei jedem Einzelnen drücken muss, um diese Verbindung herzustellen. Das ist genauso wichtig, wie das Spiel zu lesen und zu verstehen», findet Alonso. 

Moderner Fussball sei sehr anspruchsvoll, wie eine Schachpartie mit vielen Figuren auf verschiedenen Brettern und mit unterschiedlichen Kontexten, führt der 43-Jährige aus. «Man muss dafür sorgen, dass alle die eigene Vision teilen. Ich könnte eine fantastische Idee haben, aber wenn das Team sie nicht annimmt, wird es schwierig, sie umzusetzen.»

Wie gut Alonso im – modern gesprochen – People Management ist, zeigt sein jüngster Umgang mit Vinicius. Der heissblütige Flügelspieler war über seine Auswechslung im Clàsico derart wütend, dass er zuerst schimpfend in Richtung Alonso gestikulierte und dann in den Katakomben verschwand.

Statt den frustrierten Brasilianer wie von vielen Experten gefordert zu bestrafen, liess er ihm den Wutausbruch durchgehen. Später entschuldigte sich Vini öffentlich für seinen Ausraster. Alonso darf nun darauf hoffen, eine ausserordentliche Leistung als Belohnung zurückzukriegen. 

«Ich bin begeistert, weil eine grosse Aufgabe vor uns liegt. Das ist erst der Anfang. Ich freue mich sehr auf alles, was kommt», meint der Real-Trainer. Liverpool darf sich also am Dienstagabend warm anziehen.