Die Young Boys treten am Mittwochabend mit breiter Brust bei Atalanta Bergamo zu ihrem zweiten Match der diesjährigen Champions-League-Gruppenphase an. Es winkt ein historisch guter Start.
Womöglich ist es im Hinblick auf die Reise nach Bergamo eine gute Sache, dass der Höhenflug der Young Boys am Samstag etwas gebremst worden ist. Wochenlang hatten sie ihre Aufgaben mit spielerischen Mitteln und grösstenteils spielerisch leicht erledigt. Die mühevolle zweite Halbzeit gegen St. Gallen kann als Warnung aufgefasst werden: Auch für YB sind Siege keine Selbstläufer, auch nicht gegen dezimierte Ostschweizer.
Am Berner Selbstvertrauen wird die Leistung vom Samstag nicht kratzen. Seit der Länderspiel-Pause haben sie all ihre fünf Spiele gewonnen und dabei 21 Tore erzielt. Dass der letzte Sieg mit anderen Mitteln zustande kam, hatte für Trainer David Wagner auch einen positiven Aspekt: «Wir haben bewiesen, dass wir über den Kampf zum Erfolg kommen können.» Eine Erkenntnis, die er allerdings nicht gebraucht hätte, fügte der Trainer an.
Mi 29.09. 17:55 - 21:15 ∙ blue Sport Live ∙ Live Fussball: Atalanta Bergamo 1907 - BSC Young Boys
Event ist beendet
Der Star ist die Mannschaft
Den Spielern wird der am Wochenende wieder einmal getestete Kampfgeist in ihrem zweiten Champions-League-Match zugutekommen. Anders als noch Manchester United beim 2:1-Sieg zum Auftakt wird Atalanta Bergamo dem Schweizer Meister das Spieldiktat nicht einfach überlassen. Die Italiener spielen seit mehreren Saisons ausgesprochen offensiv und erfolgreich. Zum dritten Mal in Folge stehen sie in der Gruppenphase der Champions League, die ersten beiden Male wurden sie erst im Viertelfinal von Paris Saint-Germain beziehungsweise im Achtelfinal von Real Madrid gestoppt.
Den Star in der Grössenordnung von Manchester Uniteds Cristiano Ronaldo oder Paul Pogba haben die Lombarden nicht in ihrer Reihen. Sie überzeugen in erster Linie durch ihre mannschaftliche Geschlossenheit, zu der Vizecaptain Remo Freuler Entscheidendes beiträgt, und durch die klare taktische Vorgabe von Trainer Gian Piero Gasperini. Auch wenn das Team im Champions-League-Massstab nicht brillant besetzt ist, so sind darin doch elf Spieler mit einem geschätzten Marktwert von über 20 Millionen Franken zu finden.
YB macht sich bekannt
Ganz abgesehen vom Vergleich der individuellen Stärken und der finanziellen Kräfte liegt der Druck am Mittwoch beim italienischen Vertreter. Das Heimspiel gilt für Atalanta als der Match in dieser Gruppe, der unbedingt gewonnen werden muss – auch wenn sich der Blick auf die Young Boys nach deren Coup gegen Manchester United gewandelt hat.
Die Berner befreiten sich dank des Sieges vor zwei Wochen gleich bei erster Gelegenheit vom Etikett des Punktelieferanten, das sie in Italien, Spanien und England angeheftet bekommen hatten. In jenen Ländern hat YB noch nicht den Stellenwert, den es eigentlich aufgrund seiner letzten Resultate verdienen würde. Immerhin belegt der Klub derzeit Platz 39 in der UEFA-Wertung, nicht allzu weit hinter Atalanta (24.) und Villarreal (21.), den nächsten beiden Gegnern.
Speziell seit seiner ersten Champions-League-Gruppenphase 2018 zeigt sich der Schweizer Serienmeister auch auf internationalem Niveau auf der Höhe. In den letzten vier Saisons kam YB gegen Teams aus den europäischen Top-4-Ligen zu vier Siegen – gegen Manchester United, Juventus Turin und zweimal Leverkusen.
Premiere für die Schweiz?
Vor der vierten Europacup-Reise nach Italien (Niederlagen gegen die AS Roma, Juventus Turin und Napoli, Sieg gegen Udinese) sind die Voraussetzungen, die Liste zu verlängern, nicht schlecht. YB ist im Siegesrausch, Atalanta Bergamo vorab in der Offensive noch nicht so gut in Fahrt wie in den letzten Saisons, auch wenn es am Wochenende beim 2:2 auswärts gegen Inter Mailand eine überzeugende Vorstellung abgeliefert hat.
Ein Sieg in Bergamo wäre für den Schweizer Fussball historisch. Seit nicht nur die Meister an der Champions League teilnehmen dürfen, ist bei elf Versuchen noch nie ein Super-League-Vertreter mit sechs Punkten in die Gruppenphase gestartet.